STOCKHOLM (dpa-AFX) - Beim schwedischen Telekomausrüster Ericsson (ST:ERICa) hält die Nachfrageflaute nach 5G-Komponenten an. Wertberichtigungen sorgten zudem für rote Zahlen im zweiten Quartal. Allerdings gab es auch Lichtblicke: So fielen die Zahlen besser aus als von Analysten erwartet. Und der wichtige nordamerikanische Netzwerkmarkt kehrte auf den Wachstumspfad zurück. Zudem trägt das Sparprogramm erste Früchte.
Anleger entschieden sich am Freitag für die positive Sicht der Dinge. Die Aktie zog deutlich an und notierte am späten Vormittag noch rund 6 Prozent im Plus. Damit setzte das Papier des Netzwerkausrüsters seinen Aufwärtstrend fort. Nach einer längeren Bodenbildungsphase im vergangenen Jahr hat der charttechnische Trend mittlerweile nach oben gedreht.
Die Analysten von JPMorgan (NYSE:JPM) sprachen von besser als erwarteten Quartalszahlen. Sowohl Umsatz als auch Ergebnis hätten über ihren Schätzungen als auch über dem Konsens gelegen. Dabei habe sich die jüngste Vereinbarung zu Lizenzen für geistiges Eigentum günstig ausgewirkt. Auch die Restrukturierungsbemühungen der Schweden hätten sich ausgezahlt.
Die Analysten von Jefferies betonten die starke Margenentwicklung. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die positive Entwicklung dank der Verträge mit AT&T (NYSE:T) anhalten. Francois-Xavier Bouvignies von UBS (SIX:UBSG) bezeichnete das Quartal als "solide".
Wie bereits in den ersten drei Monaten des Jahres verzeichnete Ericsson auch im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang. Allerdings fiel das Minus nicht mehr so stark aus wie zum Jahresauftakt. So sanken die Erlöse um sieben Prozent auf 59,8 Milliarden schwedische Kronen (rund 5,2 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Freitag in Stockholm mitteilte. Im ersten Quartal hatte das Minus bei 15 Prozent gelegen. Ericsson verwies auf eine weiter sinkende Investitionsbereitschaft der Kunden in den meisten Märkten, insbesondere in Indien. Ein Lichtblick war hingegen das nordamerikanische Netzwerkgeschäft, das auf den Wachstumspfad zurückkehrte.
Die Ergebnisse wurden von einer Abschreibung von 13,9 Milliarden Kronen im Zusammenhang mit der Übernahme des Cloud-Kommunikationsanbieters Vonage belastet. Die Wertberichtigung führte zu einem Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 13,5 Milliarden Kronen. Bereinigt stieg das Ebit hingegen um 14 Prozent auf 3,2 Milliarden Kronen. Umsatz und bereinigtes Ebit fielen dabei besser aus als von Analysten erwartet. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 11 Milliarden Kronen an, nach einem Minus von 0,6 Milliarden im Vorjahr.
Konzernchef Börje Ekholm erwartet für den Rest des Jahres ein anhaltend schwieriges Marktumfeld. In der zweiten Jahreshälfte dürften die Umsätze jedoch von der Abarbeitung von Aufträgen aus Nordamerika profitieren.
Wegen der Nachfrageflaute hatten die Schweden im März angekündigt, 1.200 Arbeitsplätze im Heimatmarkt zu streichen. Kosten sollen zudem unter anderem durch die Verschlankung der Prozesse gespart werden. Der Abwärtstrend hatte bereits dazu geführt, dass Ericsson 2023 rund acht Prozent seiner rund 8500 Arbeitsplätze weltweit gestrichen hatte.