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Veröffentlicht am 20.12.2013, 20:32
Börsen-Zeitung: Tapering verliert Schrecken, Börsenkommentar

'Marktplatz', von Christopher Kalbhenn.

Frankfurt (ots) - Kurz vor dem Rückzug vieler Marktteilnehmer in

die Feiertage hat ihnen der scheidende Chairman der amerikanischen

Notenbank, Ben Bernanke, noch einen weiteren Paukenschlag beschert.

Hatte er im September noch bezüglich des Beginns des Tapering, der

Reduzierung der Anleihekäufe, zurückgerudert, was den Aktienmärkten

einen kräftigen Schub verlieh, folgte nun - früher als von der

Mehrheit erwartet - die erste Kürzung. Auch dies löste einen

Kursschub an den Aktienmärkten aus, der den Dax am Freitag bis auf

knapp 9400 und damit in die Nähe seines bei 9425 Zählern liegenden

Rekordstandes trieb.

Die Reaktion folgt einem altbekannten Muster. Solange Unsicherheit

über eine potenzielle Belastung herrscht, dämpft das den Markt.

Sobald es aber zum Schwur kommt und das gefürchtete Ereignis

tatsächlich stattfindet, verwandelt es sich in eine bekannte Größe

und verliert seine belastende Wirkung. Mit dem Kursanstieg reagieren

die Aktienmärkte aber auch logisch. Mehrfach war in den

zurückliegenden Monaten das merkwürdige Phänomen zu beobachten, dass

die Kurse stiegen, weil in den USA grottenschlechte Konjunkturdaten

veröffentlicht worden waren. Denn dass - so die verquere Logik -

garantierte aus Sicht der Marktteilnehmer, dass die Fed die Schleusen

auf absehbare Zeit weit geöffnet lassen würde. Nun aber hat der Markt

honoriert, dass die amerikanischen Währungshüter die US-Wirtschaft

jetzt definitiv für stabil genug und ihre Aussichten für hinreichend

gut halten, um ihr das Tapering zuzumuten.

Warum auch sollte die geldpolitische Wende die Konjunktur und den

Aktienmarkt ins Straucheln bringen? Schließlich beginnt das Tapering

mit einer harmlosen Reduzierung der Käufe von 85 Mrd. auf 75 Mrd.

Dollar monatlich. Auch in den kommenden Monaten dürfte die Fed ihre

Käufe in wohldosierten Schritten verringern und außerdem die

Möglichkeit in der Hinterhand halten, bei der Reduzierung einen Gang

zurückzuschalten. Vor allem aber besteht die Garantie, dass der

Leitzins bis in das übernächste Jahr hinein nahe null verharren wird.

Katastrophen sehen anders aus.

Allerdings hat alles seinen Preis: Bei allen großen Veränderungen

gibt es nicht nur Gewinner. Verlierer der krisenbedingt sehr hohen

Liquidität und niedrigen Zinsen sind die Sparer und Besitzer von

Geldvermögen, während beispielsweise Aktionäre und Eigentümer von

Immobilien zu den Gewinnern zählen. Wenn sich mit der nach wie vor

den globalen Trend setzenden Fed der geldpolitische Wind zu drehen

beginnt, werden das - in Verbindung mit einer sich beschleunigenden

Konjunktur - die Staatsanleihen mit Top-Bonität zu spüren bekommen.

Anleger müssen bei diesen eigentlich sicheren Papieren nach Abzug der

Inflation real negative Erträge befürchten. Darüber hinaus könnten

die Emerging Markets noch einmal Turbulenzen erleben, wenn steigende

Zinsen in den Industrieländern und ein festerer Dollar Hand in Hand

gehen mit einem Kapitalabzug oder zumindest mit einem deutlichen

Rückgang der Zuflüsse. Vor allem für von Außenfinanzierung abhängigen

Schwellenländern kann dies zu einem gravierenden Problem werden.

Darüber hinaus werden Edelmetalle negativ betroffen sein. Zwar

scheint das Abwärtspotenzial nach den bereits deutlichen Verlusten

nicht allzu hoch. Allerdings gilt dies unter den neuen Vorzeichen

auch für ihr Aufwärtspotenzial.

Ansonsten scheinen die Aussichten für Risiko-Assets auch im

kommenden Jahr gut zu sein. Um das Ertragsproblem bei Staatsanleihen

zu lösen, werden viele Marktteilnehmer - soweit sie das überhaupt

dürfen - keine andere Wahl haben, als ihre Risiken hochzufahren. Im

Anleihebereich werden sie auf der Suche nach Zusatzrendite zu

niedrigeren Bonitäten greifen, und auch Aktien dürften bis auf

Weiteres Mittel anziehen.

Risikolos ist das Ganze aber nicht. Es kann nur funktionieren,

wenn sich die Entwicklung von Konjunktur und Gewinnen tatsächlich so

verbessert, wie allgemein erwartet wird. Zudem müssen nicht nur

größere Enttäuschungen von dieser Seite ausbleiben. Es dürfen auch

keine Schocks wie z.B. ein Wiederaufflammen der Euro-Schuldenkrise

kommen. Darauf ist der Markt nicht eingestellt, wie sich an den

Volatilitätsindizes, die als Angstindikator gelten, ablesen lässt.

Diese befinden sich auf sehr niedrigen Niveaus, was als Zeichen der

Sorglosigkeit interpretiert werden kann. Das bedeutet zwar nicht,

dass zwangsweise eine Marktschwäche folgen muss. Ein gutes Zeichen

war es aber noch nie.

(Börsen-Zeitung, 21.12.2013)

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