APA ots news: Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 7. Dezember 2011. Von MAX STROZZI. 'Sklaven der US-Kreditwächter'.
Innsbruck (APA-ots) - Untertitel: Für Schuldenexplosionen und
Bank-Missmanagement sind Ratingagenturen nicht verantwortlich.Aber
Europa muss die Meinungshoheit erobern, sonst bleibt man von den
Kreditwächtern aus den USA versklavt.
Ungerechtfertigt, überzogen, politisch motiviert und ein Angriff auf
Europa. Den Proteststurm nach dem Rundumschlag der Ratingagentur
Standard & Poor's kennen wir ja. Und die dubiose Strategie der
Ratingagenturen lässt tatsächlich durchaus viel Spielraum für
Verschwörungstheorien. Am Kern des Problems ändert dies aber nichts.
Staaten haben ihre Selbstkontrolle und die der Finanzmärkte
aufgegeben und stattdessen die Kontrolle an private Unternehmen
ausgelagert, die komplexe Zusammenhänge der Einfachheit halber in
Buchstabencodes verpacken. Und dies anhand von Zahlen, die ohnehin
jedem Ökonomen bekannt sind und dennoch jedes Mal wie ein Blitz
einschlagen.
Ratingagenturen sind mächtig, weil man sie mächtig hat werden lassen.
Ihre Bewertungen enthalten aber auch einen wahren Kern. Denn alles
Schönrechnen von Staatsschulden (Stichwort ÖBB, Asfinag) kann nicht
über die schlichte Erkenntnis hinwegtäuschen, dass die Schuldenberge
explodiert und das Geldverprassen ausgeufert sind.
Seit 1999 haben die Euroländer mindestens 56-mal die
Stabilitätskriterien gebrochen, die sie sich selbst auferlegt haben.
Konsequenzen gab es nie. Und selbst seit die Ratingagenturen die
Bewertungskeule schwingen und die Zinslasten für Staaten steigen, ist
die Einsicht für Reformen nicht wirklich angekommen. Auch Österreich
übt sich immer noch lieber im politischen Kuhhandel, statt konsequent
und geschlossen auf den Ernst der Lage zu reagieren.
Zweifelsohne spielen die Ratingagenturen aber eine dubiose Rolle. Vor
der Finanzkrise vergaben sie Bestnoten für Wertpapiere mit faulen
US-Immobilienkrediten, die von europäischen Banken kritiklos
angenommen wurden. Bis die geplatzten Kredite die Finanzkrise
auslösten und Banken kollabierten. Nun, in der Schuldenkrise,
preschen sie stets vor wichtigen Treffen wie dem kommenden EU-Gipfel
mit ihren Ansichten an die Öffentlichkeit. Wenn sie aber in der Lage
sind, alleine mit ihrer Meinung einen ganzen Kontinent über Jahre
hinweg am Nasenring herumzuführen, dann gleicht das einer
Kapitulation der europäischen Politik. Und solange es das
zerstrittene Europa nicht schafft, den Ratingagenturen die
Meinungshoheit zu entziehen, solange bleiben Europas Staaten die
Sklaven der Kreditwächter aus den USA. Die nächste Chance, endlich
starke Entscheidungen zu treffen, bietet sich beim EU-Gipfel.
Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung, Chefredaktion , Tel.: 05 04 03 DW 610
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/213/aom
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OTS0362 2011-12-06/21:00
Innsbruck (APA-ots) - Untertitel: Für Schuldenexplosionen und
Bank-Missmanagement sind Ratingagenturen nicht verantwortlich.Aber
Europa muss die Meinungshoheit erobern, sonst bleibt man von den
Kreditwächtern aus den USA versklavt.
Ungerechtfertigt, überzogen, politisch motiviert und ein Angriff auf
Europa. Den Proteststurm nach dem Rundumschlag der Ratingagentur
Standard & Poor's kennen wir ja. Und die dubiose Strategie der
Ratingagenturen lässt tatsächlich durchaus viel Spielraum für
Verschwörungstheorien. Am Kern des Problems ändert dies aber nichts.
Staaten haben ihre Selbstkontrolle und die der Finanzmärkte
aufgegeben und stattdessen die Kontrolle an private Unternehmen
ausgelagert, die komplexe Zusammenhänge der Einfachheit halber in
Buchstabencodes verpacken. Und dies anhand von Zahlen, die ohnehin
jedem Ökonomen bekannt sind und dennoch jedes Mal wie ein Blitz
einschlagen.
Ratingagenturen sind mächtig, weil man sie mächtig hat werden lassen.
Ihre Bewertungen enthalten aber auch einen wahren Kern. Denn alles
Schönrechnen von Staatsschulden (Stichwort ÖBB, Asfinag) kann nicht
über die schlichte Erkenntnis hinwegtäuschen, dass die Schuldenberge
explodiert und das Geldverprassen ausgeufert sind.
Seit 1999 haben die Euroländer mindestens 56-mal die
Stabilitätskriterien gebrochen, die sie sich selbst auferlegt haben.
Konsequenzen gab es nie. Und selbst seit die Ratingagenturen die
Bewertungskeule schwingen und die Zinslasten für Staaten steigen, ist
die Einsicht für Reformen nicht wirklich angekommen. Auch Österreich
übt sich immer noch lieber im politischen Kuhhandel, statt konsequent
und geschlossen auf den Ernst der Lage zu reagieren.
Zweifelsohne spielen die Ratingagenturen aber eine dubiose Rolle. Vor
der Finanzkrise vergaben sie Bestnoten für Wertpapiere mit faulen
US-Immobilienkrediten, die von europäischen Banken kritiklos
angenommen wurden. Bis die geplatzten Kredite die Finanzkrise
auslösten und Banken kollabierten. Nun, in der Schuldenkrise,
preschen sie stets vor wichtigen Treffen wie dem kommenden EU-Gipfel
mit ihren Ansichten an die Öffentlichkeit. Wenn sie aber in der Lage
sind, alleine mit ihrer Meinung einen ganzen Kontinent über Jahre
hinweg am Nasenring herumzuführen, dann gleicht das einer
Kapitulation der europäischen Politik. Und solange es das
zerstrittene Europa nicht schafft, den Ratingagenturen die
Meinungshoheit zu entziehen, solange bleiben Europas Staaten die
Sklaven der Kreditwächter aus den USA. Die nächste Chance, endlich
starke Entscheidungen zu treffen, bietet sich beim EU-Gipfel.
Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung, Chefredaktion , Tel.: 05 04 03 DW 610
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/213/aom
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