PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach Gewinnen zur Wochenmitte haben Europas Aktienmärkte am Donnerstag wieder nachgegeben. Die Talfahrt wurde zugleich deutlich steiler, nachdem die US-Börsen (ETR:SXR4) im frühen Handelsverlauf ins Minus drehten und zunehmend unter Druck gerieten.
Gründe gab es gleich mehrere. So bereitet einerseits die Eskalation im Nahostkonflikt Sorgen und lässt dabei auch die Ölpreise weiter steigen. Andererseits dämpft der sich weiter erholende Yen die strukturelle Risikoneigung an den Finanzmärkten weiter. Investoren, die sich in Japan "günstiges Geld" für Aktien-Spekulationen besorgt hatten, trennen sich nun wieder von ihren Positionen. Dass sich in den USA im Juli die Stimmung in der Industrie überraschend weiter eintrübte und noch deutlicher unter die Expansionsschwelle sank, tat ihr Übriges, auch wenn dadurch die Erwartungen über bald sinkende Zinsen bestärkt wurden.
Der EuroStoxx 50 sackte letztlich um 2,20 Prozent auf 4.765,72 Punkte ab. Damit schloss der Leitindex der Euroregion nicht nur auf Tagestief, sondern erreichte auch den tiefsten Stand seit Ende Februar. Ähnlich stark verlor auch der französische Cac 40 . Der britische FTSE 100 büßte 1,01 Prozent auf 8.283,36 Punkte ein. In der Schweiz fand wegen eines Feiertages kein Handel statt.
Das Thema Zinssenkung nach der US-Notenbank-Entscheidung und den Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell bewegte die Börsen in Europa - wie bereits am Vorabend in den USA - kaum. "Impulse, egal ob in die eine oder andere Richtung, haben derzeit nur einen sehr kurzfristigen Einfluss auf den Markt", sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. "Solange die Inflationsrate noch über dem Ziel von zwei Prozent liegt, dürfte die Währungshüter in Washington vorsichtig agieren", dämpfte zudem Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein allzu große Zinshoffnungen.