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Karikatur der Woche: Bidens Öl-Frust ist nicht allein die Schuld der OPEC

Veröffentlicht am 10.08.2022, 09:14
Aktualisiert 10.08.2022, 12:36
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Von Geoffrey Smith 

Investing.com -- Man kann wohl davon ausgehen, dass US-Präsident Joe Biden größere Ziele hatte, als er letzten Monat nach Saudi-Arabien reiste und das ölreiche Land um eine Steigerung der Rohöl-Förderung bat.

Die von der OPEC und ihren Partnern in der vergangenen Woche vereinbarte Erhöhung um 100.000 Barrel täglich ab September würde selbst in vollem Umfang (der nicht der eintreten wird)  lediglich eine Erhöhung des weltweiten Ölangebots um 0,1 % bedeuten. Das reicht nicht aus, um am Weltmarkt etwas zu bewegen.

Die Zeiten, in denen der Besuch eines US-Präsidenten, mit allem, was dies an Zustimmung seitens der führenden Supermacht der Welt bedeutet, die von Washington gewünschte politische Reaktion hervorrufen konnte, sind offensichtlich vorbei. Fairerweise muss man aber sagen, dass die Zeichen schon lange genug auf Sturm stehen - spätestens seit Nordkoreas Kim Jong-Un Donald Trump 2018 eine ähnliche Luftnummer serviert hat.

Die politische Diskussion in den USA sieht so aus, dass beide Seiten der parteipolitischen Kluft das Scheitern solcher Besuche als Beweis für ihre Behauptung sehen, dass das Land unter der Führung des jeweiligen Gegners vor die Hunde gegangen ist.Es ist einfacher, seine Gegner zu verunglimpfen, als zu erklären, dass die USA die globalen Energiepreise einfach nicht kontrollieren können, oder zu erklären, welchen Anteil die US-Politik an der aktuellen Situation hat.

In den letzten zwei Jahrzehnten haben die USA aus außenpolitischen Gründen, die hier nicht das Thema sind, die Ölförderung in Venezuela und im Iran vorsätzlich lahmgelegt. Unter den herrschenden Sanktionen ist die Produktion dieser Länder um rund 3,4 Millionen Barrel pro Tag zurückgegangen.

Der Einmarsch in den Irak und der Bürgerkrieg in Libyen waren der weltweiten Versorgung ebenfalls kaum zuträglich, obwohl sich der Irak als Ölexporteur unter immer noch instabilen Bedingungen eindrucksvoll erholt hat.

Die USA und ihre europäischen Verbündeten versuchen nun dieselbe Taktik gegenüber Russland, dem weltweit zweitgrößten Exporteur nach Saudi-Arabien. Bisher ist diese Taktik nicht aufgegangen, aber das bedeutet nicht, dass sie mittelfristig nicht einen ähnlichen Effekt erzielt. Nach einem anfänglichen Rückgang ist die russische Erdölförderung heute nahezu auf dem Stand vor dem Einmarsch in der Ukraine, wie Energieminister Alexander Novak letzte Woche mitteilte. Angesichts der Abhängigkeit von ausländischem Know-how und ausländischer Ausrüstung ist jedoch mittelfristig mit einem Abfall zu rechnen. Künstliche Beschränkungen des globalen Ölangebots scheinen für einige Zeit Programm zu sein.

In einer Welt, in der die langfristige Nachfrage immer noch steigt und noch einige Jahre weiter steigen wird, können die Auswirkungen dieser politischen Maßnahmen auf die Weltmarktpreise eingedämmt werden, solange die USA und ihre Verbündeten wie Kanada selbst die Produktion in angemessenem Umfang erhöhen.

Das dürfte für die nächsten Monate zu erwarten sein. Ein wiederkehrendes Thema der Berichtssaison im aktuellen Quartal (neben übergroßen Gewinnen für alle, die Öl und Ölprodukte verkaufen) war, dass Dienstleister wie Halliburton (NYSE:HAL) und Schlumberger (NYSE:SLB) erklärten, dass sie nicht über die Mitarbeiter oder die Ausrüstung verfügen, um einen schnelleren Anstieg der Produktion zu ermöglichen. Die US-Produktion liegt mehr als eine Million Barrel pro Tag unter ihrem Höchststand von 2019.

Das ist nicht allein die Schuld der grünen Lobby. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass ein Großteil des Schieferölbooms durch leichtsinnige Kreditaufnahmen finanziert worden war. So konnte diese Branche nicht einmal einen bescheidenen Abschwung verkraften, geschweige denn den Tsunami, der sie 2020 traf. Die Wall Street wollte ihr Geld zurück, lange bevor die derzeitige Regierung und die Mehrheit im Capitol Hill die Kontrolle über die Energiepolitik der Vereinigten Staaten übernahmen.

Hinzu kommen die niemals endende Korruption und Ineffizienz anderer OPEC-Staaten, die das Glück (oder Pech?) hatten, mit großen Ölreserven gesegnet zu sein. Das OPEC-Mitglied Nigeria musste in den letzten 15 Jahren seine Fördermenge halbieren, obwohl es über reichlich Ressourcen verfügt. Chronischer Vandalismus und Diebstahl sowie Entführungen und Erpressungen von Mitarbeitern haben internationale Ölkonzerne wie Shell (LON:RDSa) und Exxon Mobil (NYSE:XOM) davon überzeugt, dass ihr Geld anderswo besser und sicherer angelegt ist. Exxon stand Anfang dieser Woche kurz vor dem Verkauf seiner letzten nigerianischen Anlagen - nur um am nächsten Tag mit einer neuen regulatorischen Hürde konfrontiert zu werden.

Ogbonnaya Orji, Leiter der nigerianischen Initiative für Transparenz in der Rohstoffindustrie (NEITI), sagte auf einer Konferenz Anfang des Jahres, dass Nigeria in den letzten fünf Jahren 260 Millionen Barrel Rohöl durch Diebstahl verloren hat, das sind durchschnittlich mehr als 1,25 Millionen Barrel pro Tag.

Solche Entwicklungen sollen aber keinesfalls Shells beklagenswerte Bilanz im Nigerdelta über die Jahre hinweg entschuldigen, die ihren Tiefpunkt in den 1990er Jahren mit der Mitwirkung an der faktischen Ermordung des Aktivisten Ken Saro-Wiwa durch die Militärdiktatur erreichte.

Dennoch muss die Welt unbedingt dringend damit aufhören, die Öl- und Gasindustrie, staatlich oder privat, an den Pranger zu stellen und ihr stattdessen den Freiraum für Investitionen und, ja, eine Renditen aus diesen Investitionen einräumen. Andernfalls werden sich die Versorgungsengpässe weiter verschärfen, und Energie, diese wesentliche Säule des modernen Wirtschaftslebens, wird zum Luxusgut.

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