Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0832 (06:26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0725 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 116,30. EUR-CHF oszilliert bei 1,0543.
Hinsichtlich der konjunkturellen Folgen des weitgehend global verfügten Shutdowns durch die Administrationen ergibt sich eine Phalanx an Maßnahmen nie gekannten Ausmaßes, um die Folgen des administrierten Einbruchs zu konterkarieren.
Am Wochenende äußerte sich der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses. Laut CBO stünde ein Einbruch der US-Wirtschaft um 40% in der auf das Jahr hochgerechneten Darstellung im 2. Quartal 2020 ins Haus. Die Arbeitslosenquote würde auf circa 16% explodieren.
Gemäß Kevin Hassett, dem Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, sieht sich die US-Regierung unter Präsident Trump vor diesem Hintergrund gefordert, neben den bereits verfügten massiven Maßnahmen zusätzliche Initiativen zu starten. Dazu will die Regierung ein 6-Punkte Programm dem US-Kongress in den nächsten 3-4 Wochen zukommen lassen. Die US-Regierung hat bisher nicht gekleckert. Sie wird weiter klotzen. Sie muss es auch, da das US-System eben keine Merkmale antizyklischer Elemente einer sozialen Marktwirtschaft hat. Wie glücklich dürfen wir uns in Europa und vor allen Dingen in Deutschland schätzen!
Die öffentlichen Haushalte sind in den USA wie auch in anderen Ländern derzeit nebensächlich. Dennoch weisen wir darauf hin, dass laut US-Treasury die Neuverschuldung per 23. April bei bereits circa 1.500 Mrd. USD stand (Gesamtjahr 2019 1.227 Mrd. USD). Kein westliches Land ist hinsichtlich selbsttragender Elemente strukturell schwächer aufgestellt als die USA.
Neben den im Raum stehenden Stabilisierungs- und Konjunkturmaßnahmen feuern die Zentralbanken weiter.
Die Leitzinsen bleiben in Japan zwar unverändert, aber die Notenbank weitet die Ankäufe von Geldmarktpapieren und Firmenanleihen von circa 60 Mrd. auf 170 Mrd. Euro aus. Die Zentralbank ist bereit, unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen. So liest sich "whatever it takes" auf Japanisch. Die Zentralbank Russlands senkte den Leitzins von zuvor 6,00% auf 5,50%. Das Allzeittief der Zinsen lag bisher bei 5,00% (Juni 2015 noch 17,0%). Werden diese global homogen verfügten Maßnahmen perspektivisch auf die Weltwirtschaftslage wirken? Ja, ohne wenn und ohne aber!
Das Problem der öffentlichen Haushaltsdefizite wird durch die verfügte Zentralbankpolitik niedrigerer Zinssätze in wesentlichen Teilen entkernt. Es kommt nicht auf die Höhe der Bruttoverschuldung an, sondern letztlich auf die Schuldentragfähigkeit. Soweit der pragmatische Blick. Anders lässt sich übrigens der Kurs des JPY an Devisenmärkten nicht erklären. In Krisenzeiten wollen Investoren JPY trotz einer japanischen Bruttoverschuldung von circa 240% des BIP.
Eine Kritik darf jedoch nicht ausgeblendet werden. Der so genannte Westen, der angebliche Hort freier Märkte, gewann 1990 gegen das System des Kommunismus, das von politischen Preisen und Unfreiheit geprägt war. Hat sich der so genannte Westen zu Tode gesiegt? Politische Preise bestimmen heute das Herzstück (Zins/Diskontierungsfaktor für alle anderen Aktiva) der Finanzmärkte und die Freiheit?
In meinem 2007 verfassten Buch „Endlich Klartext“ warnte ich im Vorwort und im Nachwort: "Zuerst verlieren wir die freien Märkte, dann die Demokratie!" "Food for thought!"
Corona-Krise liefert partiell Entspannungssignale
Wir sind sehr erfreut, dass sich immer mehr Entspannungssignale abzeichnen. In China liegt die Zahl der aktuell Infizierten nur noch bei 998, in Südkorea bei 1.731. Die Entwicklungen in Spanien und Italien sind von Entspannung geprägt. Aus diesen Gründen werden dort jetzt Lockerungen oder Pläne für Lockerungen umgesetzt, beziehungsweise aufgestellt.
Selbst im UK (132.464 aktive Fälle) und den USA (803.989 aktive Fälle), Epizentren der Infektion, werden Lockerungspläne ins Auge gefasst.
Aus Deutschland erreichen uns positive Signale bezüglich der Zahl der Neuinfizierungen, aber auch der Gesamtzahl der Infizierten, die bei 39.794 liegt. Diverse politische Kreise wehren sich jedoch weiter, den Begriff "Plan für Lockerungen" ernsthaft über die Lippen zu bringen. Das ist irritierend, denn die Krankenhäuser räsonieren über Kurzarbeit und die Sterberate ist vor dem Hintergrund von COVID-19 laut Euromomo (siehe nachfolgender Chart) untypisch tief in Deutschland. Die Aufgabe der Politik lautet gemäß Eid, Schaden (auch für die Verfassung!) abzuwenden!
Euromomo: Z-score (Standardabweichungen). Sterberate an/unterhalb der Baseline!
Link: https://www.euromomo.eu/graphs-and-maps/
Ein Blick auf Corona "global" gemäß Johns-Hopkins-Universität:
Coronavirus global: Die Zahl der nachgewiesenen Infizierten legte seit Freitag um 262.231 auf 2.971.639 (Tagesschnitt 87.410) zu. Die Zahl der Genesungen stieg um 127.435 auf 865.925 (Tagesschnitt 42.478), während die Zahl der Todesfälle um 15.681 auf 206.542 (Tagesschnitt 5.227) zunahm. Damit liegt die Zahl der akuten nachgewiesenen Fälle bei 1.899.172 (Freitag 1.780.057).
Quelle: https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Heftige Einbrüche der IFO-Indices
Der deutsche IFO-Geschäftsklimaindex sank per April von zuvor 85,9 (revidiert von 86,1) auf 74,3 Punkte (Prognose 80,0, Allzeittief). Der Lageindex verlor von 92,9 (revidiert von 93,0) auf 79,5 Zähler (Prognose 81,0, Tiefpunkt seit 07/2009), während der Erwartungsindex von 79,5 (revidiert von 79,7) auf 69,4 (Prognose 75,0, Allzeittief) einbrach.
USA: Eine Portion freier Fall
Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter sank per März im Monatsvergleich um 14,4% (Prognose -11,9%) nach zuvor +1,1% (revidiert von 1,2%). Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stellte sich laut finaler Berechnung per April auf 71,8 (Prognose 68,0) nach 71,0 Punkten (vorläufiger Wert, Vormonat 89,10).
Russland: Weitere Zinssenkung
Die Zentralbank senkte den Leitzins von zuvor 6,00% auf 5,50%. Das Allzeittief der Zinsen lag bisher bei 5,00% (Juni 2015 17,0%). Die Arbeitslosenrate legte per März von zuvor 4,6% auf 4,7% zu (Prognose 4,8%).
China: Corona-Gewinnerosion keine Überraschung
Im Jahresvergleich sank die Profite der Industrie per Februar um 36,7% (Vormonat -3,3%).
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungspaar EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,0700 – 1,1000 eröffnet neue Opportunitäten.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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