Seit die US-Notenbank im März 2022 die Zinsschraube angezogen hat, steht der Immobilienmarkt unter Druck. Doch mit den steigenden Erwartungen, dass die Fed im kommenden Monat die Zinsen senken könnte, zeichnen sich allmählich bessere Zeiten für Immobilienaktien ab.
Besonders aufhorchen lässt die Nachricht, dass die Verkäufe bestehender Häuser im Juli zum ersten Mal seit Februar wieder gestiegen sind. Dies könnte ein Signal dafür sein, dass der Sektor den größten Gegenwind tatsächlich hinter sich gelassen hat und nun vor einem Wendepunkt steht.
Für die Aktien von Hausbauunternehmen scheinen die Argumente für eine Erholung des Immobilienmarktes jedoch nicht neu zu sein. Der SPDR S&P Homebuilders ETF (NYSE:XHB) konnte sich im bisherigen Jahresverlauf besser behaupten als der breite US-Aktienmarkt (SPY).
Während Zweifel an der bullischen Stimmung der Hausbau-Aktien bestehen, hinkt der Immobilienmarkt weiterhin hinterher.
Der Chefökonom der National Association of Realtors wies darauf hin, dass die Verkäufe bestehender Häuser zwar leicht angestiegen sind, die Dynamik jedoch insgesamt verhalten bleibt. „Verbraucher sehen eine größere Auswahl, und die Erschwinglichkeit nimmt dank niedrigerer Zinsen zu“, so der Ökonom.
Doch die Bautätigkeit bleibt schwach. Die Baubeginne sanken im letzten Monat auf ein Vierjahrestief, was auf den Anstieg der Hypothekenzinsen zurückzuführen ist. Allerdings könnte eine Trendwende bevorstehen, immerhin sind die Zinsen für 30-jährige Hypotheken auf ein 15-Monatstief gesunken.
"Die Zukunft des Immobilienmarktes in den kommenden Monaten wird zum Teil von der Entwicklung der Hypothekenzinsen und der allgemeinen Wirtschaftslage abhängen", sagt der leitende Wirtschaftsanalyst von Bankrate. "Der Markt könnte von einer Kombination positiver Faktoren profitieren, sofern diese sich entwickeln und anhalten."
Obwohl die Chancen für eine Zinssenkung nach der Rede des Fed-Vorsitzenden in Jackson Hole gestiegen sind, bleiben einige Analysten vorsichtig.
"Unterbrich mich, wenn du das schon einmal gehört hast: Man muss immer noch auf die Daten schauen", kommentierte Lou Crandall, ein ehemaliger Fed-Mitarbeiter und jetzt Chefökonom bei Wrightson-ICAP. Er sieht, dass Powell "eine klare Richtung vorgibt, aber wie schnell und wann genau sich das auswirkt, hängt von den Daten ab, die bis zur Sitzung verfügbar sind. Es gibt kaum Zweifel, dass er im September mit Zinssenkungen beginnen wird."
Die einzige Unsicherheit für den Fed-Future-Markt ist das Ausmaß der Zinssenkung, die für die Sitzung am 18. September erwartet wird. Derzeit preist der Markt eine Wahrscheinlichkeit von rund 74 % für eine Senkung um 25 Basispunkte ein.
Aber wie heißt es so schön: Man soll den Speck nicht loben, bevor das Schwein geschlachtet ist. Vor der nächsten Fed-Sitzung stehen im August zwei wichtige Konjunkturberichte an, die die Zinssenkungsfantasien beflügeln oder enttäuschen könnten: Die Beschäftigungsdaten (6. Sept.) und die Verbraucherpreisinflation (11. Sep.).
Der Konsens ist, dass die Zahlen den optimistischen Trend weiter stützen werden, d.h. die Inflation wird weiter zurückgehen und der Arbeitsmarkt wird sich abschwächen. Sollte die allgemeine Einschätzung zutreffen, werden die Daten eine gute Vorlage für die Ankündigung einer Zinssenkung einige Tage später liefern.