ROM/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf baldige Neuwahlen in Italien mit einer ähnlichen Pattsituation wie aktuell hat die Anleger an den Finanzmärkten am Dienstag verschreckt. Die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen stiegen im Vormittagshandel spürbar an, die Kurse am italienischen Aktienmarkt gaben nach. Der Euro wurde ebenfalls belastet und fiel unter die Marke von 1,19 US-Dollar.
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen Italiens stiegen am Dienstagvormittag um rund sieben Basispunkte auf 1,83 Prozent. Damit erhöhte sich der Risikoaufschlag gegenüber als sicher geltenden deutschen Bundesanleihen um 7,5 Basispunkte auf 1,3 Prozentpunkte. Zehnjährige Anleihen des Bundes rentieren mit 0,53 Prozent viel tiefer als italienische Staatstitel. Dies ist Ausdruck der hohen Kreditwürdigkeit Deutschlands.
Am italienischen Aktienmarkt trübte sich die Stimmung ebenfalls ein. Der Leitindex FTSE MIB fiel im Vormittagshandel um 1,35 Prozent und damit deutlich stärker als etwa der europäische Aktienindex Euro Stoxx 50. In anderen südeuropäischen Ländern wie Spanien und Portugal trübte sich die Stimmung an den Finanzmärkten ebenfalls ein, wenn auch nicht so deutlich wie in Italien.
Die derzeitige politische Pattsituation erhöhe die Wahrscheinlichkeit von baldigen Neuwahlen, kommentierte die italienische Großbank Unicredit (MI:CRDI). Während Staatspräsident Sergio Mattarella eine Übergangsregierung zur Verabschiedung eines Staatshaushalts und eines neuen Wahlgesetzes anstrebt, lehnen die populistische Bewegung Fünf Sterne und die rechte Partei Lega eine Übergangsregierung ab und sprechen sich für rasche Neuwahlen aus.
Die Unicredit warnt aber vor diesem Weg: Ohne ein neues Wahlgesetz sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Neuwahlen ein ähnliches Ergebnis mit unklarer Parlamentsmehrheit erbringen wie die erst im März abgehaltene Wahl.