APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Sicherheit lässt man sich gerne etwas kosten - von Hans-Jörg Bruckberger
Angst wiegt mehr als Gier - das erklärt das Verhalten der
Anleger
Wien (APA-ots) - Einmal in der Woche wird man beim Anblick des
WirtschaftsBlatts depressiv. Da können wir uns noch so bemühen: Die
Sparzinsen können wir nicht ändern. Wie aus unserem
Konditionenvergleich hervorgeht, sind 1,3 Prozent für täglich
fälliges Geld das höchste der Gefühle, die großen Banken zahlen meist
gar nur 0,125 Prozent (siehe S. 16). Abzüglich Inflation machen
Anleger einen Verlust. Dasselbe gilt für Staatsanleihen. Die Renditen
bei vermeintlich sicheren Papieren aus Deutschland oder Österreich
sind historisch niedrig. Kurzfristige Geldmarktzinsen notieren sogar
im negativen Bereich.
Und was machen die Menschen? Sie forcieren mehr denn je gerade jene
unrentablen kurzfristigen Anlagen. Laut neuester Statistik der
Nationalbank sind bei der Neuveranlagung vor allem täglich fällige
Einlagen stark gestiegen. Inklusive Bargeld macht das sofort
verfügbare Finanzvermögen bereits 93 Milliarden Euro aus. Das sind 19
Prozent des gesamten Finanzvermögens der Österreicher - jeder fünfte
Euro ist sofort verfügbar. 2006 waren es nur 15 Prozent. Zählt man
Einlagen und Wertpapiere mit einer Bindungsfrist bzw. Restlaufzeit
von bis zu einem Jahr sowie Geldmarktfondsanteile hinzu, so beliefen
sich die kurzfristig verfügbaren Anlagen Ende 2012 auf 170 Milliarden
Euro. Das wiederum entspricht gut einem Drittel des gesamten
Finanzvermögens von 484 Milliarden Euro. Zugenommen haben - trotz
gekürzter Prämie - auch die Bauspareinlagen. Und Anleihen, auch
solche von Staaten bester Bonität, bleiben gefragt (s. S. 14).
Laut Adam Ries dürfte keiner mehr solche Papiere wählen und müsste in
Aktien umschichten. Allein aus Mangel an Alternativen. Experten
prophezeien diese 'Great Rotation', die Flucht aus unrentablen
Anleihen in Aktien, seit einiger Zeit. Allein, sie findet nicht
wirklich statt.
Auch in Japan, dessen Situation in den 1990er-Jahren mitunter mit der
aktuellen in Europa verglichen wird (Stichwort 'Japanische
Verhältnisse' im Sinne einer lang anhaltenden Periode der Stagnation)
hat diese Rotation über Jahrzehnte nie stattgefunden. Trotz tiefer
Zinsen. Die wurden übrigens auch nicht auf der anderen Seite genutzt
- denn neue Schulden wollte niemand. Die Leute wollen vor allem
eines: Sicherheit. Solange die Finanz- und Schuldenkrise nicht
abgehakt ist und in einem EU-Land wie Zypern Banken dichtmachen,
verzichten sie lieber auf ein paar Prozent Rendite. Denn die ist
immer verbunden mit Risiko. Insofern sind die Menschen dann doch
rational und Anleihen allein als Hedge gegen neue Turbulenzen ein
sinnvolles Basisinvestment.
Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt Medien GmbH
Tel.: 0043160117-305
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0066 2013-05-02/10:29
Angst wiegt mehr als Gier - das erklärt das Verhalten der
Anleger
Wien (APA-ots) - Einmal in der Woche wird man beim Anblick des
WirtschaftsBlatts depressiv. Da können wir uns noch so bemühen: Die
Sparzinsen können wir nicht ändern. Wie aus unserem
Konditionenvergleich hervorgeht, sind 1,3 Prozent für täglich
fälliges Geld das höchste der Gefühle, die großen Banken zahlen meist
gar nur 0,125 Prozent (siehe S. 16). Abzüglich Inflation machen
Anleger einen Verlust. Dasselbe gilt für Staatsanleihen. Die Renditen
bei vermeintlich sicheren Papieren aus Deutschland oder Österreich
sind historisch niedrig. Kurzfristige Geldmarktzinsen notieren sogar
im negativen Bereich.
Und was machen die Menschen? Sie forcieren mehr denn je gerade jene
unrentablen kurzfristigen Anlagen. Laut neuester Statistik der
Nationalbank sind bei der Neuveranlagung vor allem täglich fällige
Einlagen stark gestiegen. Inklusive Bargeld macht das sofort
verfügbare Finanzvermögen bereits 93 Milliarden Euro aus. Das sind 19
Prozent des gesamten Finanzvermögens der Österreicher - jeder fünfte
Euro ist sofort verfügbar. 2006 waren es nur 15 Prozent. Zählt man
Einlagen und Wertpapiere mit einer Bindungsfrist bzw. Restlaufzeit
von bis zu einem Jahr sowie Geldmarktfondsanteile hinzu, so beliefen
sich die kurzfristig verfügbaren Anlagen Ende 2012 auf 170 Milliarden
Euro. Das wiederum entspricht gut einem Drittel des gesamten
Finanzvermögens von 484 Milliarden Euro. Zugenommen haben - trotz
gekürzter Prämie - auch die Bauspareinlagen. Und Anleihen, auch
solche von Staaten bester Bonität, bleiben gefragt (s. S. 14).
Laut Adam Ries dürfte keiner mehr solche Papiere wählen und müsste in
Aktien umschichten. Allein aus Mangel an Alternativen. Experten
prophezeien diese 'Great Rotation', die Flucht aus unrentablen
Anleihen in Aktien, seit einiger Zeit. Allein, sie findet nicht
wirklich statt.
Auch in Japan, dessen Situation in den 1990er-Jahren mitunter mit der
aktuellen in Europa verglichen wird (Stichwort 'Japanische
Verhältnisse' im Sinne einer lang anhaltenden Periode der Stagnation)
hat diese Rotation über Jahrzehnte nie stattgefunden. Trotz tiefer
Zinsen. Die wurden übrigens auch nicht auf der anderen Seite genutzt
- denn neue Schulden wollte niemand. Die Leute wollen vor allem
eines: Sicherheit. Solange die Finanz- und Schuldenkrise nicht
abgehakt ist und in einem EU-Land wie Zypern Banken dichtmachen,
verzichten sie lieber auf ein paar Prozent Rendite. Denn die ist
immer verbunden mit Risiko. Insofern sind die Menschen dann doch
rational und Anleihen allein als Hedge gegen neue Turbulenzen ein
sinnvolles Basisinvestment.
Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt Medien GmbH
Tel.: 0043160117-305
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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