Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis konnte am Mittwoch seinen Höhenflug fortsetzen. Unterstützung kam von aktuellen Daten, die darauf hindeuten, dass die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche stark abgenommen haben. Die Einführung neuer harter Lockdowns in vielen chinesischen Metropolen sorgte unterdessen für eine Begrenzung der Zugewinne.
Die Daten des American Petroleum Institute zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände letzte Woche um 4,8 Millionen Barrel abgenommen haben. Erwartet wurde eine wesentlich geringere Abnahme. Die offiziellen Regierungszahlen, die heute im Laufe des Tages veröffentlicht werden, werden voraussichtlich einen ähnlich starken Rückgang zeigen. Doch der Anlegerfokus richtet sich heute auch auf das Tempo bei der Freigabe der strategischen Ölreserven der USA durch die US-Regierung. Derzeit ist die Reserve auf ihrem tiefsten Stand seit 38 Jahren angekommen.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl notierte 1,05 % fester auf 89,44 USD pro Barrel. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ging es um 0,89 % nach oben auf 81,69 USD pro Barrel. Sowohl Brent als auch WTI verteuerten sich gestern, nachdem Saudi-Arabien Berichte dementiert hatte, dass die OPEC+ eine Angebotserhöhung erwägen.
Der aktuell schwache Dollar inmitten der Ungewissheit über die Entwicklung der US-Zinssätze sorgte ebenfalls für Unterstützung.
Allerdings blieben die Zugewinne begrenzt, denn steigende Corona-Fallzahlen in China sorgen vermehrt für Einschränkungen in den Großstädten, insbesondere in Peking und Shanghai. Das Land hat mit einem rekordanstieg bei den täglichen Neuinfektionen zu kämpfen. Die Märkte befürchten, dass die Konsequenzen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens eine wirtschaftliche Verlangsamung beim weltweit größten Ölimporteur auslösen könnten.
Chinas Ölimporte sanken in den ersten neun Monaten 2022 um 4,3 %, wobei die Nachfrage angesichts steigender Corona-Fälle voraussichtlich gedämpft bleiben wird. Die Kraftstoffexporte und -produktion im Land stiegen dagegen erheblich. Allerdings spiegeln gestiegenen Exportquoten auch die verhaltene Nachfrage im Land selbst wider.
Die schwächelnde chinesische Nachfrage gehörte in diesem Jahr zu den größten Störfaktoren auf den Ölmärkten. Derzeit gibt es auch keine Anzeichen dafür, dass sich dies kurzfristig ändern könnte. Die Regierung in Peking zögert bisher, ihre strikte Null-Covid-Politik zu lockern.
Anzeichen auf eine Angebotsverknappung trugen jedoch dazu bei, die Verluste bei den Rohölpreisen einzudämmen. Derzeit liegt der Fokus auf der Einführung der Preisobergrenze des Westens auf russisches Öl. Es wird erwartet, dass Moskau als Reaktion darauf seine Ölexporte kürzen wird, wodurch sich das globale Rohölangebot weiter verknappen wird.
In Europa wird außerdem ab dem nächsten Monat ein pauschales Importverbot von russischem Öl erlassen.
Die Reaktion auf den Märkten fiel zunächst eher abwartend aus, da sie auf weitere Impulse zur Preisstabilisierung seitens der OPEC warten. Eine dieser Maßnahmen ist die Kürzung der Förderleistung um 2 Millionen Barrel pro Tag, die diesen Monat in Kraft tritt.
Die Organisation, deren Treffen Anfang Dezember ansteht, versprach derweil, weitere Angebotskürzungen zur Stabilisierung der Rohölpreise vorzunehmen.