FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 20. November 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während die Privatanleger vor Euphorie strotzen, legen die Profis scheinbar eher unter Zwang ihre Skepsis ab und steigen ein. Jeder optisch günstige Gelegenheit scheint willkommen.
An den Finanzmärkten ist es ruhig geworden. Fast ein wenig zu ruhig, wenn man das Preisniveau deutscher oder US-amerikanischer Aktien mit in Betracht zieht. Dividendentitel notieren hierzulande wie auch in den Vereinigten Staaten auf Rekordniveau. Seit den beiden Handelstagen, die mit einer EZB-Zinssenkung sowie starken Daten zu US-Arbeitsmarkt und Wachstum die Schlagzeilen beherrschten, ist eine deutliche Zurückhaltung bei Anlegern und Marktkommentatoren zu spüren.
Unterdessen eroberte der DAX die 9.250er Marke. Verglichen mit dem jüngsten Höhenflug des Bitcoins erregte dies aber nur begrenzt Aufmerksamkeit. Da halfen auch Beteuerungen der OECD nicht, Deutschland würde in den nächsten beiden Jahren höherem Wachstum und steigendem Einkommen entgegensehen. Durch solche Prognosen wird der Fokus nicht unbedingt stärker auf den Aktienmarkt gelenkt. Schon gar nicht, solange sich das Anlegerinteresse regelmäßig vom Immobilienmarkt ablenken lässt. Dieser gewann in den vergangenen Jahren durch stetige Preissteigerungen zunehmend an Beliebtheit, was verdeutlicht, warum die Baugenehmigungen in Deutschland mittlerweile auf ein Neun-Jahres-Hoch gestiegen sind.
Die Neigung, sein Geld in Immobilien anzulegen, erklärt also teilweise die relativ geringe Beachtung, die dem Aktienmarkt derzeit von der breiten Masse zuteil wird. Dabei gab sich der DAX in der Berichtswoche alle Mühe, mit Durchsetzungskraft zu glänzen. Der Kursverlauf selbst brachte jedenfalls einige Investoren dazu, ihre Positionierung zu überdenken. Es dürften vor allem zwei Tage gewesen sein, die bei den jüngsten Anlageentscheidungen eine besondere Rolle spielten: Der vergangene Mittwoch, an dem der DAX kurzzeitig unterhalb der 9.000er Marke getaucht war, sowie das neue Allzeit-Hoch zu Wochenbeginn. Beides hat Käufer angezogen. Für einen Teil von ihnen war es die zweite Chance, denn bereits in der vorangegangenen Woche rutschte der DAX im Tagesverlauf vorübergehend unter 9.000 Punkte ab, was einige Händler als Einstiegsmöglichkeit nutzten. Diese neue, vor allem optisch günstige Kaufgelegenheit ließen sich Akteure diesmal nicht entgehen. Wer dabei nicht zum Zuge kam, hatte das Nachsehen und musste am Tag des neuen Rekordhochs eindecken.
Privatanleger koppeln sich ab
Insgesamt zog es 5 Prozent der Pessimisten ins Bullenlager. Auffällig ist, dass es immer wieder neuer Rekordstände bedarf, um eine Stimmungsverbesserung der institutionellen Investoren herbeizuführen. Meist hält der Optimismus jedoch nicht länger als eine Woche an. Ganz anders gestaltet sich hingegen die Situation bei den Privatanlegern. Bei ihnen steigt die Zuversicht seit Anfang Oktober kontinuierlich - und zwar gemeinsam mit dem DAX. Der Optimismus dieser Marktteilnehmer erreicht mit einem Bull/Bear-Index von 71,1 Prozent den höchsten Stand seit Beginn der Erhebung.
Die Scheu der Institutionellen ist nach wie vor bemerkenswert und lässt darauf schließen, dass die meisten von ihnen seit sechs Wochen nur halbherzig im DAX investiert, also untergewichtet sind. Damit stellen sie weiterhin Nachfragepotenzial bei Rückschlagen unterhalb von 9.000 Punkten dar. Problematisch würde es für die Händler allerdings, wenn sie Eindeckungen in steigende Kurse vornehmen müssten und gleichzeitig das Handelsvolumen zum Jahresende dünner würde.
von Gianni Hirschmüller, cognitrend für boerse-frankfurt.de
© 20. November 2013
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
An den Finanzmärkten ist es ruhig geworden. Fast ein wenig zu ruhig, wenn man das Preisniveau deutscher oder US-amerikanischer Aktien mit in Betracht zieht. Dividendentitel notieren hierzulande wie auch in den Vereinigten Staaten auf Rekordniveau. Seit den beiden Handelstagen, die mit einer EZB-Zinssenkung sowie starken Daten zu US-Arbeitsmarkt und Wachstum die Schlagzeilen beherrschten, ist eine deutliche Zurückhaltung bei Anlegern und Marktkommentatoren zu spüren.
Unterdessen eroberte der DAX die 9.250er Marke. Verglichen mit dem jüngsten Höhenflug des Bitcoins erregte dies aber nur begrenzt Aufmerksamkeit. Da halfen auch Beteuerungen der OECD nicht, Deutschland würde in den nächsten beiden Jahren höherem Wachstum und steigendem Einkommen entgegensehen. Durch solche Prognosen wird der Fokus nicht unbedingt stärker auf den Aktienmarkt gelenkt. Schon gar nicht, solange sich das Anlegerinteresse regelmäßig vom Immobilienmarkt ablenken lässt. Dieser gewann in den vergangenen Jahren durch stetige Preissteigerungen zunehmend an Beliebtheit, was verdeutlicht, warum die Baugenehmigungen in Deutschland mittlerweile auf ein Neun-Jahres-Hoch gestiegen sind.
Die Neigung, sein Geld in Immobilien anzulegen, erklärt also teilweise die relativ geringe Beachtung, die dem Aktienmarkt derzeit von der breiten Masse zuteil wird. Dabei gab sich der DAX in der Berichtswoche alle Mühe, mit Durchsetzungskraft zu glänzen. Der Kursverlauf selbst brachte jedenfalls einige Investoren dazu, ihre Positionierung zu überdenken. Es dürften vor allem zwei Tage gewesen sein, die bei den jüngsten Anlageentscheidungen eine besondere Rolle spielten: Der vergangene Mittwoch, an dem der DAX kurzzeitig unterhalb der 9.000er Marke getaucht war, sowie das neue Allzeit-Hoch zu Wochenbeginn. Beides hat Käufer angezogen. Für einen Teil von ihnen war es die zweite Chance, denn bereits in der vorangegangenen Woche rutschte der DAX im Tagesverlauf vorübergehend unter 9.000 Punkte ab, was einige Händler als Einstiegsmöglichkeit nutzten. Diese neue, vor allem optisch günstige Kaufgelegenheit ließen sich Akteure diesmal nicht entgehen. Wer dabei nicht zum Zuge kam, hatte das Nachsehen und musste am Tag des neuen Rekordhochs eindecken.
Privatanleger koppeln sich ab
Insgesamt zog es 5 Prozent der Pessimisten ins Bullenlager. Auffällig ist, dass es immer wieder neuer Rekordstände bedarf, um eine Stimmungsverbesserung der institutionellen Investoren herbeizuführen. Meist hält der Optimismus jedoch nicht länger als eine Woche an. Ganz anders gestaltet sich hingegen die Situation bei den Privatanlegern. Bei ihnen steigt die Zuversicht seit Anfang Oktober kontinuierlich - und zwar gemeinsam mit dem DAX. Der Optimismus dieser Marktteilnehmer erreicht mit einem Bull/Bear-Index von 71,1 Prozent den höchsten Stand seit Beginn der Erhebung.
Die Scheu der Institutionellen ist nach wie vor bemerkenswert und lässt darauf schließen, dass die meisten von ihnen seit sechs Wochen nur halbherzig im DAX investiert, also untergewichtet sind. Damit stellen sie weiterhin Nachfragepotenzial bei Rückschlagen unterhalb von 9.000 Punkten dar. Problematisch würde es für die Händler allerdings, wenn sie Eindeckungen in steigende Kurse vornehmen müssten und gleichzeitig das Handelsvolumen zum Jahresende dünner würde.
von Gianni Hirschmüller, cognitrend für boerse-frankfurt.de
© 20. November 2013
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)