* US-Mittelstandsbank könnte Finanzspritze erhalten
* Finanzwerte besonders gefragt
* VW-Stämme mit größtem Verlust seit November 2008
(neu: Finanz- und Stahlwerte, Händleraussagen)
Frankfurt, 20. Jul (Reuters) - Hoffnung auf eine Rettung der
US-Mittelstandsbank CIT haben am Montag den Aktienbörsen
in Europa einen weiteren Schub nach oben gegeben. Der
Dax<.GDAXI> stieg bis zum frühen Nachmittag um 1,6 Prozent auf
5060 Punkte und notierte damit so hoch wie seit Mitte Juni nicht
mehr. Empfindlich gebremst wurde der Leitindex von den
VW-Aktien, die mit dem zeitweise größten Tagesverlust
seit Mitte November auf Spekulationen über ein mögliches
Scheitern der Übernahmepläne für Porsche reagierten.
Einige Börsianer blieben für den Gesamtmarkt skeptisch. "Die
Luft für den Dax wird etwas dünn in dieser Höhenlage. Da ist
viel Rückschlagspotenzial vorhanden", sagte einer. Der Leitindex
ist nur noch gut drei Prozent von seinem Jahreshoch von 5177
Punkten entfernt. Weder die Konjunkturerholung noch die
Gewinnentwicklung der Unternehmen rechtfertige ein solches
Kursniveau, warnte ein weiterer. Andere waren optimistischer für
den Dax. "Die Banken schwimmen im Geld, irgendwo werden sie es
anlegen müssen, und viele attraktive Alternativen zum
Aktienmarkt gibt es derzeit nicht", sagte einer.
Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Finanzwerte.
Allianz stiegen um 3,8 Prozent, Deutsche Bank
um gut drei Prozent und Commerzbank um zwei Prozent.
Nach Angaben von Insidern hat die CIT Aussicht auf eine
milliardenschwere Finanzhilfe zur Vermeidung einer Insolvenz. In
Frankfurt katapultierte dies die CIT-Aktien um fast 60
Prozent auf 94 Euro-Cent in die Höhe. "Wenn die CIT nicht
gerettet würde, wäre das ja die schlimmste Pleite seit Lehman
gewesen", sagte ein Händler.
Ganz oben auf den Einkaufszetteln der Anleger standen zudem
die Aktien von Unternehmen, die stark von der Konjunktur
abhängen. "Die Börse nimmt die Entwicklung schon um Monate
vorweg, und Investoren positionieren sich daher schon jetzt für
den Aufschwung", fasste ein Händler in Zürich die Stimmung
zusammen. So zogen die Stahlwerte ThyssenKrupp und
Salzgitter um bis zu vier Prozent an. Zudem zählten
Metro und Praktiker mit Kursgewinnen von drei
beziehungsweise 6,4 Prozent zu den größten Gewinnern. Die
Heimwerkerkette, deren Aktien im MDax<.MDAXI> gelistet sind,
wird am Mittwoch ihren Zwischenbericht veröffentlichen.
Auch die im Dax schwer gewichteten Versorger EON
und RWE zogen um je über zwei Prozent an. Sie
profitierten wie die Bergbauwerte in London von den wieder
anziehenden Rohstoffpreisen. Nach einem positiven
Analystenkommentar waren zudem Siemens gesucht, die
bis zum Nachmittag um zwei Prozent anzogen. Morgan Stanley hatte
seine Anlageempfehlung für die Investitionsgüter-Branche Europas
angehoben.
Zu den Dax-Gewinnern zählten auch die Post-Aktien
mit einem Plus von 3,4 Prozent. Händler verwiesen auf
Spekulationen auf einen milliardenschweren Gewinn im
Briefgeschäft. Die Post wird am Donnerstag die Berichtssaison im
Dax eröffnen.
Im MDax<.MDAX> kletterten Continental dank der
Rückkehr in die schwarzen Zahlen um zehn Prozent.
ANLEGER ZWEIFELN AN VW-DEAL MIT PORSCHE
Bei den Autowerten gab keinen eindeutigen Trend. Daimler
stiegen um drei Prozent, während BMW um 0,7 Prozent
fielen. Spekulationen über ein mögliches Scheitern der Übernahme
von Porsche drückte die VW-Aktien beider Gattungen sowie Porsche
deutlich ins Minus. Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung"
zufolge könnten drohende Steuerforderungen in Milliardenhöhe das
Vorhaben vereiteln. Porsche wies einen "Bild"-Bericht über einen
Anstieg der Schulden aus dem gescheiterten Übernahmeversuch von
VW auf 14 Milliarden Euro als falsch zurück.
Die VW-Stämme verloren bis zu fast zwölf Prozent auf 220,16
Euro und waren damit der größte Dax-Verlierer. Die nicht im Dax
gelisteten Vorzüge verloren bis zu vier Prozent auf
54,12 Euro und Porsche-Aktien bis zu 8,6 Prozent auf 47,16 Euro.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Olaf Brenner)