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Etatstreit erschwert Italiens Schuldenmanagement

Veröffentlicht am 22.11.2018, 07:53
© Reuters. European Union and Italian flags are seen in downtown Rome
BBVA
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- von Abhinav Ramnarayan und Giulio Piovaccari

London/Mailand (Reuters) - Der monatelange Haushaltsstreit mit der EU-Kommission hält immer mehr Profi-Anleger vom Kauf italienischer Staatsanleihen ab.

Das erschwert es dem hoch verschuldeten Land zunehmend, sich die aktuell niedrigen Zinsen mit lang laufenden Bonds zu sichern. Die staatliche Refinanzierung wird auch dadurch problematischer. Geschürt werden dürfte die Verunsicherung am Markt zusätzlich, dass die EU-Kommission einen ersten Schritt für ein Strafverfahren gegen Italien machte und den Etatentwurf wegen der Pläne für eine höhere Neuverschuldung am Mittwoch ablehnte.

Italien könne derzeit keine syndizierten Emissionen platzieren, sagt ein Börsianer. Anders als bei klassischen Anleihe-Auktionen werden die Papiere dabei über ein Bankenkonsortium direkt an Interessenten weltweit verkauft. "Das eröffnet zusätzliche Möglichkeiten wie die Ausgabe der 50-jährigen italienischen Anleihe aus dem Jahr 2016. Eine syndizierte Emission ist zudem ein starkes Signal, dass man Marktzugang hat." Wenn Italien bis zum Jahresende keine solche Emission auf die Beine stellen könne, wäre das ein schlechtes Zeichen. "Wenn sie es im Januar 2019 auch nicht schaffen, sieht es sehr, sehr schlecht aus."

Marie Owens Thomsen, Chef-Ökonomin des Vermögensverwalters Indosuez, mahnt dagegen zur Besonnenheit. "Italien steckt nicht unmittelbar in Schwierigkeiten, wenn es keine lang laufenden Anleihen ausgibt." Bei hoch verschuldeten Staaten sei das Management der Verbindlichkeiten und die durchschnittliche Laufzeit von Bonds aber ein wichtiges Thema.

Italien steht derzeit mit etwa 130 Prozent seiner jährlichen Wirtschaftsleistung in der Kreide. Das ist nach Griechenland die höchste Quote in der Euro-Zone. Die EU-Kommission fordert deswegen mehr Einsatz für den Schuldenabbau von der Regierung, die wiederum die Wirtschaft mit mehr Ausgaben anschieben will.

Einer Untersuchung der spanischen Bank BBVA (MC:BBVA) zufolge ist die durchschnittliche Laufzeit italienischer Anleihen seit Februar auf 6,79 von 6,96 Jahren gesunken. Parallel dazu haben ausländische Investoren seit der Bildung einer Regierung aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega im Frühjahr netto 69 Milliarden aus italienischen Staatsanleihen abgezogen. Gleichzeitig verdoppelte sich der Risikoaufschlag (Spread) zu vergleichbaren deutschen Titeln.

VOM ANLEGER-LIEBLING ZUM MAUERBLÜMCHEN

© Reuters. European Union and Italian flags are seen in downtown Rome

In den vergangenen Jahren gehörte Italien zu den Profiteuren der Nullzinspolitik und der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB). Auf der Suche nach dem letzten Quäntchen Rendite griffen Investoren verstärkt bei Bonds mit überlangen Laufzeiten zu, weil diese höher verzinst werden als Kurzläufer. So platzierte das Land zwischen 2014 und 2017 jeweils drei syndizierte Emissionen, darunter ein neun Milliarden Euro schweres Paket 30-jähriger Papiere im Februar 2016. Wenige Monate später schlug Italien 50-jährige Titel im Volumen von fünf Milliarden Euro los.

Im laufenden Jahr gelang so etwas bislang nur einmal - 20-jährige Bonds im Volumen von neun Milliarden Euro. Spanien nahm dagegen bei vier solchen Geschäften insgesamt 27 Milliarden Euro ein. Dadurch stieg die durchschnittliche Laufzeit 2018 auf 7,47 Jahre.

Börsianern zufolge hatte Italien im Herbst die syndizierte Emission eines 30-jährigen Bonds geprüft. Das Hickhack um die Neuverschuldung im Haushalt für 2019 habe diese Pläne allerdings zunichtegemacht. Die Regierung in Rom könnte zwar im kommenden Jahr einen neuen Anlauf wagen, sagt Anlagestratege Filippo Mormando von MPS Capital, der Investmentbank von Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS). Ohne eine Annäherung müsse die italienische Finanzagentur aber auf Auktionen für Kleinanleger setzen. Damit könnte Italien vom Trend zu "kreativeren" Papieren abgehängt werden. Hierzu gehörten Fremdwährungs- und längerfristige inflationsgebundene Anleihen, grüne und gesellschaftlich verantwortungsvoll ausgerichtete Bonds.

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