(neu: US-Aktien, weitere Händler-Kommentare)
Frankfurt, 29. Okt (Reuters) - Die VW-Aktie hat auch am
Mittwoch die Richtung am deutschen Aktienmarkt vorgegeben.
Diesmal verhinderte ein heftiger Kursrutsch des Titels, dass der
Dax<.GDAXI> der Aufwärtsbewegung an den Börsen folgte - obwohl
andere Dax-Schwergewichte wie Siemens,
Daimler oder Allianz um bis zu 20 Prozent
zulegten. Der Dax notierte am Nachmittag zwei Prozent im Minus
bei 4730 Punkten. Ohne das 40-prozentige Minus der stark
gewichteten VW-Aktie hätte der Dax fast fünf Prozent
zugelegt. Der Stoxx50<.STOXX50> der größten börsennotierten
Unternehmen aus Europa - in dem VW nicht vertreten ist - lag am
Nachmittag 6,8 Prozent im Plus bei 2202 Zählern.
"Letzten Endes haben wir inzwischen zwei verschiedene
Märkte: VW und den Rest", sagte ein Börsianer. Das Geschäft sei
technisch dominiert. "Vor allem indexorientierte Fonds müssen ja
inzwischen fast stündlich zukaufen oder verkaufen", erklärte ein
anderer Händler. Fonds, die den Dax nachbilden, müssen die
einzelnen Aktien entsprechend ihrer Gewichtung im Index halten.
Durch den heftigen Kursanstieg der VW-Aktie war deren Gewichtung
stark gestiegen. Die Deutsche Börse will die Gewichtung der
VW-Aktie im Dax am Montag auf höchstens zehn Prozent begrenzen.
VOLKSWAGEN-KURS FAST HALBIERT
Nachdem sich der Kurs der Volkswagen-Aktie in dieser Woche
zeitweise auf über 1000 Euro vervierfacht hatte, fiel der Titel
nun um 42 Prozent auf 550 Euro zurück. Auslöser der
Abwärtsbewegung war die Mitteilung von Hauptaktionär
Porsche, bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien am
Markt anzubieten. Die VW-Aktie war in den vergangenen Tagen
wegen fehlgeschlagener Spekulationsgeschäfte von Investoren und
der geringen Zahl frei verfügbarer Aktien so stark gestiegen.
"Letzten Endes kann Porsche inzwischen bestimmen, wohin die
VW-Aktie geht", sagte ein Marktteilnehmer. Porsche-Aktien
gewannen 27 Prozent auf 58,25 Euro.
Daneben standen im Dax nur noch die Aktien der
Postbank auf der Verliererseite. Zur Begründung des
Abschlags von 0,3 Prozent verwiesen Händler auf einen negativ
aufgenommenen Analystenkommentar von Merrill Lynch und die
bereits am Montag angekündigte Kapitalerhöhung.
SCHNÄPPCHENJÄGER TREIBEN KURSE
Mehr als die Hälfte der 30 Dax-Werte verbuchte prozentual
zweistellige Zuwächse. "Die US-Vorgaben haben hier klar
angetrieben, aber letzten Endes sind nur Schnäppchenjäger
unterwegs und keine langfristig orientierten Investoren", sagte
ein Händler. Vor allem Industriewerte konnten sich erholen,
Siemens führte die Gewinnerliste mit einem Plus von 22
Prozent an, gefolgt von BASF und Daimler mit einem
Aufschlag von rund 20 Prozent. "Die sind so billig wie seit 20
Jahren nicht mehr, da sagen sich wohl einige, dass es so schlimm
gar nicht kommen kann", sagte ein Händler.
Bei den Bankentiteln waren viele Anleger zurückhaltender und
nahmen hohe Kurse am Vormittag zum Anlass, Gewinne mitzunehmen.
Das Plus bei der Deutschen Bank schmolz im Laufe des
Tages auf gut neun Prozent, Commerzbank lagen elf
Prozent höher. Die Aktien von Hypo Real Estate
verbuchten ein Plus von 5,3 Prozent. Der Immobilienfinanzierer
hat als erste private Bank angekündigt, das Rettungspaket des
Staats zu nutzen. Bayer profitierten von der
Bestätigung der Jahresprognosen: Die Titel des Pharma- und
Chemiekonzerns gewannen neun Prozent.
Mit Spannung erwartet wurde die Zinsentscheidung in den USA
am Abend (19.15 Uhr MEZ). Sollte die US-Notenbank (Fed) den
Leitzins nicht wie erwartet um mindestens 50 Basispunkte auf
dann 1,0 Prozent senken, sind nach Einschätzung von Händlern
neue Kursverluste zu erwarten.Am Mittwoch starteten die Aktien
an der Wall Street tiefer in den Handel: Kurz nach der Eröffnung
notierte der Dow Jones<.DJI> 0,8 Prozent tiefer. Der
Nasdaq-Composite<.IXIC> sank um 1,5 Prozent - trotz unerwartet
guter Konjunkturdaten. Allerdings hatten die US-Indizes am
Vorabend deutlich im Plus geschlossen.
(Reporter: Kerstin Leitel; unter Mitarbeit von Kirsti
Knolle; redigiert von Jörn Poltz)