Investing.com - Nach den miserablen Zahlen aus Deutschland, wo die Dienstleister den Industrieunternehmen nach unten folgen und damit eine ausgewachsene Rezession immer wahrscheinlicher wird, verharrt die Euro-Zone als Ganzes in einer Phase der wirtschaftlichen Stagnation.
Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex aus Service- und Industriesektor erholte sich auf den höchsten Stand seit 2 Monaten. Hört sich berauschend an, ist es aber nicht. Schließlich klebt er mit 50,2 Punkten am Übergang zum rezessiven Wachstum. Der Punktgewinn betrug gerade einmal 0,1 im Vergleich zum September.
Die Unternehmen haben erneut ihre Industrieproduktion gedrosselt und der Dienstleistungssektor wuchs im geringsten Tempo seit 2014. Schlimmer noch ist die Tatsache, dass die Geschäftsaussichten auf Talfahrt bleiben und so pessimistisch ausgefallen sind wie zuletzt 2013, teilte Markit mit. Während es in Deutschland zu einem Stellenabbau kam, verzeichnete Europa zwar noch ein Jobplus. Das war aber das schwächste seit 2014.
Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit, bewertet die vorläufigen EMIs der Euro-Zone wie folgt: "Die Eurozone verzeichnete auch im Oktober annähernde Stagnation. So deutet die aktuelle Vorabschätzung auf ein Wachstum im vierten Quartal 2019 von knapp unter 0,1 Prozent hin."
"Die Umfrage zeigt, dass die Amtszeit Mario Draghis an der Spitze der EZB mit annähernder Stagnation beim BIP und bei den Preisen, einem verlangsamtem Beschäftigungswachstum und einem zunehmend pessimistischen Geschäftsausblick enden wird. Dies dürfte den Druck auf Christine Lagarde erhöhen, die Suche nach neuen Lösungen für die derzeitige Malaise der Eurozone voranzutreiben."
Aus dem Tal der Wachstumstränen kommt die Euro-Zone wohl so schnell nicht raus. Was das Problem ist, dürfte auf der Hand liegen: der Euro, der es Volkswirtschaften innerhalb des Staatenbundes nicht erlaubt, je nach Konjunkturzyklus die Währung Auf- bzw. Abzuwerten. Und solange dieses Problem nicht angegangen wird, was mit der neue EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen unwahrscheinlich ist, verkommt Europa zu einem immer unattraktiveren Standort.
Die Reaktion der Märkte
Der Dax zog sich in den letzten Minuten etwas zurück. Vom neuen Jahreshoch ausgehend ging es gut 50 Punkte zurück.
Auch der Euro gab seine anfänglichen Gewinne wieder ab und notierte fast unverändert.
Der Euro-Bund-Future erholte sich ins Plus zurück, während die Zehnjahresrendite aus Deutschland bei -0,389 Prozent rentierte.
von Robert Zach