Das Fed-Protokoll schlug einen aggressiveren Ton an, als der Markt eigentlich erwartet hatte, was sich vor allem an den schnellen Kursbewegungen nach der Bekanntgabe zeigte. Wenn die Mitschrift die wahre Intentionen der Fed widerspiegelt, ist die jüngste Rallye am Anleihemarkt aller Wahrscheinlichkeit nach vorbei, und die Renditen werden wieder steigen.
Ausgangsbasis für den nächsten Renditeanstieg ist die zweijährige Verzinsung, die sich einem potenziellen technischen Breakout nähert, der sie wieder auf ihr bisheriges Jahreshoch und wahrscheinlich sogar noch weiter darüber hinaus treiben wird. Die Rendite ist seit dem 7. Juli wieder auf über 3 % geklettert, nachdem sie am Morgen des 1. Juli einen Tiefstand von 2,72 % erreicht hatte.
Infolgedessen hat sich die 2-jährige Rendite über den am 14. Juni bei 3,45 % gestarteten Korrekturtrend bewegt. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil der Relative Strength Index (RSI) weiterhin nach oben zeigt und das Momentum für einen Zinsanstieg günstig ist. Der RSI-Trend hin zu höheren Zinsen begann bereits im Dezember 2020. Ein sauberer Breakout könnte die Zweijahresrendite in den kommenden Wochen wieder auf 3,25 % und möglicherweise auf neue Höchststände steigen lassen.
Die Zinsen stehen vor dem Breakout
Die Zweijahresrendite orientiert sich am Zins der Fed Fund Futures für Dezember 2022. Diese Korrelation existiert bereits seit Herbst 2021. Wenn die Fed an ihrer Prognose festhält, den Leitzins bis zum Jahresende auf 3,4 % anzuheben, dann dürfte der Fed-Fund-Future für Dezember von seinen derzeitigen 3,3 % weiter ansteigen und den Zweijahressatz im Laufe der Zeit mit nach oben ziehen.
In den letzten Wochen preisten die Märkte einen Teil der zuvor erwarteten Zinserhöhungen wieder aus. Dabei fielen die Fed Funds Futures für Dezember von einem Höchststand von fast 3,6 % auf etwa 3,10 %. Dieser Rückgang in den Erwartungen hinsichtlich des künftigen geldpolitischen Kurses könnte sich angesichts der Aussagen im Fed-Protokoll als zu niedrig erweisen. Schließlich scheint die Fed das größere Risiko darin zu sehen, dass die Inflation dauerhaft höher ausfällt als erwartet.
Die Aktienmärkte müssen weiter fallen
Natürlich werden sich höhere Zinsen negativ auf die Aktienkurse auswirken, wie sie es auch in der Vergangenheit getan haben. Ein höheres Zinsniveau zieht die Gewinn- und Dividendenrenditen des S&P 500 und von Aktien im Allgemeinen nach oben. Dies drückt sich in einem niedrigeren Kurs-Gewinn-Verhältnis und damit in niedrigeren Notierungen für den gesamten Index aus.
Der Abstand zwischen der Dividendenrendite des S&P 500 und dem Zins der 10-jährigen Staatsanleihen beträgt nach wie vor mehr als 1,2 % und ist damit extrem groß. In der Vergangenheit war der Spread nur in Einzelfällen so ausgeprägt und deutet darauf hin, dass die Dividendenrendite des S&P 500 noch weiter steigen oder der 10-Jahres-Zinssatz fallen muss, damit der Spread abnimmt.
In diesem Umfeld hoher Teuerungsraten erscheint es jedoch viel wahrscheinlicher, dass die Dividendenrendite des S&P 500 stärker ansteigt und so dazu beiträgt, diesen Spread zu verkleinern. Das würde allerdings auch signalisieren, dass der S&P 500 weiter fallen muss und Aktien im Vergleich zu Anleihen immer noch teuer sind.
Wenn die Zinsen nicht weiter sinken, dann dürfte auch die in der vergangenen Woche beobachtete relative Ruhe am Aktienmarkt vorbei sein.