HANNOVER (dpa-AFX) - Die Hannover Rück (ETR:HNRGn) sieht sich nach einem besser als erwartet gelaufenen zweiten Quartal auf Kurs zu den Jahreszielen. Im zweiten Quartal stieg der Gewinn um mehr als ein Viertel auf 603 Millionen Euro, teilte der weltweit drittgrößte Rückversicherer am Montag in Hannover mit. Analysten hatten weniger auf dem Zettel. Für die üblicherweise schadensreichere zweite Jahreshälfte sieht Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz den Dax -Konzern "gut vorbereitet". Er bestätigte die Jahresziele, laut denen die Hannover Rück in diesem Jahr mit mindestens 2,1 Milliarden Euro ein Rekordergebnis einfahren will. Die Aktie legte deutlich zu.
Jefferies-Analyst Philip Kett kann sich gut vorstellen, dass der Rückversicherer am Ende seine Jahresziele sogar übertrifft. Die weiteren Aussichten für das Unternehmen blieben stark. Die Quartalszahlen seien "Querbeet besser als erwartet", lautet sein erstes Fazit.
Sein Kollege Kamran Hossain von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) verwies zudem auf die sogenannte Solvabilität der Hannover Rück. Die Ausstattung mit Eigenkapital sei stark. Dies könnte seiner Meinung nach für höhere Ausschüttungen des Unternehmens sprechen.
Die Hannover-Rück-Aktie legte als Spitzenreiter im Dax zeitweise mehr als sechs Prozent zu und zog auch andere Branchenwerte, wie Talanx (ETR:TLXGn) und die Zürich Versicherung aufwärts. Durch die Kursgewinne konnte die Hannover-Rück-Aktie ihre im schwachen Marktumfeld eingefahrenen Verluste der vergangenen zwei Wochen ausgleichen. Seit Jahresbeginn steht nun wieder ein Plus von fast 5 Prozent.
Der Rückversicherungsumsatz der Hannover Rück wuchs im zweiten Quartal um 9,5 Prozent auf gut 6,2 Milliarden Euro. Das Kapitalanlageergebnis fiel ähnlich gut aus. Im Schaden- und Unfallgeschäft blieb nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb ein größerer Teil der Einnahmen übrig: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich im Jahresvergleich von 90,8 auf 87,6 Prozent. Sie liegt damit unter der vom Management avisierten Quote von 89 Prozent.
Finanzchef Clemens Jungsthöfel äußerte sich in einer Telefonkonferenz zu verschiedenen Unglücken der vergangenen Monate. Die Überschwemmungen in Süddeutschland und Dubai fielen demnach unter die größten Belastungen, ebenso wie die politischen Unruhen im französischen Überseegebiet Neukaledonien.
Den entstandenen Schaden durch die Ende März eingestürzte Brücke in der US-Stadt Baltimore konnte Jungsthöfel weiterhin nicht genauer beziffern. Der Schadenfall sei sehr komplex, sagte er. Er sei aber zuversichtlich, dass die Schadenssumme noch in das Großschadenbudget aus dem ersten Halbjahr passen werde, welches die Hannover Rück nicht gänzlich ausschöpfen musste.
Das zweite Quartal isoliert betrachtet, lagen die Großschäden allerdings über dem Budget, wie JPMorgan-Analyst Hossain anmerkte. Für das Gesamtjahr seien aber immer noch fast 240 Millionen Euro Puffer vorhanden. Dies stellt seiner Meinung nach eine gute Ausgangsposition für den Höhepunkt der Hurrikansaison dar.
Außerdem berichtete der Finanzchef von den Auswirkungen der IT-Pannen bei dem Microsoft (NASDAQ:MSFT) -Dienst Azure sowie Crowdstrike (NASDAQ:CRWD). Beide fielen zwar nicht in das erste Halbjahr. Schon jetzt sei aber absehbar, dass der Ausfall bei dem kalifornischen IT-Sicherheitsdienst auf die hauseigene Großschadenliste entfallen werde. Er werde aber "überschaubar" sein, so Jungsthöfel. Als Großschaden zählt der Rückversicherer jene Schäden, die den Rückversicherer mindestens 10 Millionen Euro kosten.
Durch die in Wien abgesagten Konzerte des US-Superstars Taylor Swift sind der Hannover Rück bislang keine Schäden entstanden. Der größte Aktionär der Hannover Rück ist der Versicherungskonzern Talanx (HDI), der gut die Hälfte des Konzerns hält.