von Robert Zach
Investing.com - Binance bläst die Übernahme der angeschlagenen Krypto-Börse FTX.com ab. Gegen den Kauf sprächen drei Gründe: Due Diligence, Medienberichte über nicht korrekt verwaltete Kundengelder und angebliche Ermittlungen der US-Behörden.
"Ursprünglich hatten wir gehofft, die Kunden von FTX bei der Bereitstellung von Liquidität unterstützen zu können, aber die Probleme liegen außerhalb unserer Kontrolle und unserer Fähigkeit zu helfen", hatte Binance in einem Tweet zur weiteren Erklärung geschrieben.
Nach der Absage der Übernahme stürzte der native Token der FTX-Börse weiter ab und erreichte mit 2,20 Dollar einen neuen Tiefstand. Zuletzt büßte der FTT/USD fast 60 Prozent an Wert ein und wurde bei 2,45 Dollar gehandelt. Zum Wochenbeginn hatte ein Token noch über 20 Dollar gekostet.
Dass FTX ausblutet, zeigt sich auch an den massiven Mittelabflüssen von Großinvestoren auf der Börsenplattform. Laut den Daten von Crypto Intelligence Tracker zogen Großinvestoren wie Nansen, Nexo, Circle und Jump Trading innerhalb einer Woche 1,87 Milliarden Dollar von FTX ab.
Auch Investmentfonds, die für DeFi-Protokolle Liquidität bereitstellen, zogen binnen 24 Stunden Token im Wert von 246,6 Millionen Dollar aus FTX ab.
Wie Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute anonyme Person berichtete, haben hochrangige Binance-Mitarbeiter eine Diskrepanz zwischen den Verbindlichkeiten und den Vermögenswerten von FTX festgestellt, die wahrscheinlich in die Milliarden geht und möglicherweise 6 Milliarden Dollar übersteigt.
Am Dienstag hatte Binance-CEO Changpeng Zhao noch verlauten lassen, dass die Börse eine Absichtserklärung zur Übernahme von FTX.com, einer von FTX.US getrennten Einheit, unterzeichnet habe, nachdem FTX "um Hilfe gebeten" habe. Dabei warnte er aber gleichzeitig, dass man die Übernahme jederzeit abblasen könne.
FTX ist nach Angaben von CoinMarketCap die drittgrößte Krypto-Börse nach Handelsvolumen.
Viele Händler befürchten angesichts der Solvenzprobleme bei FTX ein Übergreifen der Krise auf den bereits angeschlagenen Krypto-Markt. Entsprechend stürzte Bitcoin am Mittwoch bis auf 15.856 Dollar ab - den niedrigsten Stand seit November 2020.
Die Krypto-Experten von Rekt Capital schreiben in einem Marktkommentar, dass Bitcoin "im Extremfall auf die monatliche Unterstützung bei 14.000 Dollar" abstürzen könnte, bevor eine Stabilisierung einträte. Chancen für eine stärkere Erholung sehe man erst bei einem Rebound und einem Monatsschlusskurs über der 17.000-Dollar-Marke. Bis dahin bleibe aber noch viel Zeit, so dass es noch entsprechend volatil rund um BTC werden könne.
Auch Pinchas Cohen, technischer Analyst bei Investing.com, sieht den Bitcoin noch nicht am Ende seiner Abwärtsbewegung. Durch die Vollendung eines bärischen Musters habe die nach Marktkapitalisierung wichtigste Kryptowährung nun Spielraum für einen Fall auf die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Dollar."Gemessen an der Höhe des Musters zwischen dem Hoch vom 15. August und dem Tief vom 13. Oktober ergibt sich eine voraussichtliche Bewegung von 7.003 Dollar nach dem Breakout bei 18.307 Dollar mit einem Ziel von 11.304 Dollar", schrieb er in einer aktuellen Chartanalyse zu Bitcoin.