🧐 ProPicks KI Oktober-Update: Welche Aktien haben es geschafft?Jetzt reinschauen

POLITIK/ROUNDUP: Minister-Zukunft Schavans offen - Gespräch mit Merkel

Veröffentlicht am 06.02.2013, 16:03
Aktualisiert 06.02.2013, 16:04
BERLIN/JOHANNESBURG (dpa-AFX) - Nach der Aberkennung ihres Doktortitels ist die politische Zukunft von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) offen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert 'volles Vertrauen' in Schavan. Wie andere hohe Regierungsvertreter vermied Seibert aber ein ausdrückliches Bekenntnis zum Verbleib Schavans im Amt. Schavan machte in Johannesburg deutlich, dass sie vor Gericht um ihren Titel kämpfen will. Die Opposition verlangte den Rücktritt der Ministerin und Merkel-Vertrauten. Auch aus der Wissenschaft wurden Zweifel laut.

Seibert sagte, nach der für Freitagabend erwarteten Rückkehr der Ministerin von einer Südafrika-Reise werde 'Gelegenheit sein, in Ruhe miteinander zu reden'. Die genaue Zeit ließ er offen. 'Ein solcher Termin wird sich immer finden, wenn es nötig ist.' Merkel stehe 'in gutem Kontakt' mit Schavan. 'Sie schätzt ihre Leistung als Ministerin außerordentlich. Sie hat volles Vertrauen in sie.' Merkel ist bis Freitag beim EU-Gipfel in Brüssel. Seibert sagte, Schavan werde in Deutschland sicher 'auch erneut und ausführlicher Stellung nehmen, als das aus dem Ausland möglich und angebracht ist'.

Auf ihrer Südafrika-Reise sagte Schavan (57) vor Journalisten nur: 'Die Entscheidung der Universität Düsseldorf werde ich nicht akzeptieren und dagegen Klage einreichen.' Sie ergänzte: 'Mit Blick auf die juristische Auseinandersetzung bitte ich um Ihr Verständnis, dass ich heute keine weitere Stellungnahme abgeben werde.'

Die Uni Düsseldorf hatte Schavan am Dienstag nach neun Monaten Prüfung wegen 'vorsätzlicher Täuschung' in ihrer Promotionsarbeit den vor 33 Jahren erworbenen Doktortitel entzogen. Im Fakultätsrat waren 12 von 15 stimmberechtigten Mitgliedern für die Aberkennung. Es gab zwei Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Erste Plagiatsvorwürfe gegen die Ministerin waren Ende April 2012 anonym im Internet aufgetaucht. Für das Einreichen einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf hat sie einen Monat Zeit. Ein Prozess könnte monatelang dauern.

Die Opposition forderte Schavans Rücktritt. 'Geschummelt ist geschummelt', sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Als Vorbild für Doktoranden, die wissenschaftliche Regeln unbedingt einhalten müssen, sei sie ungeeignet. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sagte: 'Bei allem Verständnis für die menschliche Härte dieser Entscheidung: Eine Wissenschaftsministerin, die wegen systematischer und vorsätzlicher Täuschung des Plagiats überführt wird und der daraufhin ihre Promotion aberkannt wird, ist nicht mehr tragbar.' Linke-Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn sagte: 'Frau Schavan sollte ihre Weigerung zurückzutreten überdenken.'

Aus der Union erhielt sie Rückendeckung. In Parteikreisen wurde aber offengelassen, ob Schavan dem öffentlichen Druck Stand halten werde. 'Annette Schavan ist eine äußerst erfolgreiche Ministerin', sagte Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer (CDU). Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte: 'Ich finde, wir sollten ihr Gelegenheit geben, erstens diese Reise zum Abschluss zu bringen und dann Stellung zu nehmen zu dem, was die Universität Düsseldorf gestern veröffentlicht hat.' FDP-Generalsekretär Patrick Döring sagte, die Liberalen respektierten Schavans Entscheidung, den Rechtsweg zu beschreiten. 'Dieses Verfahren gilt es abzuwarten.'

Für den Deutschen Hochschulverband ist es nach den Worten seines Präsidenten Bernhard Kempen aber 'sehr schwer vorstellbar', dass Schavan im Amt bleibt. Sie sollte die Entscheidung der Universität 'zunächst als Faktum' akzeptieren, sagte er der dpa. 'Ich kann mir nicht vorstellen, dass es klug wäre, unter diesen Umständen weiter im Amt zu bleiben.' Der Verband vertritt 27 000 Universitäts-Professoren.

Schavan ist nach dem ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) das zweite Regierungsmitglied im Kabinett Merkel, dem wegen Plagiatsvorwürfen der Doktorgrad entzogen wurde./sam/bk/ltr/DP/jha

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.