HAMBURG (dpa-AFX) - Nichtregierungsorganisationen haben die 2025 in Kraft tretenden internationalen Regeln für Umwelt- und Arbeitsschutz beim Recycling von Schiffen als unzureichend kritisiert. Mit der so genannten Hongkong-Konvention werde das Abwracken von Schiffen auf Stränden akzeptiert, und Arbeitsrechte sowie internationale Vorschriften für die Entsorgung gefährlicher Abfälle würden ignoriert, sagte die Direktorin der Organisation Shipbreaking Platform, Ingvild Jenssen, einer Mitteilung vom Dienstag zufolge. "Es dient nur den Interessen der Schifffahrtsunternehmen, die wahren Kosten für ein nachhaltiges und ethisches Recycling zu vermeiden, und untergräbt die Bemühungen um gleiche Wettbewerbsbedingungen für verantwortungsvolle Schiffsrecycler."
Die Organisation kritisiert seit langem, dass das Abwracken von Schiffen an asiatischen Stränden mit Umweltverschmutzung und Gesundheitsrisiken sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die lokale Bevölkerung verbunden sei. Außerdem fehlten weiter Bestimmungen zum Schutz der in Abwrackbetrieben beschäftigten Arbeitnehmer, die häufig unter prekären Arbeitsbedingungen arbeiten, denen es an Schutzausrüstung fehlt und die nur begrenzten Zugang zu medizinischen Einrichtungen haben. "Die Weltgemeinschaft muss unbedingt die Schlupflöcher erkennen und beseitigen, die das Hongkong-Übereinkommen behindern", verlangte Jim Puckett von der Organisation Basel Action Network.
Für das Recycling von Schiffen sollen weltweit einheitliche Regeln für den Umwelt- und Arbeitsschutz im Juni 2025 in Kraft treten, wie die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO in der vorigen Woche mitgeteilt hatte. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hatte von einem "wichtigen Meilenstein für die gesamte maritime Branche" gesprochen. Das Übereinkommen diene als "Blaupause für das globale Engagement der Schifffahrtsindustrie zum Meeresschutz sowie der Förderung eines nachhaltigen Schiffsrecyclings", so der VDR. In der EU ist das Abwracken alter Schiffe bereits streng geregelt. Mit dem klimafreundlichen Umbau der Schiffsflotten dürften die Schiffsfriedhöfe in den nächsten Jahren beispiellosen Zulauf bekommen.