Investing.com - Gefahr in Verzug: Die Ölpreise könnten bis auf die Marke von 100 Dollar pro Barrel klettern. Und auch die Preisschwankungen dürften infolge geringerer Investitionen und der Energiewende zunehmen, so die Chefs der führenden Energieunternehmen am Dienstag.
"Es gibt eine gute Chance, die 100 Dollar zu erreichen, aber wir könnten in den kommenden Jahren auch wieder einige Tiefs sehen, da man ja an die Volatilität gewöhnt ist", sagte TotalEnergies (PA:TOTF)-Chef Patrick Pouyanne auf dem Wirtschaftsform in Katar.
Die Rohölpreise kletterten am Dienstag über 75 Dollar pro Barrel und damit auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren.
Vor etwas mehr als einem Jahr, als der WTI-Future zum ersten Mal in der Geschichte ins Minus gerutscht war, galt es als praktisch undenkbar, dass der Ölpreis jemals wieder die 100-Dollar-Marke erreichen könnte. Damals brachen die Preise für das schwarze Gold im Zuge der Corona-Krise und den damit einhergehenden Lockdowns dramatisch ein. Infolge des Ölpreis-Crashs reduzierte die OPEC+ ihre Produktion um fast 10 Millionen Barrel pro Tag, und auch andere Länder drosselten ihre Förderung.
"Wir werden voraussichtlich sowohl Preise um 50 als auch um 100 Dollar sehen, fragen Sie mich jetzt aber bitte nicht nach der Reihenfolge", so der Geschäftsführer von Royal Dutch Shell (AS:RDSa) Ben van Beurden, auf der Konferenz.
Und der Exxon Mobil (NYSE:XOM)-CEO Darren Wood ergänzte: "Nach der Pandemie und den fehlenden Investitionen in unserer Branche glaube ich, dass die Verknappung von Angebot und Nachfrage sich im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs noch verschärfen wird."
Wood weiter: "Und dann werden wir mit der Zeit einen Anstieg des Angebots und eine Rückkehr zum Gleichgewicht sehen, so dass wir beides sehen werden, aber auf kürzere Sicht wahrscheinlich höhere Preise."
Die Ölpreise sind seit Jahresanfang um mehr als 50 Prozent gestiegen. Hintergrund sind eine Erholung der Nachfrage und Produktionskürzungen der Produzenten in Rekordhöhe. Und die Bank of America (NYSE:BAC) ist sogar der Meinung, dass sich die Rallye so schnell nicht abschwächen wird.
Die Großbank sagte Anfang Juni, dass Rohöl den ganzen Weg bis auf 100 Dollar pro Barrel klettern kann, "bevor diese Story zu Ende ist". Der optimistische Ausblick der Bank of America stützt sich auf die anziehende Nachfrage und das "Risiko, dass das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage schnell in Richtung eines angespannten Marktes kippt."
Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete am Mittwoch 73,42 Dollar und damit 0,77 Prozent mehr als am Vortag. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 0,76 Prozent auf 75,39 Dollar.
"Wir bleiben weiterhin optimistisch gegenüber US-Öl, zumal sich die Aussichten auf eine umfassende Erholung unserer Meinung nach erst allmählich in den Bewertungen widerspiegeln", so die Bank of America.
Vor dem Hintergrund dieser optimistischen Einschätzung stuft das Unternehmen Marathon Petroleum (NYSE:MPC) als seinen Top-Pick im Bereich Raffinerien ein. Die Bank empfiehlt außerdem die Aktien von Valero Energy (NYSE:VLO) und Phillips 66 (NYSE:PSX).
- Mit Material von Reuters.