PARIS (dpa-AFX) - Der Modekonzern Kering (EPA:PRTP) rechnet wegen der Konsumflaute und Sanierungsbemühungen bei seiner wichtigsten Marke Gucci mit einem weiteren deutlichen Gewinneinbruch. Der operative Gewinn im zweiten Halbjahr dürfte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 30 Prozent fallen, wie der Konkurrent von LVMH (EPA:LVMH) am Mittwochabend in Paris mitteilte. Der Aktienkurs brach am Donnerstag auf ein Tief seit 2017 ein.
Viele Analysten senkten ihre Gewinnwartungen angesichts der verhaltenen Prognose fürs zweite Halbjahr von Kering. Der prognostizierte Rückgang falle deutlicher als von ihr und vom Markt erwartet, schrieb etwa Analystin Louise Singlehurst von der Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) in einer ersten Einschätzung. Die Neuausrichtung von Gucci brauche offenbar noch mehr Zeit. Derzeit sei nicht abzuschätzen, wann sich die Gewinne erholten.
Seit Monaten leidet die Luxusmodebranche unter der schwachen Nachfrage. Insbesondere in Asien gestalten sich die Geschäfte für die Konzerne momentan schwierig, weil dort viele Reiche die Wirtschaftsflaute in der Volksrepublik China zu spüren bekommen. Und auch in anderen Regionen hat sich der Nachfrage-Boom aus der Zeit nach der Corona-Pandemie mittlerweile abgekühlt.
Im ersten Halbjahr sank der Umsatz von Kering im Jahresvergleich um 11 Prozent auf rund neun Milliarden Euro ein. Dabei ließ die mit Abstand wichtigste Marke Gucci mit einem Erlösminus von rund einem Fünftel kräftig Federn, aber auch Yves Saint Laurent stand unter Druck. Zuwächse verzeichnete das Brillen-Geschäft.
Der operative Gewinn von Kering brach der sechs Monate bis Ende Juni um 42 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro ein. Unter dem Strich halbierte sich der Gewinn in etwa auf 878 Millionen Euro.
Damit schnitt Kering abermals deutlich schlechter ab als Konkurrent LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton). Dessen Umsatz hatte sich im ersten Halbjahr mit 42,2 Milliarden Euro fast stabil gehalten; und das Minus des operativen Gewinns war mit 8 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro deutlich geringer. Der Handtaschenkonzern Hermes (EPA:HRMS) legt an diesem Donnerstag seine Ergebnisse für das erste Halbjahr vor.
Für die Kering-Aktien ging es am Donnerstag bis auf fast 270 Euro nach unten. Bis zum späten Vormittag verringerte sich das Minus etwas auf acht Prozent bei einem Kurs von rund 276 Euro. Allein 2024 haben die Aktien aber 30 Prozent verloren und damit deutlich mehr als LVMH, der seit dem Jahreswechsel elf Prozent Börsenwert eingebüßt hat.
An der Börse ist LVMH auch deutlich mehr wert als Kering. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 330 Milliarden Euro ist LVMH hinter dem Chipindustrieausrüster ASML (AS:ASML) der zweitwertvollste Konzern im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50. Kering bringt nach dem aktuellen Kursrutsch gut 33 Milliarden Euro auf die Börsenwaage.