Investing.com - Der Wind an den Finanzmärkten bläst stärker denn je, während Investoren gespannt auf die Ereignisse des heutigen Tages blicken. Während sich die Welt mit den Verhandlungen um eine Anhebung der US-Schuldengrenze auseinandersetzt, zieht US-Präsident Joe Biden die Zügel seiner Auslandsreise straffer. Doch nicht nur die Politik hält die Märkte in Atem, auch die Unternehmen sorgen für Schlagzeilen. Der Einzelhändler Target hat seine Quartalszahlen veröffentlicht und dabei die Erwartungen der Börse übertroffen. Ein erfreulicher Lichtblick inmitten der Turbulenzen. Doch der Blick richtet sich nicht nur auf die Bilanzen der Unternehmen, sondern auch auf den US-Immobilienmarkt, der in den letzten Monaten unter den Auswirkungen der aggressiven Zinserhöhungen der Fed gelitten hat. Neue Daten werden heute erwartet und könnten wichtige Hinweise auf die Gesundheit dieses Sektors geben.
1. Einigung zur Schuldenobergrenze „möglich“
US-Präsident Biden und der Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, haben sich bei ihrem letzten Treffen zur Anhebung der Schuldenobergrenze vorsichtig positiv geäußert.
Nach den Gesprächen gestern, an denen auch andere führende Kongressabgeordnete teilnahmen, sagte Biden, dass die Gesetzgeber „auf einem guten Weg“ seien, eine Einigung über die Anhebung der 31 Billionen Dollar schweren Schuldenobergrenze zu erzielen. Das Weiße Haus fügte später hinzu, dass Biden eine für diese Woche geplante Auslandsreise verkürzen werde, um persönlich an weiteren Verhandlungen teilzunehmen.
McCarthy stellte seinerseits fest, dass „es möglich ist, bis Ende der Woche eine Einigung zu erzielen“.
Die Deadline zur Vermeidung einer beispiellosen Zahlungsunfähigkeit rückt jedoch bedrohlich näher. Es wird allgemein erwartet, dass den Vereinigten Staaten Anfang des kommenden Monats das Geld für die fälligen Zahlungen an ihre Gläubiger ausgeht. Offizielle Vertreter warnen eindringlich vor den potenziell verheerenden Auswirkungen dieses Ereignisses, die sich nicht nur auf die USA, sondern auch auf die globale Wirtschaft erstrecken könnten.
2. US-Futures stabil
Die Wall Street dürfte heute mit einem leichten Plus in den Handelstag starten, während Investoren den vorsichtigen Optimismus der Gesetzgeber in Washington bezüglich der Verhandlungen um eine Anhebung der Schuldenobergrenze bewerten.
Für den Dow Jones-Future geht es 0,28 % nach oben, der S&P 500 notiert 0,27 % im Plus und der Nasdaq 100 gewinnt 0,15 % hinzu. Wegen der Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Verhandlungen ging es gestern an der Wall Street mit vielen Aktien abwärts.
Das Treffen zwischen Biden, McCarthy und führenden Kongressvertretern endete gestern nach US-Börsenschluss. Der Blue-Chip-Index Dow Jones Industrial und der breiter gefasste S&P 500 gaben beide nach. Der Nasdaq Composite rutschte ebenfalls ab, wenngleich die Stärke der Technologie-Titel größere Verluste verhinderte.
Die Renditen von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 2 Jahren und 10 Jahren stiegen, während die Renditen von Staatsanleihen, die im nächsten Monat fällig werden (wenn ein Zahlungsausfall in den USA erwartet wird), ihren höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008 nicht halten konnten.
3. Target-Zahlen
Target (NYSE:TGT) hat die Gewinnerwartungen der Börse übertroffen, obwohl der Umsatz des Discounters im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kaum gewachsen ist und die Kunden sich eher auf das Nötigste beschränkt haben.
Der Einzelhändler bestätigte seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Target rechnet für 2023 mit einem Umsatz zwischen einem Rückgang im niedrigen einstelligen Bereich und einem Plus im niedrigen einstelligen Bereich. Der bereinigte Gewinn pro Aktie für das Gesamtjahr wird zwischen 7,75 und 8,75 Dollar geschätzt.
Obwohl die Kunden immer seltener Güter kaufen, die nicht für den täglichen Bedarf bestimmt sind, bringt Target sie mit Lebensmitteln, alltäglichen Gebrauchsgegenständen und Trendartikeln in die Läden, sagte CEO Brian Cornell in einer Telefonkonferenz.
Der Nettogewinn fiel von 1,01 Milliarden Dollar bzw. 2,16 Dollar pro Aktie im Vorjahresquartal auf 950 Millionen Dollar bzw. 2,05 Dollar pro Aktie im Berichtsquartal. Target erlöste fast 1 % mehr als vor einem Jahr (25,17 Milliarden Dollar) und übertraf damit knapp die Erwartungen der Börse.
Der Baumarktkonzerne Home Depot (NYSE:HD) musste gestern aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen seine Prognosen nach unten korrigieren. Die Auswirkungen ließen auch die Aktien des Unternehmens sinken.
Morgen rückt der Einzelhandelsriese Walmart (NYSE:WMT) mit der Vorlage seiner Quartalszahlen ins Rampenlicht.
4. Daten zum US-Wohnungsbau stehen an
Investoren sollten heute außerdem ein wachsames Auge auf die neuen Wirtschaftsdaten richten, denn sie geben Aufschluss über den aktuellen Zustand des US-Immobilienmarkts. Die Zahlen zum Baustart neuer Immobilien sowie den erteilten Baugenehmigungen für den Monat April werden heute veröffentlicht und bieten somit eine detaillierte Analysegrundlage.
Die Zahlen zum Baubeginn neuer Einfamilienhäuser, die in der Regel einen großen Teil des Immobilienneubaus ausmachen, stiegen im März sprunghaft an. Die Baugenehmigungen für diese Projekte erreichten ebenfalls ein 5-Monats-Hoch.
Volkswirte vermuten, dass die jüngste Abkühlung der Hypothekenzinsen die Nachfrage beim Immobilienkauf angekurbelt hat. Die Zinssätze sind von ihren Höchstständen im Oktober und November letzten Jahres deutlich zurückgegangen, da die Erwartung zunimmt, dass die Fed schon im nächsten Monat auf die Bremse treten wird.
Von einer völligen Wiederbelebung des Immobilienmarktes scheint man jedoch noch weit entfernt zu sein. Ein Rückgang im Mehrfamilienhausbau ließ die Zahl der Baubeginne im März um 0,8 % auf 1,420 Millionen Einheiten sinken. Auch die Zahl der Baugenehmigungen ging zurück.
5. US-Rohöllagerbestände steigen weiter
Der Ölpreis blieb heute im bisherigen Handelsverlauf nahezu unverändert, obwohl die Sorgen um die Nachfrage beim größten Verbraucherland der Welt durch einen unerwarteten Anstieg der US-Rohöllagerbestände verstärkt wurden.
Gemäß Informationen des Branchenverbands American Petroleum Institute stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche, die am 12. Mai endete, um etwa 3,6 Millionen Barrel an. Dies steht im Gegensatz zu den Erwartungen, die auf einen Rückgang der Lagerbestände hindeuteten.
Dennoch hielten sich die Preisverluste in Grenzen, da die Entnahme von Öl aus der strategischen Erdölreserve eine wichtige Rolle beim Lageraufbau spielte. Gleichzeitig deutet ein Rückgang der Benzinvorräte und der Destillatbestände auf eine steigende Nachfrage vor der Sommersaison hin.
Der US-Rohöl-Future wird aktuell bei 70,83 USD pro Barrel gehandelt, während der Brent-Kontrakt bei 74,94 USD pro Barrel notiert.