La Française Group: COP27: "Alleine schneller, gemeinsam weiter"
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La Française Group: COP27: "Alleine schneller, gemeinsam weiter"
30.11.2022 / 09:01 CET/CEST
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COP27: "Alleine schneller, gemeinsam weiter"
Von Marie Lassegnore, CFA, Head of Sustainable Investments, La
Française AM
Die COP27 ist vorbei. Offene und ungelöste Klimaprobleme haben
offensichtlich die erfreulichen Fortschritte überschattet.
Ein Ziel der COP27 war, die Ambitionen beim Klimaschutz zu
bekräftigen und zu steigern. Bedauerlicherweise taten dies nur 29
Länder. Das Arbeitsprogramm zur Eindämmung des Klimawandels, mit
dem Ziel die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C beizubehalten,
steht unter Druck. Die Marke könnte bereits 2026 überschritten
werden. Wie geht es also danach weiter? Diese Frage muss erst
noch beantwortet werden. Eine Verschärfung der globalen Maßnahmen
zum Kohleausstieg wurde nicht in Aussicht gestellt. Indonesien,
dem weltweit größten Kohleexporteur und drittgrößten
Kohleverbraucher, wurde jedoch eine Finanzierungszusage in Höhe
von 20Millarden US-Dollar gemacht. Damit kann das Land seinen
gerechten Übergang finanzieren, seine Abhängigkeit von der Kohle
verringern und folglich seine Spitzenemissionen im Jahr 2030
senken und sie bis 2050 wieder auf Netto-Null bringen.
Erfreulicherweise wurde die COP27 um fast zwei Tage verlängert,
um eine Einigung über "Loss and Damage", d. h. die durch den
Klimawandel verursachten dauerhaften oder reversiblen Schäden, zu
erzielen. Auch hier blieben die tatsächlichen Fortschritte hinter
den Erwartungen zurück. Es wurde zwar beschlossen, einen "Loss
and Damage"-Fonds für gefährdete Länder einzurichten, jedoch ohne
einen Beschluss über die tatsächliche Finanzierung. Außerdem
bleibt die Definition der förderfähigen Länder vage:
"Entwicklungsländer, die besonders anfällig für die negativen
Auswirkungen des Klimawandels sind".
Auch die Anpassung an den Klimawandel stand ganz oben auf der
Tagesordnung, insbesondere angesichts der geografischen Lage des
Gastgeberlandes Ägypten. Es wurde zwar viel diskutiert, aber das
Ziel, die Mittel für die Anpassung an den Klimawandel "mindestens
zu verdoppeln", wurde nicht wirklich erreicht. Allerdings hat
sich der Ausschuss "Global Goal on Adaptation" auf einen
Themenkatalog geeinigt, die in vier Workshops behandelt werden
sollen. Er wird voraussichtlich im nächsten Jahr seinen Bericht
vorlegen.
Die Klimafinanzierung durch die Industrieländer blieb erneut
hinter dem Ziel von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr zurück!
Gleichzeitig kommt das neue Klimafinanzierungsziel (New
Collective Quantified Goal on Climate Finance, NCQG) nur langsam
voran (eine Entscheidung wird bis 2024 erwartet). Auf der COP27
wurde ein zentrales Thema der Klimafinanzierung angesprochen: die
Herkunft und Form der Instrumente. Vorgeschlagen wurde, Zuschüsse
gegenüber Darlehen zu bevorzugen, um eine Überschuldung der
Entwicklungsländer zu vermeiden, die entschlossen sind, ihre
strukturellen Schwachstellen zu beseitigen.
Besonders hervorzuheben sind die operativen und praktischen
Fortschritte beim Santiago Network for Loss and Damage
(technische Hilfe für Entwicklungsländer, die durch die negativen
Auswirkungen des Klimawandels gefährdet sind). Die
Governance-Struktur wurde festgelegt, und es werden (zusätzlich
zu den Spenden) finanzielle Mittel für den Aufbau bereitgestellt.
Die Gespräche über Artikel 6 des Pariser Abkommens (erlaubt den
Ländern bei der Erreichung von Emissionsreduktionszielen
zusammenzuarbeiten, d. h. Emissionszertifikate auszutauschen)
sind zwar vorangekommen, aber die Schlüsselfrage der
Anrechenbarkeit von "Emissionsvermeidung" als
Emissionszertifikate wurde auf nächstes Jahr verschoben.
Die multilaterale Zusammenarbeit, ein zentrales Anliegen im
Vorfeld der COP27, ist noch nicht vollständig geregelt. Es
besteht ein klarer Bruch zwischen "entwickelten" und
"Entwicklungsländern" aufgrund der überholten Definition (die aus
dem Jahr 1992 stammt) und der impliziten Festlegung, wer zu
zahlen und wer zu profitieren hat. China scheint im Zentrum
dieser Kluft zu stehen. Dies wird durch den Vorschlag der EU
deutlich, in den Loss-and-Damage-Fonds einzuzahlen, unter der
Bedingung, dass China ebenfalls einen Beitrag leistet. Die
Klimagespräche zwischen den USA und China sind offenbar wieder
aufgenommen worden (Joe Biden und Xi Jinping vereinbarten auf dem
G20-Gipfel, die Zusammenarbeit beim Klimawandel fortzusetzen,
während sich ihre Sonderbeauftragten auf der COP27 hinter
verschlossenen Türen trafen). Dies gibt Anlass zur Hoffnung.
Positiv zu erwähnen ist, dass es eine Vielzahl neuer Initiativen
und Partnerschaften gab. Hier einige der bemerkenswertesten:
* Globaler Schutzschirm gegen Klimarisiken: Wurde von der V20
und G7 ins Leben gerufen
* Bridgetown-Initiative der Premierministerin von Barbados, Mia
Mottley
* Brasilien, Kongo und Indonesien, die Heimat der größten
Regenwälder, haben eine Partnerschaft zum Schutz ihrer Wälder
und zur Bekämpfung der Entwaldung ins Leben gerufen
* Initiative afrikanischer Staats- und Regierungschefs zur
Schaffung von 300 Millionen Emissionszertifikaten und 6
Milliarden US-Dollar Einnahmen jährlich bis 2030
* ENACT-Initiative (Enhancing Nature-based Solutions for an
Accelerated Climate Transformation) wurde ins Leben gerufen.
Sie soll die globalen Bemühungen zur Klimawandelbekämpfung,
der Land- und Ökosystemdegradation und des Verlusts der
biologischen Vielfalt durch naturbasierte Lösungen
koordinieren
* Global Methane Pledge hat zwei neue Initiativen ins Leben
gerufen, um die Methanreduzierung in der Landwirtschaft und
im Abfallsektor voranzutreiben (die Zahl der Unterzeichner
hat 150 erreicht, von denen 50 bereits Methan-Aktionspläne
aufgestellt haben oder gerade entwickeln).
Die Maxime "Alleine schneller, gemeinsam weiter" bekommt eine
neue Bedeutung. Mehr denn je ist deutlich geworden, dass die Zeit
drängt. Wir können nicht auf einen bahnbrechenden multilateralen
Fortschritt warten. Die Länder und ihre Bevölkerungen müssen
dringend eigene Maßnahmen ergreifen. Anschließend können wir
gemeinsam die politischen Hürden überwinden.
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