ROM (dpa-AFX) - Italiens Ministerpräsident Mario Draghi hat in der Frage zu einem möglichen Embargo auf russisches Gas Kompromissbereitschaft gefordert. "Wir fragen uns, ob der Gaspreis für den Frieden eingetauscht werden darf", sagte der 74 Jahre alte Ex-Chef der Europäischen Zentralbank am Mittwochabend in Rom. "Angesichts dieser beiden Dinge, was bevorzugen wir da - den Frieden oder entspannt bleiben, mit angeschalteten Heizungen oder jetzt mit laufender Klimaanlage über den ganzen Sommer?", fragte der parteilose Regierungschef. "Wie würden Sie darauf antworten? Bevorzugen Sie den Frieden oder die laufende Klimaanlage? Das ist die Frage, die wir stellen müssen", entgegnete er der Frage eines Journalisten.
Draghi stellte klar, dass seine Vielparteienregierung, die die überwiegende Mehrheit im Parlament hält, den Maßnahmen der EU folgen würde. "Wenn sie uns ein Gas-Embargo vorschlagen und die Europäische Union einheitlich dazu steht, sind wir zufrieden, dem zu folgen, was auch immer das Instrument dafür sein mag, das wir als am wichtigsten und effektivsten erachten würden, um Frieden zu erlauben." Dem Ökonom zufolge liegt derzeit aber noch kein Gas-Embargo-Plan auf dem Tisch und er weiß auch nicht, ob das je so sein wird. Wenn heute die Lieferungen wegbrächen, würden Italiens Gas-Reserven Draghi zufolge noch bis Ende Oktober reichen. Bis zum Herbst würde man daher keine Konsequenzen spüren.