Investing.com - Das wachsende Interesse institutioneller Anleger an der Kryptowährung Bitcoin wird zum Problem für Gold. Das behaupten die Analysten von JPMorgan (NYSE:JPM).
Die beliebte Cyberdevise testete zuletzt Rekordhochs, die sie vor gut drei Jahren erreicht hatte. Seit Jahresanfang ist Bitcoin um mehr als 150 Prozent oder 16.028 Dollar gestiegen.
Ein Grund für den massiven Preisanstieg der Cyberdevise war sicherlich die Aussicht darauf, dass Kryptowährungen zunehmend im Alltag der Menschen ankommen, insbesondere nachdem PayPal (NASDAQ:PYPL) Ende Oktober den Einstieg in das Geschäft mit Kryptos angekündigt hat. Kunden in den USA können so über die Paypal-Plattform Bitcoin und andere Kryptowährungen kaufen, verkaufen und sie aufbewahren.
Andere wiederum verweisen auf die enormen Mengen an Liquidität, die seit Beginn der Corona-Krise Mitte März durch die Notenbanken und Regierungen der Welt bereitgestellt und in die Märkte gepumpt wurden.
Zur gleichen Zeit sorgen sich viele Investoren vor der Rückkehr der Inflation. Das lässt sich insbesondere an der hohen Nachfrage nach inflationsgeschätzten Anleihen (NYSE:TIP) ablesen, aber auch an den steigenden Preisen für Gold und Bitcoin. Seit jeher gilt Gold als sicherer Hafen und Wertspeicher. Für die beliebte Kryptowährung sind diese Eigenschaften jedoch relativ neu.
Mehrere Bitcoin-Bullen bezeichnen die Cyber-Devise inzwischen als "digitales Gold". Der Grund: die starke Performance der Kryptowährung in der Corona-Krise.
Mit der wachsenden Beliebtheit der Kryptowährung nimmt auch der Druck auf institutionelle Anleger zu, Bitcoin als eine Art Diversifikation ins Portfolio zu integrieren.
Das könnte den Analysten von JPMorgan zufolge gut für Bitcoin, aber schlecht für Gold sein. Während die Bitcoin-Akzeptanz unter institutionellen Investoren gerade erst in den Kinderschuhen stecke, ist sie bei Gold bereits sehr ausgereift, schreiben die Experten.
Laut der US-Großbank flossen in den Bitcoin Trust des Fondsmanagers Grayscale gut 2 Milliarden Dollar seit Oktober. Aus den börsengehandelten Goldfonds sei dagegen viel Geld abgeflossen - insgesamt 7 Milliarden Dollar.
Die kurzfristigen Aussichten für Bitcoin seien zwar "nach unten gerichtet", doch mittel- bis langfristig seien die Analysten positiv gestimmt.
Der Grund dafür ist, dass institutionelle Investoren wie Investmentfonds immer noch kaum auf Bitcoin setzen, sagte JPMorgan und fügte hinzu, dass diejenigen, die Bitcoin kaufen - überwiegend wohlhabende Einzelpersonen und Family Offices - in der Regel ein Engagement von lediglich 1 bis 3 Prozent haben.
"Sollte sich diese mittel- bis längerfristige These als richtig erweisen, könnte der Goldpreis in den kommenden Jahren unter einem strukturellen Gegenwind leiden", so JPMorgan.
Jedoch warnen die Experten vor überzogener Euphorie. Angesichts überkaufter Marktbedingungen dürfte es kurzfristig zu Preisrückschlägen bei Bitcoin kommen.
Denn es ist ja schließlich so: geht das Momentum nach oben, springen andere Anleger auf den Zug auf. Schwache Hände hoffen auf enorme Kurssteigerungen auf kurze Sicht. Das heizt die Stimmung zunächst weiter an und führt zu weiter steigenden Preisen. Doch diese sich selbst erfüllenden Phasen können auch schnell drehen, wie sich im Dezember 2017 gezeigt hat.
Bitcoin hat seit Anfang Dezember gut 7 Prozent an Wert eingebüßt und wurde am Donnerstag gegen 11.10 Uhr 1 Prozent höher auf 18.272 Dollar gehandelt.