Von Ambar Warrick
Investing.com-- Die Ölpreise sind am Mittwoch weiter gefallen und haben alle ihre Wochengewinne wieder eingebüßt. Die Sorgen über die schleppende Rohölnachfrage überwogen die kleine Produktionskürzung der OPEC+.
Der in London gehandelte Brent Öl-Future büßte 1,18 % auf 91,73 Dollar je Barrel ein, während der Preis für die US-Ölsorte West Texas Intermediate bis 09.26 Uhr MEZ um 1,46 % auf 86,41 Dollar je Barrel sank. Am Dienstag waren beide Ölkontrakte bereits um 3 % bzw. 2,4 % abgesackt.
Neue Corona-Lockdowns in China stellen angesichts der in der Regel hohen Ölimporte des Riesenreichs den wohl gravierendsten Grund zur Sorge um die Rohölnachfrage dar. Vor kurzem verlängerte die Regierung in Peking einen Lockdown in der südwestlichen Millionenstadt Chengdu.
Zudem gingen die chinesischen Rohöleinfuhren im August im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 % zurück, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Zolldaten hervorgeht. Ursache hierfür waren Störungen in staatlichen Raffinerien und ein geringerer Betrieb unabhängiger Verarbeitungsanlagen aufgrund niedriger Gewinnmargen.
Darüber hinaus belastet die Stärke des US-Dollar wegen der wachsenden Erwartung weiterer Zinserhöhungen durch die Federal Reserve (Fed) die Ölpreise. Ein stärkerer Dollar verteuert die Rohölimporte, was sich negativ auf die Nachfrage auswirken kann.
Wichtige Ölimporteure wie Indien und Indonesien beobachten die Dollar-Aufwertung mit großer Sorge. Ihre jeweiligen Landeswährungen haben in letzter Zeit herbe Verluste gegenüber der Weltleitwährung erlitten.
Befürchtungen über eine nachlassende Nachfrage und einen starken Dollar überschatteten weitgehend eine Förderkürzung der Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Bündnispartner (OPEC+) um 100.000 Barrel pro Tag. Dies entspricht 0,1 % der globalen Tagesnachfrage und wurde am Markt weithin als symbolischer Schritt angesehen. Die Ölpreise waren im Anschluss an die Produktionskürzung noch kurzzeitig gestiegen.
Die Drosselung des Ölangebots enttäuschte jedoch weitgehend die Händler, die auf eine stärkere Drosselung gehofft hatten. Zuvor hatte der de-facto OPEC-Führer Saudi-Arabien angekündigt, die Rohölpreise durch eine geringere Förderung zu stützen.
Auch das zusätzliche Ölangebot aus Russland, das als Antwort auf die von den USA und Europa gesetzten Preisobergrenzen seine Lieferungen nach Asien erhöhen will, dürften die Rohölpreise belasten.
Zudem dürfte auch in den USA die Rohölnachfrage bis zum Winter zurückgehen. Die Benzinnachfrage in den USA hat sich jedoch in den letzten Wochen aufgrund der sinkenden Kraftstoffpreise erholt.
Eine sich anbahnende Energiekrise in Europa könnte die Ölnachfrage in diesem Winter ebenfalls ankurbeln, nachdem Russland eine wichtige Gaspipeline in die Europäische Union stillgelegt hat. Einige EU-Staaten wollen im vierten Quartal auf Heizöl umstellen.