Investing.com – Zentralbanken wie die EZB und Fed verfolgen mit ihrer Geldpolitik verschiedene Ziele. Neben einer hohen Beschäftigung und wirtschaftlichem Wachstum ist ihr Mandat in der Regel auch für Preisstabilität zu sorgen.
Letzteres führte in den zurückliegenden Monaten dazu, dass die Zinssätze erheblich angehoben wurden, denn die Inflation erreichte in der Spitze zweistellige Prozentwerte. Inwiefern die Preisstabilität mit dem selbst gesteckten Ziel einer Inflation von 2 Prozent zu vereinbaren ist, erschließt sich einem Großteil der Bevölkerung jedoch genauso wenig wie die Entstehung von Blasen.
Der Finanzblogger Charles Hugh Smith gab in seinem jüngsten Artikel zu bedenken, dass Zentralbanken nichts mehr lieben wie Finanzblasen.
Smith erklärt, dass die in den vergangenen Jahrzehnten entstandenen Finanzblasen durch die von den Zentralbanken propagierte Niedrigzinspolitik hervorgerufen wurden. Doch entgegen der offiziellen Darstellung, dass Vermögensblasen eine unerwünschte negative Begleiterscheinung sind, scheint es sich vielmehr um eine von den Zentralbanken forcierte Auswirkung ihrer Geldpolitik zu handeln.
Zu dieser Erkenntnis kommt Smith, weil die Fed und EZB immer dann, wenn die Wirtschaft ins Stocken gerät, mit dem gleichen geldpolitischen Instrument agieren – niedrigen Zinsen.
In solchen Marktphasen werden Menschen verleitet Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen und/oder sich eigentlich nicht leisten können, aber die monatliche Rate ist aufgrund der niedrigen Zinsen erschwinglich.
Die Nachfrage steigt und Preise für Vermögenswerte ziehen an, während Menschen aufgrund ihrer neuen Konsummöglichkeiten dem Irrglauben verfallen, wohlhabender zu sein. Der damit einhergehende Vermögenseffekt verleitet die Menschen, sich noch mehr Geld zu leihen und auszugeben, wie Smith erklärt:
"Nichts belebt die Nachfrage so sehr wie eine Spekulationsblase, und so ist das Aufblasen von kreditbasierten Blasen Teil des Plans, die Menschen zu ermutigen, Dinge, die sie nicht benötigen, auf Kredit zu kaufen, damit das BIP weiter wächst."
Die in den vergangenen Jahren entstandenen Blasen erzeugen indes die Illusion, dass das Wachstum unbegrenzt ist. Das gelang jedoch nur mit der Einführung von Negativzinsen und dem Drucken von neuem Geld.
Smith verweist darauf, dass jede Blase eines Tages platzt. Bestätigen kann diese Aussage jeder Volkswirt, denn unbegrenztes, echtes Wachstum, gibt es nicht.
Das Problem der Märkte und Marktteilnehmer ist, dass sie vom billigen Zentralbankgeld abhängig geworden sind. Kaum einer kann sich vorstellen, dass die Vermögenspreise um 30, 40 oder gar 50 Prozent einbrechen und auf diesem Niveau bleiben, während die von den Zentralbanken injizierten Geldmengen aus dem Markt genommen werden. Jeder verlässt sich darauf, dass die Zentralbanken ein Platzen der Blasen verhindern werden.
Doch welche Auswirkungen die lockere Geldpolitik der Zentralbanken haben kann, zeigt ein Bericht des deutschen Bundesrechnungshofs. Dieser warnt davor, dass die Deutsche Zentralbank mit Steuergeldern gerettet werden muss, weil das von der EZB ins Leben gerufene Anleihekaufprogramm zur Belebung der Nachfrage zu einem Verlustgeschäft geworden ist.
In der Finanzwelt weiß man indes, was viele der Privatanleger leugnen und Smith ausspricht: "die Ankurbelung der Nachfrage hatte schon immer ein Verfallsdatum".
Auch dieses Mal wird das der Fall sein. Die hohen Zinsen zur Bekämpfung der Inflation ruinieren Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen, wenn sie in der Phase der Nullzinsen zu blauäugig Kredite eingegangen sind, die ihnen von Banken angedreht wurden, die ihrerseits ebenfalls ums Überleben kämpfen.
Damit sinkt die Kreditvergabe, die Nachfrage versiegt, die Konjunktur bricht ein und Blasen platzen. Eine an die Zentralbanken gerichtete Forderung nach Niedrigzinsen wäre keine Lösung, denn diese würde mit einer noch höheren Inflation bezahlt werden müssen.
Das Blasen mit schädlichen Folgen platzen ist auch in der Politik bekannt, denn nicht umsonst beschäftigte sich der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages 2011 mit diesem Thema. Der Tenor des erarbeiteten Papiers ist, dass Finanzkrisen wie 2008 verhindert werden können, wenn die Zentralbanken mit geldpolitischen Maßnahmen wie höheren Zinsen das Entstehen von Blasen verhindern.
Es wurde festgehalten, dass das Bewusstsein für diese Problematik steigt und benennt als Beispiel Asien, wo sich eine Immobilienblase abzeichnet.
Interessiert hat das keinen, denn nur wenige Jahre später hielten Negativzinsen und Anleihekaufprogramme Einzug, gegen die sich die Bundesbank zu wehren versuchte. Die Politik entschied jedoch, dass Wirtschaftswachstum und eine niedrige Arbeitslosenquote für die nächsten Wahlen viel wichtiger sind als eine Blase, die erst in der Zukunft platzt – im Idealfall, wenn der politische Gegner in der Regierung sitzt.