FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Im Handel mit Rohstoff-ETCs sind vor allem Gold-Produkte gesucht. Charttechniker heben auch die Potenziale beim Silberpreis hervor. Ebenfalls gekauft werden ETCs auf Industriemetalle, die von den Maßnahmen der chinesischen Regierung profitieren.
2. Oktober 2024. Die Rekordjagd des Goldpreises hat die Nachfrage nach Edelmetall-Produkten in den vergangenen Wochen weiter beflügelt. Die weltweiten Kapitalströme bei Rohstoff-ETCs zeigen auf Monatssicht massive Zuflüsse in dem Segment. Die Händler an der Börse Frankfurt bestätigen diesen Trend. Ivo Orlemann von der ICF Bank berichtet von einer starken Nachfrage nach dem WisdomTree Physical Gold () und dem Invesco Physical Gold (). Goldminenaktien werden über den VanEck Gold Miners () ebenfalls ins Depot gelegt.
Xetra-Gold mit neuem Rekordhoch
Bei Lang & Schwarz ist vor allem Xetra-Gold () gesucht, wie Fabian Wörndl vermeldet. Die von der Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) Commodities GmbH emittierte und zu 100 Prozent mit Gold unterlegte Inhaberschuldverschreibung verbrieft einen Anspruch auf die Lieferung von physischem Gold. Zurzeit liegt der Bestand von Xetra-Gold bei rund 180 Tonnen. Zu Beginn des laufenden Monats wurde bei Kursen von rund 78 Euro ein neues Rekordhoch markiert. Die Kundschaft von Vontobel bevorzugt derweil gehebelte Knock-out-Produkte auf den Goldpreis, wie David Hartmann berichtet. Umsatzspitzenreiter ist dabei ein Turbo-Call mit Hebel 10 ().
Viele Anlegerinnen und Anleger agieren nach dem Motto "the trend is your friend", was sich in den vergangenen Wochen und Monaten ausgezahlt hat. Mobeen Tahir von WisdomTree ist zuversichtlich, dass dies so bleibt: "Angesichts der steigenden Erwartungen einer weiteren geldpolitischen Lockerung dürfte sich der Aufschwung bei Gold fortsetzen", erklärt der Direktor im Bereich Makro- und thematisches Research. Etwas vorsichtiger äußert sich Barbara Lambrecht von der Commerzbank (ETR:CBKG). Nach Ansicht der Rohstoff-Analystin spricht nach der besten Q3-Performance seit über acht Jahren (+13 Prozent) "einiges dafür, dass der Höhenflug bei Gold vorerst beendet ist und nun zunächst eine Konsolidierungsphase ansteht". Damit rechnet zumindest kurzfristig auch Thomas Kulp von der DZ Bank, der sein 12-Monats-Kursziel für den Goldpreis allerdings auf 2.800 Dollar angehoben hat: "Dauerhaft niedrigere Zinsen dürften die Goldnachfrage stützen - insbesondere vonseiten privater Anleger".
Silber mit intaktem Aufwärtstrend
Noch nicht auf Rekordniveaus, aber immerhin im Bereich der Jahreshochs notiert der Silberpreis. Jörg Scherer von HSBC (LON:HSBA) weist hier auf eine seiner Ansicht nach sehr aussichtsreiche Ausgangslage hin. Der technische Analyst spricht von einem "absolut überzeugenden Chartverlauf", nachdem Silber mit 31,15 Dollar den höchsten Quartalsschlusskurs seit 2012 markiert und die Hochs von 2020 bzw., 2021 bei rund 30 Dollar überwunden hat. Dadurch könne die Kursentwicklung der letzten vier Jahre als "Untertassenformation" interpretiert werden, aus der sich ein Kursziel von 42 Dollar errechnet. Langfristig sei sogar ein Anstieg bis rund 48 Dollar möglich. Die Unterstützungen bei 30 bzw. 26 Dollar könnten Investorinnen und Investoren als "Absicherung auf der Unterseite" heranziehen. Bei Vontobel meldet Hartmann gute Nachfrage nach einem dauerhaft 15-fach gehebelten Faktor-Long-Optionsschein auf Silber ().
Long-Spekulationen auf Kakao
Abseits der Edelmetalle sind die Kurse auch im Segment der Agrarrohstoffe gestiegen. Tahir begründet das vor allem mit der Eindeckung von Leerverkäufen auf wichtigen Märkten wie Sojabohnen, Weizen, Kaffee, Zucker, Sojabohnenöl, Kakao, Magerschweine und Mastrinder". Die zunehmende Wahrscheinlichkeit einer La-Niña-Wetterlage habe zudem Befürchtungen ausgelöst, dass es in einigen Regionen zu Dürreperioden und in anderen zu übermäßigen Regenfällen kommt, was die landwirtschaftliche Erzeugung beeinträchtigen könnte. Die Aussichten für den Sektor bezeichnet er daher bis Anfang 2025 noch als positiv. Das sehen auch einige Anlegerinnen und Anleger so. Bei Lang & Schwarz berichtet Wörndl von Käufen des moderat gehebelten WisdomTree Cocoa 2x Daily Leveraged ().
Die neuesten politischen Maßnahmen Chinas, darunter Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen der People's Bank of China (PBOC), geben dem Markt für Industriemetalle nach Ansicht von Wisdom Tree die "dringend benötigte Unterstützung". Die Maßnahmen würden auf die Förderung des Konsums und des Anlegervertrauens abzielen, was bereits einen Aufschwung der Nachfrage nach Industriemetallen bewirkt habe. Orlemann berichtet in diesem Zusammenhang von Käufen des WisdomTree Industrial Metals ().
Von Thomas Koch, 2. Oktober 2024, © Deutsche Börse AG
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