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Die große Inflationslüge – drohen uns 100 % Inflation wie in Argentinien?

Veröffentlicht am 07.07.2023, 16:07

Investing.com – Weltweit haben Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation die Zinsen drastisch erhöht. Erste Banken und Immobiliengesellschaften gingen unter dem größer werdenden Finanzdruck bereits pleite, während ein normaler Wochenendeinkauf kontinuierlich mehr Geld verschlingt. Die Reallöhne sinken und jeder überlegt sich dreimal, wofür man überhaupt noch Geld ausgeben kann und will, was sich negativ auf die Nachfrage auswirkt.

All dies sollte eigentlich dazu führen, dass die Wirtschaftsleistung einbricht und die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schnellen. Aber nichts davon passiert, wofür der Wirtschaftsexperte Daniel Lacalle am Beispiel der US-Wirtschaft eine plausible Erklärung hat.

Laut Lacalle sind es vorwiegend Familien und kleine Unternehmen, welche die Inflation und die Verschärfung der Finanzierungsbedingungen am meisten zu spüren bekommen. Bestätigt wird das von Fed-Ökonomen, die mit einer Studie belegten, dass mit 37 Prozent so viele US-Unternehmen unmittelbar von Zahlungsunfähigkeit bedroht sind wie seit 50 Jahren nicht mehr.

Aber dies hat kaum Auswirkungen auf die Wirtschaftsdaten, weil in den Industrieländern die staatlichen Ausgaben etwa 40 bis 60 Prozent des BIPs ausmachen, wie Lacalle erläutert. Das führt letztlich dazu, dass die Rezession im Privatsektor und den mittelständischen Unternehmen verschleiert wird.

Sowohl in den USA als auch in Europa wurden umfangreiche staatlich finanzierte Programme gestartet, wie zum Ausbau der erneuerbaren Energien oder zur Modernisierung des Militärs. Diese auf Schulden basierenden Gelder stützen das BIP und kompensieren den Einbruch der privaten Nachfrage.

Das Problem ist, dass die staatlich geförderte Nachfrage den Auswirkungen der straffen Geldpolitik entgegensteht, wie Lacalle schreibt. Angesichts dessen bleibt auch die Kerninflation hartnäckig hoch und wird sich auf absehbare Zeit nicht dem 2-Prozent-Ziel nähern. Als Ergebnis dieser Politik werden die Reallöhne genauso wie die realen Ersparnisse weiter sinken.

Bloomberg ermittelte, dass die Vermögen der US-Mittelschicht seit dem Beginn der Fed-Zinserhöhungen um 33.500 Dollar gesunken sind, während die Lebenshaltungskosten steigen. Ein durchschnittlicher Haushalt der Mittelschicht musste Mitte 2022 jährlich bereits 8000 Dollar mehr für den gewohnten Lebensstandard ausgeben, als es 2019 der Fall war.

Fast 27 Millionen Haushalten gelang das nur mit der Aufnahme neuer Kredite, weil die Gehälter nicht reichten, um die Rechnungen zu bezahlen.

Somit ist offensichtlich, dass die Wirtschaftsdaten nicht der Lebensrealität der Menschen entsprechen, sondern mit Schulden erkauft sind. Und was im ersten Moment zum Erhalt der Arbeitsplätze noch als vernünftig erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein Fiasko.

Denn in dem Moment, wo die Wirtschaft zunehmend auf die staatlichen Ausgaben angewiesen ist, verselbstständigt sich dieses System, warnt Lacalle.

Die staatlichen Programme verhindern eine Senkung der Inflation, weshalb die Geldpolitik weiter gestrafft werden muss. Damit gerät ein noch größerer Teil der Wirtschaft und der Privathaushalte in Schwierigkeiten, worauf die Staatsausgaben mit frisch gedrucktem Geld weiter erhöht werden. Das ist der Beginn einer Abwärtsspirale, die sich ohne einen großen Crash nicht mehr stoppen lässt.

Als Negativbeispiel nennt Lacalle Argentinien, wo die Geldmenge in den vergangenen 10 Jahren um 1670 Prozent gestiegen ist und die Inflation aktuell bei 108 Prozent liegt. Ein Schicksal, das uns nicht unmittelbar bevorsteht, aber in Anbetracht der neuen geopolitischen Verwerfungen auch unsere Lebensrealität zu werden droht.

Lacalle kommt zu folgendem Ergebnis:

"Der bisherige Weg der Zinserhöhungen zerstört das Rückgrat der Wirtschaft, der Familien und der kleinen Unternehmen. Eine Normalisierung der Geldpolitik ohne Normalisierung der Staatsausgaben und -defizite ist das Rezept für Stagnation."

China verabschiedete ein Gesetz, um den Export von Seltenen Erden zu sanktionieren, auf die der Rest der Welt angewiesen ist, wenn er Solarpanele, Chips, Elektroautos und modernste Waffensystem produzieren will.

Letzteres ließ beim Pentagon die Alarmglocken schrillen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte am Freitag gegenüber Reuters, dass man sich auf den Defense Production Act beruft, mit dem man die inländischen Produktionskapazitäten für von China sanktionierten Seltenen Erden Gallium und Germanium hochfahren wird. Doch die Rohstoff-Lagerstätten in den USA werden nicht ausreichen, um den gesamten Industriesektor zu versorgen.

Außerdem spitzt sich die Lage rund um Taiwan zu. Unmittelbar vor der Ankunft der US-Finanzministerin Yellen in China erklärte das chinesische Verteidigungsministerium, dass die USA drauf und dran sind Taiwan in ein "Pulverfass" zu verwandeln. Die Waffenverkäufe der USA an Taiwan müssen aufhören, wird gefordert.

Festzuhalten bleibt, dass sich die internationalen Handelsbeziehungen zusehends verschlechtern, die Gefahr eines neuen bewaffneten Konflikts steigt und die Geldpolitik nahezu wirkungslos ist. Das Risiko, dass wir das Hoch der Inflation noch gar nicht gesehen haben, steigt von Tag zu Tag.

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