BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Verteidigungsausgaben der europäischen Nato-Staaten und Kanadas entwickeln sich nach Einschätzung von Generalsekretär Jens Stoltenberg in die richtige Richtung. In diesem Jahr liege der Zuwachs in den Ländern nach jüngsten Schätzungen bei 8,3 Prozent, sagte der Norweger am Freitag bei einer Pressekonferenz zum bevorstehenden Gipfeltreffen der Alliierten in Litauen. Dies sei der größte Anstieg seit Jahrzehnten und das neunte Plus in Folge.
Hintergrund der Entwicklung ist Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Er hat die Sicherheitslage in Europa fundamental verändert und erfordert aus Sicht der westlichen Militärallianz zusätzliche Abschreckung gegen Russland.
Insgesamt sind nach Angaben Stoltenbergs aus Europa und Kanada seit der Vereinbarung des sogenannten Zwei-Prozent-Ziels im Jahr 2014 mehr als 450 Milliarden US-Dollar (414 Mrd Euro) zusätzliche Ausgaben gemeldet worden. Das Ziel sieht vor, dass sich alle Bündnisstaaten bis 2024 dem Richtwert annähern, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Dies war von den USA gefordert worden, die zuletzt immer mehr als drei Prozent ihres BIP für Verteidigung ausgaben.
Die Zwei-Prozent-Marke erreichen oder übertreffen werden nach den Nato-Zahlen in diesem Jahr voraussichtlich elf Mitgliedstaaten - nach sieben im Vorjahr. Neben den USA sind das Großbritannien, Finnland, Griechenland, Ungarn, Polen, Litauen, Estland, Lettland, Rumänien und die Slowakei.
Deutschland wird nach der Schätzung der Nato 2023 trotz einer deutlichen Erhöhung der Verteidigungsausgaben nur auf eine Quote von 1,57 Prozent kommen. Im Vorjahr lag sie nach jüngsten Berechnungen bei 1,49 Prozent.