Investing.com - Der Preiskollaps am Ölmarkt gestern war noch nicht das Ende - der Ölpreis ist erneut abgestürzt. Der Einbruch der Ölnachfrage im Zuge der Coronavirus-Restriktionen auf der ganzen Welt sowie gut gefüllte Öllager, die für das Super-Contango verantwortlich waren, bringt den Energieträger auch am Dienstag in Richtung Nulllinie.
Am Montag war der WTI-Mai-Kontrakt zum ersten Mal in der Geschichte in den negativen Bereich gerutscht. In der Spitze mussten Verkäufer 40,32 Dollar auf den Tisch legen, damit der Kontrakt den Besitzer wechseln konnte.
Der WTI-Future zur Lieferung im Juni wurde zuletzt knapp 45 Prozent tiefer auf plus 11,34 Dollar je Barrel gehandelt. Das Kontrakttief wurde bei 6,55 Dollar je Barrel ausgebildet. Einige Händler warnen bereits davor, dass auch der Juni-Kontrakt schon bald ins Minus rutschen könnte. Der darauffolgende Juli-Kontrakt verlor 22 Prozent auf 20,49 Dollar je Barrel.
"Die extrem schwachen Rahmenbedingungen dürften noch mindestens für den nächsten Monat anhalten", schrieb der Deutsche-Bank-Analyst Michael Hsueh am Montag in einer Kundennotiz. "Dieser anhaltende Druck könnte bei der derzeitigen Entwicklung irgendwann vor Ende Mai wieder zu negativen Preisen führen", fügte er hinzu.
Der Öl-ETF United States Oil Fund LP (NYSE:USO), der den Preis von in den USA produziertem Öl verfolgt, brach um 36 Prozent ein. Angesichts des Ölpreiskollaps droht vielen Ölkonzernen sowie Ölfelddienstleistern für die Erdölindustrie mit hohen Schuldenquoten die Pleite. Das belastet am Dienstag auch die Wall Street. Der Energy Select Sector SPDR® ETF (NYSE:XLE), der die Nachbildung der Wertentwicklung der US-Energieunternehmen anstrebt, verliert um 2,19 Prozent auf 32,14 Dollar, während der S&P 500 gut 2 Prozent tiefer steht. Der Dow Jones Exploration & Production Index sinkt 1,98 Prozent, der Dow Jones Oil Equipment & Services Index fällt 1,76 Prozent.
Die Coronavirus-Pandemie hat zu einem beispiellosen Nachfrageausfall geführt. Die Internationale Energieagentur warnte in ihrem monatlichen Ölbericht, dass die Nachfrage im April um 29 Millionen Barrel pro Tag geringer ausfallen könnte als vor einem Jahr - den niedrigsten Stand seit 1995. Und da sich die Öllagerstätten rasch füllen, glauben einige Ölmarktbeobachter, dass die Preise länger niedriger bleiben könnten.
Anfang April einigte sich das Ölkartell Opec und seine Verbündeten angesichts des Nachfrageeinbruchs im Zuge der Coronavirus-Krise weniger Rohöl zu fördern. Konkret beläuft sich die Produktionskürzung für Mai und Juni auf 10 Millionen Barrel pro Tag.
Die Ölsorte Brent zur Lieferung im Juni, die Ende April in den Juli-Kontrakt gerollt wird, verliert am Dienstag knapp 25 Prozent. Mit 19,12 Dollar erreichte die Nordseesorte den tiefsten Stand seit Dezember 2001, bevor eine moderate Erholung einsetzte.
Für Kursbewegung könnte heute Abend noch der wöchentliche Bericht des American Petroleum Institute zu den Rohöllagerbeständen in den USA sorgen.
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