ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Schweizer Aktienbörse hat auch am Dienstag schwächer tendiert. Konjunktursorgen und fehlende Impulse ließen die Kurse laut Händlern abbröckeln. Dazu kamen noch nachgebende Notierungen im frühen Geschäft an der Wall Street. Die Konsolidierung sei wohl noch nicht abgeschlossen, meinten Händler. Vor allem bei den zyklischen und den Wachstumswerten, die im laufenden Jahr gut gelaufen seien, sei es zu Gewinnmitnahmen gekommen. Das Geschäft sei relativ ruhig verlaufen. Dies lag wohl auch daran, dass sich die US-Märkte erst am Dienstag von ihrem verlängerten Wochenende zurückmeldeten.
Der Fokus liege weiter auf den Zentralbanken und auf der Frage, ob das Ende des Straffungszyklus wirklich schon so nahe sei, wie alle glaubten, sagte ein Analyst. Zudem machten sich die Anleger aber auch vermehrt Gedanken um die konjunkturelle Entwicklung. "Zuletzt häufen sich die Meldungen über Firmen, die ihre Prognosen relativieren oder gar Gewinnwarnungen aussprechen", sagte ein Händler.
Zudem gebe es wegen der schleppenden Erholung der chinesischen Wirtschaft große Fragezeichen. Am Berichtstag hatte die chinesische Notenbank - im Gegensatz zur US- und der Europäischen Zentralbank in der Vorwoche - die Zinsen gesenkt, um der Wirtschaft zu helfen. Am Donnerstag dürften die SNB und die Bank of England dagegen die Schraube weiter anziehen.
Der SMI schloss um 0,80 Prozent schwächer auf 11 215,21 Punkten und damit auf Tagestief. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büßte 0,93 Prozent ein auf 1749,14 und der breite SPI 0,78 Prozent auf 14 765,21 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gaben 27 nach und drei legten zu.
Den stärksten Kursabschlag verbuchten die Anteile des Bauchemiekonzerns Sika (SIX:SIKA) (-3,7 Prozent). Der deutsche Spezialchemiekonzern Lanxess (ETR:LXSG) hatte die Serie von Gewinnwarnungen im Chemiesektor nach den Warnungen von Croda und Victrex am Vorabend fortgesetzt. Dies trübte laut Händlern die Stimmung ein und sorgte für Abgaben quer durch den Sektor. Daher standen auch die Titel der Spezialchemiekonzerne Clariant (AS:DSMN) (-2,4 Prozent) und Ems Chemie (-1,4 Prozent) unter Druck.
Aber auch andere konjunktursensible Titel wie Geberit (SIX:GEBN) (-2,8 Prozent), ABB (SIX:ABBN) (-1,4 Prozent) und Schindler (-0,6 Prozent) gaben nach. Es seien ja nicht nur die "Chemischen", die ihre Erwartungen reduziert hätten. "Das gilt auch für andere Bereiche, wie VAT (SIX:VACN) (-1,8 Prozent) oder Interroll (-1,7 Prozent) gezeigt haben." Das zweite Quartal könnte nämlich schlechter verlaufen sein, als viele Marktteilnehmer dächten.
Daher dürfte wohl mancher Marktteilnehmer diese Neuigkeiten zum Anlass genommen haben, auch bei anderen Werten wie Lonza (SIX:LONN) (-3,2 Prozent), Straumann (SIX:STMN) (-2,0 Prozent), Temenos (SIX:TEMN) (-1,6 Prozent) oder auch Kühne + Nagel (SIX:KNIN) (-0,2 Prozent) Gewinne einzustreichen, sagte ein Händler. Denn diese hätten seit Jahresanfang immerhin prozentual zweistellig zugelegt. Bei Lonza wirkte zudem die Gewinnwarnung von Sartorius (ETR:SATG) vom Vortag noch nach.
Bei den Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont (SIX:CFR) (-0,8 Prozent) und Swatch (SIX:UHR) (-1,3 Prozent) wogen laut Händlern die China-Sorgen den positiven Effekt der neuerlich gestiegenen Uhrenexportzahlen mehr als auf.
Auch die defensiven Schwergewichte Nestlé (SIX:NESN) (-0,6 Prozent), Novartis (SIX:NOVN) (-0,2 Prozent) und Roche (SIX:RO) (-0,2 Prozent), die zunächst den SMI gestützt hatten, rutschten zum Schluss ins Minus, was den SMI weiter auf Tagestief drückte.
Gewinne verbuchten die PS von Lindt & Sprüngli (+0,5 Prozent) - ein Vertreter einer defensiven Branche, vor dem Warenprüfkonzern SGS (SIX:SGSN) (+0,4 Prozent) und dem Lebensversicherer Swiss Life (SIX:SLHN) (+0,04 Prozent).
In den hinteren Reihen waren Leclanché (+0,6 Prozent) fester. Vor der Generalversammlung, an der Schulden in Aktien umgewandelt werden sollen, hatte das Unternehmen ein Strategie-Update veröffentlicht.
Derweil schlossen die Aktien von Santhera (SIX:SANN) nach einem Kurssprung im Frühgeschäft um 2,6 Prozent tiefer. Dem Biotechunternehmen ist mit einem Lizenzabkommen der finanzielle Befreiungsschlag gelungen. Spekulanten hätten wohl mehr erwartet, meinte ein Händler.