ROUNDUP 2: Sahin-Experiment vorbei - Tullberg coacht BVB gegen Bremen

Veröffentlicht am 22.01.2025, 12:08
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DORTMUND (dpa-AFX) - Den Wunsch für seinen Herzensclub verkündete Nuri Sahin schon vor seinem offiziellen Aus als Trainer von Borussia Dortmund (F:BVB) . "Es geht einfach darum, dass dieser Verein endlich zur Ruhe findet, zur Ruhe kommt. Dass der Verein wieder erfolgreich wird, dass wir keine Nebenkriegsschauplätze haben", sagte der 36-Jährige nach dem 1:2 in der Champions League beim FC Bologna.

Sahin wusste da wohl schon, was rund zehn Stunden später offiziell werden sollte: Das Trainer-Experiment mit dem jungen Coach beim BVB ist krachend gescheitert. Im nächsten Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Werder Bremen betreut U19-Trainer Mike Tullberg die Mannschaft übergangsweise. Wann ein neuer Chefcoach kommt und wie er heißt, ist offen.

Ricken zu Sahin-Aus: "Entscheidung tut mir auch persönlich weh"

Sahin half nach vier Niederlagen zum Jahresstart auch das gute Verhältnis zu seinen Vorgesetzten nicht mehr. Man habe "den Glauben daran verloren, in der gegenwärtigen Konstellation noch unsere sportlichen Ziele erreichen zu können", sagte Geschäftsführer Lars Ricken. "Diese Entscheidung tut mir auch persönlich weh, aber sie war nach dem Spiel in Bologna nicht mehr vermeidbar."

Die Dortmunder drohen durch die Niederlage den sicheren Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse zu verpassen. In der Fußball-Bundesliga liegen die Westfalen aktuell deutlich fernab des Minimalziels der Champions-League-Qualifikation. Der Rückstand auf Rang vier beträgt bereits sieben Punkte. Am 1. Juni 2024 hatte der BVB noch im Endspiel des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs im Londoner Wembleystadion gegen Real Madrid gestanden.

Tullberg verschafft den Verantwortlichen etwas Zeit

"Leider haben wir es nicht geschafft, den sportlichen Ambitionen von Borussia Dortmund in dieser Saison zum jetzigen Zeitpunkt gerecht zu werden", sagte Sahin, der sich bereits in Italien von seinem Team verabschiedet haben soll. Vorerst übernimmt nun der 39 Jahre alte Tullberg die Mannschaft.

Der Däne, der seit 2019 beim BVB ist, verschafft den Verantwortlichen etwas Zeit bei der Suche nach einem langfristigen Nachfolger. Ob dieser schon zum Abschluss der Ligaphase der Champions League am kommenden Mittwoch gegen Schachtar Donezk auf der Bank sitzt, ist offen.

Sahins Nachfolger hat viele Baustellen

Spekuliert wird bereits eifrig. Schon vor Sahins Endspiel in Bologna geisterten Namen wie Sandro Wagner, Erik ten Hag und Roger Schmidt durch die Medien. Sky und "Bild" nannten nun auch den ehemaligen Frankfurt-, Bayern- und Wolfsburg-Coach Niko Kovac als Kandidaten.

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus brachte sogar den früheren Bundestrainer Joachim Löw ins Spiel. Der 64-Jährige wäre eine Möglichkeit, "um erst mal Ruhe reinzubringen und sich dann langfristig um einen neuen Trainer zu kümmern", sagte Matthäus, als Sahin noch BVB-Trainer war.

"Wenn ein Trainerwechsel alle Probleme löst, alle Nebenkriegsschauplätze löst, dann ist das überhaupt kein Problem", sagte Sahin in Bologna und ließ dabei tief blicken. Das ist nämlich sehr fraglich.

Seit dem Ende der Ära von Jürgen Klopp vor fast zehn Jahren gleicht die Trainerposition beim Revierclub einer Dauerbaustelle. Sahin ist bereits der achte Coach seit 2015, der nach dem Klopp-Abgang gescheitert ist. Darunter waren auch Hochkaräter wie Thomas Tuchel, Lucien Favre oder Marco Rose.

Dortmunder Mannschaft völlig verunsichert

Sahin hat bei seinem Jugendverein, bei dem er bereits als Zwölfjähriger eingetreten war und für den er mit 16 Jahren als Profi debütiert hatte, sicher nicht alles richtig gemacht. Er ist aber auch das Opfer eines unausgewogenen Kaders, dessen talentierte Spieler ihr Potenzial seit Monaten nicht mal annähernd konstant abrufen und inzwischen gar als überbewertet gelten.

Als Führungsspieler eingeplante Profis wie die deutschen Nationalspieler Julian Brandt, Emre Can oder Nico Schlotterbeck laufen ihrer Form hinterher. Ihre Kollegen mitreißen können sie aktuell nicht. Quasi die gesamte Mannschaft wirkt völlig verunsichert. Dortmund leistet sich Woche für Woche individuelle Fehler, die kaum zu erklären sind. Zudem beschleunigten Verletzungssorgen und krankheitsbedingte Ausfälle zuletzt die Abwärtsspirale des BVB.

Bislang keine Winterneuzugänge

Erhoffte Verstärkungen in der Winter-Transferperiode lassen bislang auf sich warten. Gerüchte um mögliche Verpflichtungen gibt es zwar, bislang hat in Stürmer Donyell Malen aber nur ein Spieler den Club verlassen. Gekommen ist noch keiner, auch der in Medien gehandelte Angreifer Marcus Rashford von Manchester United (NYSE:MANU) nicht.

Die Kritik an der Transferpolitik und damit auch an Sportdirektor Sebastian Kehl wächst. Mit dem 44-Jährigen hatte der BVB erst vor zwei Wochen den Vertrag bis zum Sommer 2027 verlängert.

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