Investing.com - Im Kampf gegen die hohe Inflation will die EZB die Leitzinsen weiter anheben. Das erklärte Francois Villeroy de Galhau, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), in einem am Montag veröffentlichten Interview mit Le Firago. Gleichwohl gab er ein Signal für eine kleinere Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf der Mai-Sitzung.
Der französische Notenbankchef merkte an, dass sich die Art der Inflation geändert habe und mittlerweile hartnäckiger geworden sei. Zunächst sei die Teuerung aufgrund von Lieferketten-Problemen angestiegen, dann sei sie hauptsächlich von der Energie beeinflusst worden und nun habe sie auf alle Waren und Dienstleistungen übergriffen.
Die Teuerung in der Eurozone ging von 8,5 % im Februar auf 6,9 % im März zurück. Gleichzeitig kletterte die Kerninflation mit 5,7 % auf ein neues Allzeithoch, was ein deutliches Zeichen dafür ist, wie verfestigt und kompliziert das Phänomen der steigenden Preise geworden ist.
"Es kann sein, dass noch ein paar Erhöhungen nötig sind, aber meiner Meinung nach sollten sie in ihrer Anzahl und ihrem Umfang begrenzt sein", sagte Villeroy gegenüber Le Figaro und deutete damit an, dass er einem kleineren Schritt auf der Mai-Sitzung nicht abgeneigt ist.
Zuvor hatte EZB-Ratsmitglied Isabel Schnabel betont, dass eine Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte im Mai "nicht vom Tisch" sei.
Die EZB wird die Leitzinsen am 4. Mai voraussichtlich zum siebten Mal in Folge anheben. Es ist zwar noch unklar, ob die EZB die Zinsen um 25 oder 50 Basispunkte anheben wird, aber mit den Beratungen vertraute Personen sagten der Nachrichtenagentur Reuters, dass sich innerhalb der EZB ein Konsens für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte abzeichnet.
Im Vergleich zur Fed hat die EZB recht spät auf den sich aufbauenden Inflationsdruck reagiert und sieht sich nun unter Druck, die Zinsen weiter anzuheben, während sich die Fed bereits allmählich ihrem Zinsgipfel nähert. Die letzte Zinserhöhung der EZB sehen die Marktteilnehmer im September oder Oktober, mit einem Zinshoch zwischen 3,75 % und 4,0 %.