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Neuer Boehringer-Deutschlandchef sieht Bewegung in der Politik

Veröffentlicht am 31.12.2023, 14:11
© Reuters.

INGELHEIM (dpa-AFX) - Mit Hilfe der Digitalisierung lässt sich nach Einschätzung des neuen Deutschlandchefs von Boehringer Ingelheim, Fridtjof Traulsen, die Entwicklung neuer Medikamente verkürzen und effizienter machen. "Die Digitalisierung ist ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor", sagte Traulsen der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Die Hoffnung sei, dass sich so der Forschungszyklus, der bislang vier bis sechs Jahre dauere, deutlich verkürzen lasse. Es seien beispielsweise mehr digitale Experimente in kürzerer Zeit möglich.

Mit Hilfe von Digitalisierung könne zielgerichteter nach Patienten für Studien gesucht werden, die voraussichtlich gut auf eine Behandlung reagierten, sagte Traulsen. Das könne Entwicklungsphasen beschleunigen, die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen und Patientinnen und Patienten schneller zu neuen, hochwirksamen Therapien verhelfen. "Bislang ist das nur in Ausnahmefällen gelungen. Die Onkologie zeigt aber, dass es schneller gehen kann, indem man zum Beispiel Menschen mit einem Tumor einer bestimmten genetischen Struktur auswählt und zielgerichtet behandelt.", erklärte Traulsen.

Gerade die sogenannte Phase 2, in der ein neues Arzneimittel in der Regel erstmals bei kranken Menschen angewendet wird, ist Traulsen zufolge entscheidend. "Die meisten Substanzen - rund 70 Prozent - verlieren wir in der Phase 2, wenn sich zeigt, dass der Forschungsansatz so im menschlichen Körper nicht funktioniert", berichtete er.

Mit erfolgreichen kleineren Studien lasse sich schon mal eine Zulassung unter Auflagen bekommen. Das könne etwa für Start-ups wichtig sein, die dann in einem früheren Stadium schon Geld verdienen könnten. Nach wie vor hält er die Finanzierungs- und Abschreibungsmöglichkeiten bei Verlusten für Start-ups in den USA für wesentlich besser. "In Deutschland dürfen institutionelle Anleger zum Beispiel aus Risikogründen nicht in eine solche Finanzierung rein", sagte Traulsen.

Dabei sei die Entwicklung von Medikamenten oder Impfstoffen in den späten Phasen sehr teuer. "Da braucht es Partnerschaften. Es gibt kaum ein Start-up, das es ohne Unterstützung bis in den Markt schafft." Auch Boehringer setze auf solche Partnerschaften. "50 Prozent unserer Pipeline kommt aus externen Kooperationen, die dann Patienten nutzen", sagte Traulsen.

Er war bislang Leiter des zweiten großen deutschen Boehringer-Standorts im baden-württembergischen Biberach und folgt als Vorsitzender der Geschäftsführung der Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH zum 1. Januar 2024 auf Sabine Nikolaus. Traulsen teilt ihre Auffassung, dass sich die Rahmenbedingungen für Pharmafirmen hierzulande verbessern müssen. "Die pharmazeutische Industrie in Deutschland hat in den vergangenen Jahren an Boden verloren", betonte er. Es gebe hier deutlich weniger klinische Studien als früher. "Das sind dramatische Signale."

Weltweit rangiere Deutschland unter den für klinische Studien wichtigen Ländern nur auf Rang sieben, für Boehringer sei Deutschland der zweitwichtigste Studienstandort. "Wir sind hier verwurzelt, das ist historisch gewachsen und liegt nicht unbedingt an den guten Bedingungen." Es brauche schnellere Genehmigungsprozesse, weniger Bürokratie und einen leichteren Zugang zu Daten. Inzwischen sei das von der Politik aufgenommen. "Der politische Wille ist jetzt da, wir haben jetzt ein Momentum mit der Pharmastrategie", sagte Traulsen unter anderem mit Blick auf das geplante Medizinforschungsgesetz sowie ein Gesetz über eine breitere Nutzung von Gesundheitsdaten.

Boehringer geht Traulsen zufolge von 25 Produkteinführungen in der Humanpharma in den kommenden Jahren aus, vor allem in den Bereichen zentrales Nervensystem, Lungenerkrankungen und immunologische Erkrankungen. "Der Erfolg der Pipeline hängt sehr stark von unserer Agilität und Leistung in Deutschland ab", sagte er. In klinische Studien testen will Boehringer auch das Präparat Survodutide als Mittel gegen Fettleibigkeit und Lebererkrankungen. Solche Substanzen könnten für Menschen mit Adipositas eine wichtige Therapieoption darstellen, sagte Traulsen. Den aktuellen Boom mit Abnehmspritzen sieht er aber skeptisch. "Das darf kein Lifestyle-Thema sein.

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