von Robert Zach
Investing.com - Die Wall Street hat zum Höhepunkt der US-Berichtssaison etwas an Schwung verloren. Mehr als eine Konsolidierung auf hohem Niveau sollte man aber nicht reininterpretieren.
Auf Wochensicht gab der Dow Jones um 0,15 Prozent nach, während der marktbreitere S&P 500 um 0,79 Prozent zulegte. Der Technologie-Index NASDAQ Composite gewann sogar 1,51 Prozent.
Welche Schlüsse lassen sich aber nun aus der laufenden Berichtssaison ziehen, nachdem die Schwergewichte wie Amazon (NASDAQ:AMZN), Facebook (NASDAQ:FB), Twitter (NYSE:TWTR), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Netflix (NASDAQ:NFLX) ihre Zahlen für das erste Quartal vorgestellt haben?
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Wie MarketWatch berichtet, sagte Michael Treherne, Portfoliomanager bei Vestact Asset Management in Johannesburg, dass die Investoren aus den USA weitgehend das bekommen haben, was sie so dringend brauchten: Quartalszahlen, die über den Erwartungen liegen.
"Diese Zahlen zeigen auch, wie günstig der Markt kurz vor Weihnachten war. Die Zahlen haben uns gezeigt, dass es bei weltweit operierenden Unternehmen noch Geld zu verdienen gibt", fügte Treherne in einem Interview mit MarketWatch hinzu.
Und was könnte die Rallye an der Wall Street nun ausbremsen?
In einer Kundennotiz schreibt die Bank of America (NYSE:BAC) Merrill Lynch, dass "das Einzige, was einen raschen Kursanstieg im Nasdaq, also einen Melt-Up, stoppen kann, eine massive und unkontrollierte Aufwertung des US-Dollars" ist.
Unter dem Begriff Melt-Up ist ein unkontrollierter Anstieg der Aktien oder anderer Vermögenswerte zu verstehen, bei dem die Anleger Angst haben, etwas zu verpassen. In der Folge entkoppeln sich die Kurse gänzlich vom fairen Wert und schießen unkontrolliert in die Höhe, weil keiner den Trend verpassen will.
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Die Analysten der Bank of America schreiben aber auch, dass der US-Dollar noch sehr viel stärker werden müsste, bevor er sich negativ auf die Gewinne der Technologieunternehmen auswirkt. 59 Prozent der Tech-Umsätze kommen aus Übersee, sagt die BofA.
Ein solcher negativer Effekt würde beispielsweise eintreten, wenn der EUR/USD (Euro-Dollar) auf 1,00 bis 1,05 Dollar fallen würde, prophezeien die Analysten. Aktuell handelt die Gemeinschaftswährung zum Greenback auf 1,1135 Dollar.
Der US-Dollar-Index, der den Greenback gegen sechs andere Währungen misst, stieg gestern mit 98,047 auf den höchsten Stand seit Mai 2017. Für den Tech-Sektor ist das "nicht annähernd ein gefährliches Niveau", so die Strategen der US-Großbank.
Insgesamt bleibt die Bank of America optimistisch für US-Aktien und glaubt auch nicht an das alte Börsensprichwort: "sell in May and go away".
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Trotzdem sollten Anleger Vorsicht walten lassen: denn wenn viele Investoren in Partylaune sind, dann kann es auch ganz rasch zu einer deutlichen Kehrtwende am US-Aktienmarkt kommen.
So ist die "Dumb Money", also die Kleinanleger, die in der Regel auf der falschen Seite des Marktes stehen, so optimistisch wie zuletzt im Oktober 2018, während der Fear and Greed Index von CNN Money mit 71 auf "Gier" steht und damit so hoch wie damals im Oktober vor dem Ausverkauf.