Investing.com - Das bevorstehende Fed-Symposium in Jackson Hole sorgt bereits jetzt für Spekulationen, besonders da aktuelle Wirtschaftsdaten die Erwartungen an eine mögliche Zinssenkung der Fed im September anheizen. In Großbritannien zeigen die Einzelhandelsumsätze im Juli eine positive Entwicklung. Gleichzeitig kündigt der US-Supermarktriese Kroger eine signifikante Senkung der Lebensmittelpreise an, um die geplante Fusion mit dem kleineren Wettbewerber Albertsons zu erleichtern.
1. Jackson Hole rückt näher
Die sich abschwächende Inflation in den USA hat den Weg für eine mögliche Zinssenkung durch die Federal Reserve geebnet. Auf der Sitzung im September könnte erstmals seit mehr als vier Jahren eine Senkung erfolgen, doch über das genaue Ausmaß herrscht noch Unsicherheit.
Viele Analysten und Investoren an der Wall Street drängen auf eine starke Zinssenkung um 50 Basispunkte, angesichts schwacher Arbeitsmarktdaten. Allerdings haben positive Einzelhandelsumsätze in den USA die Aussicht auf eine moderate Senkung um 25 Basispunkte verstärkt.
Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf Fed-Präsident Jerome Powell, der kommende Woche auf dem Zentralbank-Symposium in Jackson Hole, Wyoming, sprechen wird. Die Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG) rechnet damit, dass Powell eine vorsichtige Lockerung der Geldpolitik favorisieren und eine große Zinssenkung eher ablehnen wird.
„Wir erwarten, dass Fed-Präsident Powell sich für eine geordnete Rücknahme der restriktiven Geldpolitik ausspricht“, erklärten die UBS-Ökonomen. Damit ist eine schrittweise Zinssenkung um 25 Basispunkte gemeint, die sich über drei Sitzungen in diesem Jahr erstrecken könnte.
Seit Juli 2023 hält die Fed ihren Leitzins in einer Spanne von 5,25 % bis 5,50 %.
2. US-Märkte weiter auf Erholungskurs
Die US-Aktienmärkte starten heute mit positiven Vorzeichen in den Handelstag. Der Optimismus über die Stärke der US-Wirtschaft nimmt zu und lässt die Märkte auf eine erfolgreiche Woche hoffen.
Der Dow Future notiert aktuell 0,1 % höher, der S&P 500 legt um 0,2 % zu und der Nasdaq 100 steigt um 0,4 %.
Am gestrigen Handelstag schlossen die wichtigsten US-Indizes mit deutlichen Gewinnen, nachdem die Einzelhandelsumsätze überraschend stark ausfielen. Auch die sinkenden wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe deuten darauf hin, dass die jüngsten Rezessionsängste möglicherweise übertrieben waren.
Sollte sich der positive Trend an der Wall Street fortsetzen, könnte der S&P 500 auf Wochensicht um über 3 % steigen, der Nasdaq Composite sogar um mehr als 5 % – der höchste Wochengewinn seit November. Der Dow Jones Industrial liegt aktuell mit einem Wochenplus von mehr als 2 % ebenfalls auf Kurs zu seiner besten Performance in diesem Jahr.
3. Kroger reagiert auf Widerstand
Um die geplante 25-Milliarden-Dollar-Fusion mit Albertsons (NYSE:ACI) voranzutreiben, plant die Supermarktkette Kroger (NYSE:KR), nach Abschluss des Deals die Lebensmittelpreise um 1 Milliarde Dollar zu senken. Dies soll die Bedenken hinsichtlich möglicher Preissteigerungen abmildern.
Die Fusion, die im Oktober 2022 angekündigt wurde, würde ein riesiges Lebensmittelimperium mit über 4.000 Standorten schaffen. Doch das Vorhaben geriet ins Stocken, nachdem mehrere Kartellverfahren eingeleitet wurden. Diese rechtlichen Schritte führten schließlich zur Aussetzung des Übernahmeprozesses, bis ein Gericht in Colorado über eine Klage gegen die Fusion entscheidet. Der Prozessbeginn ist für den 30. September angesetzt.
Bereits zuvor hatte Kroger zugesagt, die Preise bei Albertsons um 500 Millionen Dollar zu senken, um etwaige Bedenken der Behörden und der Verbraucher zu adressieren.
4. Britische Einzelhandelsumsätze ziehen im Juli wieder an
Die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien haben sich im Juli wieder erholt, nachdem ein ungewöhnlich kühler und nasser Juni die Verbraucherausgaben im Vormonat gedämpft hatte. Diese Entwicklung könnte die Bank of England dazu bewegen, ihre Zinspolitik neu zu bewerten.
Laut dem Office for National Statistics stiegen die Einzelhandelsumsätze im Juli um 0,5 % gegenüber dem Vormonat und lagen 1,4 % höher als im Juli 2023. Damit konnten die Juni-Verluste von 0,9 % auf Monats- und 0,3 % auf Jahresbasis wieder ausgeglichen werden.
Die Bank of England hat diesen Monat ihre erste Zinssenkung vorgenommen, doch die nächsten Schritte der Zentralbank bleiben ungewiss. Die Inflation lag im Mai und Juni unter dem Zielwert von 2 %, aber im Juli knapp darüber. Gleichzeitig übertraf der Lohnanstieg im zweiten Quartal die Inflation mit dem höchsten Zuwachs seit Mitte 2021.
Auch das Verbrauchervertrauen erreichte im Juli den höchsten Stand seit fast drei Jahren, und die britische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal um 0,6 %, was die vorsichtige Erholung von der Rezession weiter stärkt.
5. Rohölpreis mit positiver Handelswoche
Die Ölpreise geben zwar im bisherigen Handelsverlauf etwas nach, doch dank der robusten Konjunktur in den USA, dem größten Ölverbraucher der Welt, stehen die Zeichen auf Wochengewinn.
Aktuell sinkt der Preis für US-Rohöl (WTI) um 0,5 % auf 77,79 Dollar pro Barrel, während Brent um 0,3 % auf 80,77 Dollar pro Barrel fällt.
Trotz dieser Verluste dürften beide Benchmarks in dieser Woche um mehr als 1 % zulegen und damit die zweite Gewinnwoche in Folge verbuchen. Verantwortlich für diesen Anstieg ist eine robuste US-Wirtschaft, begleitet von Anzeichen einer nachlassenden Inflation.
Die Einzelhandelsumsätze im Juli übertrafen die Erwartungen, was auf eine starke Konsumnachfrage hinweist und die Aussichten für die Kraftstoffnachfrage in den USA verbessert.
Die Anzeichen einer abkühlenden Inflation haben zudem die Erwartungen beflügelt, dass die US-Notenbank im September die Zinssätze senken könnte.
Darüber hinaus bleibt die Sorge über mögliche iranische Vergeltungsmaßnahmen gegen Israel bestehen, was die Spannungen in der ölreichen Region weiter erhöht und eine Risikoprämie im Markt aufrechterhält.