Der Zinkpreis könnte trotz schwacher Nachfrage in Europa deutlich steigen, weil die robuste Nachfrage aus China unterschätzt wird, bei mindestens einem neuen Großprojekt Mengenrisiken bestehen und die Lagerbestände nur noch wenige Tage des weltweiten Bedarfs abdecken.
Auf der Internationalen Zink- und Zinkoxid-Konferenz der International Zinc Association (IZA) im Februar in San Diego stattfand diskutierten Experten über den Zinkmarkt. Der Branchendienst Fastmarkets hat einige Kernaussagen dokumentiert.
Zinkproduktion 2024 um 3 % gesunken
Ein Blick auf das Zinkangebot unterstreicht das Potenzial für Preissteigerungen. Nach einer Reihe von Minenschließungen im Jahr 2023 dürfte die Minenproduktion im Jahr 2024 etwa 3 % gesunken sein. "Wir steuern auf den niedrigsten Zinkbergbau-Produktionsstand weltweit seit der globalen Finanzkrise zu", so Duncan Hobbs, Reserachleiter bei Concord Resources.
Allerdings kommt neues Angebot auf den Markt – etwa aus der Mine Kipushi in der DR Kongo, die sich mehrheitlich im Besitz von Ivanhoe Mines (TSX:IVN) befindet. Der Bau der neuen Konzentratanlage mit einer Kapazität von 800.000 Tonnen pro Jahr wurde im Mai 2024 abgeschlossen, das erste Konzentrat wurde im Juni 2024 produziert. Kipushis Produktionsprognose für 2024 lag bei 50.000 – 70.000 Tonnen Zink in Konzentrat.
Die Ozernoye Mine in Ostsibirien hatte im September die Produktion aufgenommen und soll 2025 ihre volle Kapazität erreichen, die mit bis zu 600.000 Tonnen Zinkkonzentrat rund 4,5 % der weltweiten Zinkkonzentratproduktion entspricht.
Mit Kipushi und Ozernoye gehen zwei neue Großprojekte an den Start
Jonathan Leng, leitender Zinkmarktanalyst bei Wood Mackenzie, verweist allerdings auf Unsicherheiten: So gebe es "ein großes Problem mit der Schwierigkeit, die Mineralien freizusetzen, da sie so feinkörnig sind." Es bestehe deshalb "definitiv die Möglichkeit einer viel geringeren Produktion als erwartet und auch einer geringeren Qualität."
Der WoodMackenzie-Analyst taxiert das Wachstum der globalen Zinknachfrage in diesem Jahr auf 2,5 % und auf 2,6 % im nächsten Jahr, wenngleich sich die Nachfrage regional sehr unterschiedlich entwickle. Die Lagerbestände deckten derzeit etwa den weltweiten Zinkverbrauch von fünf Tagen ab, was den Zinkpreis in diesem Jahr stützen werde.
"Wenn die Mittel wieder in unedle Metalle fließen und sich die Fundamentaldaten wie erwartet entwickeln, dann schätzen wir einen durchschnittlichen Zinkpreis von 3.400 USD pro Tonne für 2025." Da der Markt seit dem Jahreswechsel stets unterhalb dieses Niveaus notierte, müsste der Preis zeitweilig also über 3.400 USD pro Tonne hinaus ansteigen. Aktuell kostet eine Tonne Zink weniger 2.800 USD. WoodMackenzie sieht also Potenzial für einen Preisanstieg von fast 25 %.
In China läuft die Zinknachfrage besser als die Konjunktur
Duncan Hobbs, Forschungsleiter bei Concord Resources, glaubt, dass die Zinknachfrage aus China unterschätzt wird. Sorgen angesichts des verlangsamten Wirtschaftswachstums in der Volksrepublik hätten gute Daten für das Metall überlagert.
"Wenn man sich spezifischere Daten zu Zinkmetallen ansieht, beispielsweise zu Solarenergie, sind die Daten ziemlich gut und besser, als man erwarten würde", so Hobbs. Das sieht auch Leng so: "Der Zinkverbrauch ist nicht unbedingt ein Spiegelbild der allgemeinen Probleme der chinesischen Wirtschaft."
Für China rechnet Leng in diesem Jahr mit einer Zunahme der Zinknachfrage um 2,5 %. In Europa werde die Nachfrage dagegen nur um 1 % wachsen. Es gebe zwar insgesamt eine Verbesserung der Lage in der verarbeitenden Industrie. Insbesondere Deutschland entwickele sich jedoch schwach.
In Europa könnte es aufgrund der schleppenden Konjunktur sogar zu einem regionalen Überangebot kommen. Der Grund dafür ist die Erweiterung der Kapazität der Schmelzhütte Odda von Boliden. Die seit den 1920er Jahren in Westnorwegen betriebene Hütte wird derzeit von 200 kt auf 350 kt Zink hochgerüstet.
Die europäischen Überschüsse könnten allerdings ihren Weg in die USA finden, wo eine Angebotslücke besteht: Mehr als drei Viertel des Verbrauchs wurde dort zuletzt importiert.