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Bundesbank mit neuem Präsidenten: Joachim Nagel tritt Amt an

Veröffentlicht am 31.12.2021, 09:30
© Reuters

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bundesbank bekommt ein neues Gesicht: Joachim Nagel, viele Jahre Vorstand der Notenbank, kehrt als neuer Bundesbank-Präsident nach Frankfurt zurück. Der 55-Jährige tritt mit dem Jahreswechsel die Nachfolge von Jens Weidmann an, der nach gut zehn Jahren im Amt aus persönlichen Gründen zum 31. Dezember zurücktrat.

Nagels Amtsantritt fällt in bewegte Zeiten: Verbraucher sorgen sich wegen der stark gestiegenen Teuerung um ihr Geld, der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), die Politik des billigen Geldes zu ändern, hat zugenommen. Nagel wird im EZB-Rat, dem obersten Entscheidungsgremium der gemeinsamen Zentralbank, über die Geldpolitik für den Euroraum mitentscheiden.

"Joachim Nagel steht sicher in der Tradition einer stabilitätsorientierten Bundesbank", sagte der ehemalige Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret, der Nagel aus seiner Bundesbank-Zeit kennt, nach der Berufung des gebürtigen Karlsruhers der "Börsen-Zeitung". "Gleichzeitig ist er pragmatisch, und ich erwarte, dass er sich mit diesen beiden Eigenschaften in die EZB einbringen wird."

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte anlässlich der Berufung Nagels durch die Ampel-Koalition gesagt, angesichts von Inflationsrisiken wachse "die Bedeutung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik", Nagel sichere die Kontinuität der Bundesbank.

Kritiker werfen der EZB vor, mit ihrer Geldflut die Inflation anzuheizen, die sie eigentlich im Zaum halten will. Nagels Vorgänger Weidmann hatte sich immer wieder kritisch etwa zu milliardenschweren Anleihenkäufen geäußert. Europas Währungshüter dürften zudem das Risiko einer zu hohen Inflation nicht ignorieren und nicht zu lange an ihrem sehr expansiven Kurs festhalten, mahnte Weidmann.

Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft. Verbraucher können sich für einen Euro dann weniger kaufen als zuvor. Die EZB erklärt den Anstieg der Teuerung in den vergangenen Monaten vor allem mit Sonderfaktoren, die sich 2022 wieder abschwächen sollten: etwa der Anstieg der Ölpreise nach dem Corona-Schock und Lieferengpässe infolge gestiegener Nachfrage.

Allerdings räumen auch führende Notenbanker inzwischen ein, dass es wohl länger dauern wird, bis die Teuerung wieder zurückgehen wird. "Wir wissen, dass die Inflation eine gewisse Zeit lang hoch sein wird, aber auch, dass sie im Laufe des nächsten Jahres zurückgehen wird", sagte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel in einem kurz vor Weihnachten veröffentlichten Interview. "Weniger sicher sind wir uns darüber, wie schnell und wie stark der Rückgang sein wird", sagte Schnabel, die selbst als mögliche Weidmann-Nachfolgerin bei der Bundesbank gehandelt worden war.

SPD-Mitglied Nagel warnte schon in seiner Zeit als Bundesbank-Vorstand (Dezember 2010 - April 2016) vor möglichen Nebenwirkungen des EZB-Billiggeldkurses. Im März 2012 etwa mahnte der promovierte Volkswirt, es sei "wichtig, dass wir jetzt schon über Ausstiegsszenarien reden und den Märkten signalisieren: Es ist nicht selbstverständlich, dass es so wie in den letzten Monaten weitergeht".

Bald kann sich Nagel, der zwischenzeitlich Vorstand bei der Förderbank KfW und zuletzt stellvertretender Leiter der Bankabteilung bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel war, an höchster Stelle in die Beratungen über den richtigen Zeitpunkt für einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik einbringen. Die erste geldpolitische Sitzung des EZB-Rates im neuen Jahr ist für den 3. Februar angesetzt.

Eine baldige Wende hin zu höheren Zinsen sollten Deutschlands Sparer aber weiterhin nicht erwarten. Der Bundesbank-Präsident hat im EZB-Rat wie die Vertreter der anderen 18 Euroländer nur eine Stimme - auch wenn Deutschland Europas größte Volkswirtschaft ist. Und die lockere Geldpolitik hat in dem Gremium viele Befürworter.

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