FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag nach den geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich gefallen. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel bis zum frühen Abend um 0,59 Prozent auf 162,69 Punkte. Die Rendite zehnjährige Bundesanleihen stieg um 0,06 Prozentpunkte auf 0,27 Prozent.
Die EZB steuert trotz neuer Risiken für die Konjunktur auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zu. Sie fährt ihre milliardenschweren Anleihekäufe früher zurück als geplant und stellt deren Ende im Sommer in Aussicht. Angesichts der neuen Unsicherheiten für die Konjunktur durch den Krieg in der Ukraine hatten etliche Volkswirte eigentlich damit gerechnet, dass die EZB abwarten würde.
Die raschere Rückführung des Kaufprogramms belastete die Anleihen merklich. In allen Ländern der Eurozone stiegen im Gegenzug die Renditen. Besonders deutlich kletterten sie in Italien.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich allerdings offen gehalten, wann die Notenbank ihre Zinsen anhebt. Die Notenbank will sich angesichts der hohen Unsicherheit möglichst viele Optionen offen halten. "Alles in allem sind die heutigen Entscheidungen ein guter Kompromiss, der ein Höchstmaß an Flexibilität bei einer sehr allmählichen Normalisierung der Geldpolitik bewahrt", resümierte ING-Deutschland-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Eine erste Zinserhöhung vor Ende des Jahres ist immer noch möglich."
Bundeswertpapiere waren wie auch die Aktienmärkte zuletzt einem deutlichen Auf und Ab ausgesetzt. Am Vormittag hatten die Kurse noch zugelegt. Ausschlaggebend waren Entwicklungen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Hoffnungen auf eine Annäherung der Kriegsparteien erhielten einen Dämpfer. Ein Gespräch der Außenminister Russlands und der Ukraine, Sergej Lawrow und Dmytro Kuleba, in der Türkei erbrachte keine wesentlichen Fortschritte.