Von Geoffrey Smith
Investing.com - In den USA stehen weitere Arbeitsmarktdaten an. Derweil bereitet sich der Markt zunehmend auf die Gefahr einer Rezession vor. Die Ukraine stößt die Tür für eine friedliche Lösung im Krieg mit Russland auf dem Verhandlungsweg auf. Die EZB wird die Zinsen im Mai erneut anheben, während Indien seinen Leitzins überraschend unverändert lässt. Was die Finanzmärkte am Donnerstag, den 6. April, bewegt, erfahren Sie hier.
1. Weitere Arbeitsmarktdaten stehen an
Der stetige Strom von US-Arbeitsmarktdaten setzt sich mit der Veröffentlichung der wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe und dem Challenger Gray-Bericht per Berichtsmonat März fort. Die Zahl der Erstanträge, die um 14:30 Uhr MEZ veröffentlicht werden, dürften zum zweiten Mal seit Anfang Januar um und bei 200.000 liegen.
Die Umfrage zu den offenen Stellen im März und der ADP-Jobbericht deuten beide darauf hin, dass sich der Arbeitsmarkt nun zügig abkühlt. Dennoch bleibt die Lage weiterhin angespannt.
Für die Marktteilnehmer hat dies einen weiteren Grund geschaffen, künftig verstärkt auf einen niedrigeren Zinspfad zu setzen: Die Rendite der 2-jährigen Staatsanleihen ist nun schon den fünften Tag in Folge gesunken und hat damit die wiederholten Interventionen von hochrangigen Vertretern der Fed, die den Zielbereich der Fed Funds weiter anheben und für einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau halten wollen, ignoriert.
2. Ukraine deutet Friedensgespräche an; Macron und von der Leyen treffen Xi
Die Ukraine hat angedeutet, dass sie - unter bestimmten Bedingungen - bereit ist, mit Russland über die Zukunft der Krim zu verhandeln. Das ist die erste Abschwächung der offiziellen Position der ukrainischen Regierung seit Monaten. Für viele Beobachter ist das ein Hoffnungsschimmer, dass der Krieg in der Ukraine doch noch zu einem friedlichen Ende kommt.
Andriy Sybiha, der stellvertretende Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, erklärte gegenüber der FT, dass die Ukraine zu Gesprächen bereit wäre, wenn ihre Truppen die Landenge erreichen, die die Krim mit dem Rest des Landes verbindet. Dies wird als Eingeständnis gedeutet, dass das ukrainische Militär nicht über die Stärke verfügt, um eine vollständige Wiedervereinigung zu erreichen.
Unterdessen treffen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der französische Präsident Emmanuel Macron Präsident Xi Jinping in Peking zu Gesprächen. Im Mittelpunkt der Gesprächsrunde dürfte die sich abzeichnende Verschlechterung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Machtblöcken stehen, aber auch Chinas Unterstützung Russlands im Krieg und seine jüngsten Vorschläge zur Beendigung des Krieges dürften zur Sprache kommen.
3. Aktienmärkte schwächeln - Rezessionsangst ist zurück
Die US-Aktienmärkte rühren sich am Donnerstag kaum von der Stelle. Die bevorstehenden Oster- und Pessach-Feiertage dürften viele Anleger an der Seitenlinie halten - zumindest bis zum offiziellen Arbeitsmarktbericht am Freitag.
Der Dow Jones Future blieb nahezu unverändert, während der S&P 500 Future weniger als 0,1 % und der Nasdaq 100 Future um 0,2 % im Minus notierten. Die drei wichtigsten Cash-Indizes entwickelten sich gestern uneinheitlich, wobei der Nasdaq aufgrund von Rezessionsängsten über 1 % verlor, während der Dow sein Niveau einigermaßen halten konnte.
Zu den Aktien, die später im Fokus stehen werden, gehören wahrscheinlich Costco (NASDAQ:COST). Die Papiere des Großhändlers fielen vorbörslich nach enttäuschenden Umsatzzahlen für März um 2,0 %.
Constellation Brands (NYSE:STZ), die Brauerei hinter dem beliebten Corona-Bier, wird vor Börsenöffnung ihre Quartalsergebnisse vorlegen, während Levi Strauss (NYSE:LEVI) seinen Zahlen nach Börsenschluss vorstellt
4. EZB hält Kurs auf Zinserhöhung; Indien pausiert
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat laut ihres Chefvolkswirts Philip Lane immer noch fest eine weitere Zinsanhebung bei ihrer nächsten Sitzung im Blick. Lane sagte, wenn sich die Wirtschaft so entwickle, wie die Bank es prognostiziere, sei eine weitere Zinserhöhung bei der Sitzung des EZB-Rates am 4. Mai angemessen.
Seine Äußerungen folgten auf einen unerwartet starken Anstieg der deutschen Industrieproduktion im Februar, der zusammen mit den starken Auftragszahlen vom Mittwoch die Wirtschaft der Eurozone auf Kurs bringt, eine Schrumpfung im Auftaktquartal zu vermeiden.
Auch andere Wirtschaftsdaten überraschten positiv. So erreichte der chinesische Caixin Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor den höchsten Stand seit fast drei Jahren. Auch die britischen Immobilienpreise stiegen im März um 0,8 %, was die Erwartung stärkte, dass die Bank of England die Zinssätze erneut anheben wird.
Für die größte Überraschung des Tages sorgte jedoch die Zinsentscheidung der indischen Zentralbank, die ihren Leitzins unverändert beließ und nicht wie erwartet um 25 Basispunkte erhöhte.
5. Öl konsolidiert sich nach Rallye; Rubel erreicht 12-Monats-Tief
Für die Rohölpreise ging es abwärts, nachdem die überraschenden Produktionskürzungen seitens der OPEC und der unerwartet starke Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche offenbar vollständig eingepreist waren.
Für den US-Rohöl-Future ging es um 0,1 % nach unten auf 80,53 USD pro Barrel. Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent verlor ebenfalls 0,1 % und wird aktuell bei 94,94 USD gehandelt.
Wie schwach sich die Ölpreise in den ersten beiden Monaten des Jahres entwickelt haben, wurde am Mittwoch deutlich, als Russland bekannt gab, dass seine Öl- und Gaseinnahmen im März gegenüber dem Vorjahr um 43 % gesunken sind. Infolgedessen stürzte der russische Rubel am Donnerstag auf ein 12-Monats-Tief gegenüber dem Dollar ab.