Investing.com - Während Fed-Chef Jerome Powell erneut vor dem Senat das Wort ergreift, lauscht die Finanzwelt gebannt seinen Ausführungen. Die Bank of England steht unter dem Druck, ihre Geldpolitik weiter zu straffen, und die Kryptowährung Bitcoin feiert eine atemberaubende Wiederauferstehung.
1. Powell steht erneut Rede und Antwort
Fed-Präsident Jerome Powell wird den US-Abgeordneten heute erneut Rede und Antwort zur Zinspolitik der US-Notenbank stehen und damit den zweiten Tag seiner halbjährlichen Anhörung einläuten.
In seiner Rede vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses behielt er gestern seine hawkishe Haltung bei und sagte, dass die Aussichten auf zwei weitere Zinserhöhungen um 25 Basispunkte „eine ziemlich gute Einschätzung“ dafür seien, wohin sich die US-Notenbank derzeit bewege.
Die Märkte sind jedoch weiterhin davon überzeugt, dass es im nächsten Monat zwar eine Anhebung um 25 Basispunkte geben wird, danach aber keine weiteren Erhöhungen mehr erfolgen werden.
Sein Kollege Raphael Bostic, der Leiter der Fed in Atlanta, wies darauf hin, dass selbst eine Anhebung im Juli das Risiko bergen würde, die Stärke der US-Wirtschaft „unnötig“ zu schwächen. Powell wird sich heute vor dem Bankenausschuss des US-Senats äußern.
2. BoE hebt Leitzins weiter an
Die Bank of England hält gerade ihre geldpolitische Sitzung zum weiteren Vorgehen ab. Der Großteil der Marktteilnehmer erwartet eine weitere Zinserhöhung, da der Inselstaat derzeit mit der höchsten Inflationsrate aller großen Volkswirtschaften zu kämpfen hat.
Im Vorfeld der Sitzung herrschte allgemeiner Konsens darüber, dass die BoE die Zinssätze von 4,5 % auf 4,75 %, den höchsten Stand seit 2008, anheben würde. Das wäre die 13. Zinsanhebung in Folge und würde die Zinsen auf den höchsten Stand seit drei Jahrzehnten treiben.
Die neusten Inflationsdaten haben jedoch gezeigt, dass das Potenzial für eine größere Erhöhung um einen halben Punkt vorhanden ist.
Der geldpolitische Ausschuss wird bis zum Ende seiner nächsten Sitzung im August keine neuen Prognosen veröffentlichen. Er könnte diese Sitzung aber nutzen, um vor den sich eintrübenden Aussichten für Inflation und Wachstum zu warnen.
3. Futures niedriger; Tech-Sektor unter Druck
Die US-Futures werden heute leicht im Minus in den Handelstag starten, wobei insbesondere der Tech-Sektor unter Druck steht.
Aktuell wird der Dow Future 0,1 % tiefer gehandelt, der S&P 500 verliert 0,2 % und der Nasdaq 100 rutscht um 0,3 % ab.
Die drei wichtigsten Aktienindizes haben bereits gestern im Minus geschlossen, den dritten Handelstag in Folge. Größter Verlierer war der Nasdaq Composite, der 1,2 % tiefer schloss.
Zuvor hatte Fed-Chef Jerome Powell erklärt, dass die US-Notenbank noch viel zu tun habe, um die Inflation endlich in den Griff zu bekommen. Dafür hatte er weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr in Aussicht gestellt.
Heute stehen noch die wöchentlichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung in den USA an. Prognosen gehen von 260.000 neuen Anträgen aus. Zudem stellt die Restaurantkette Darden Restaurants (NYSE:DRI) ihre Bilanz vor.
4. Bitcoin erreicht 2-Monats-Hoch
Der Bitcoin ist in dieser Woche auf ein 2-Monats-Hoch geklettert, beflügelt von Anzeichen eines erhöhten institutionellen Interesses an der weltgrößten Kryptowährung.
Aktuell wird der Bitcoin 4,3 % höher bei 30.075 USD gehandelt. Damit hat die Cyberdevise zum ersten Mal seit April die Marke von 30.000 USD überschritten, nachdem sie an den letzten drei Handelstagen um über 14 % zugelegt hatte.
Ausschlaggebend für diesen Anstieg war die Nachricht, dass BlackRock (NYSE:BLK), der weltgrößte Vermögensverwalter, plant, einen börsengehandelten Bitcoin-Fonds aufzulegen. Mit diesem Schritt könnten Anleger direkt in diese Asset-Klasse investieren.
Die globale Kryptowährungsbranche befindet sich nach Klagen der US-Börsenaufsichtsbehörde gegen große Kryptobörsen wie Coinbase (NASDAQ:COIN) und Binance wegen angeblicher Verstöße gegen die Wertpapiergesetze in einer Flaute. Aber das Interesse eines Unternehmens von BlackRocks Format könnte durchaus bedeuten, dass sich das Blatt bald wendet.
5. Ölpreis rutscht ab
Die Rohölpreise sind im bisherigen Handelsverlauf abgerutscht und haben einen Teil ihrer Zugewinne von gestern wieder abgeben müssen. Diese Entwicklung ist auf die anhaltende Besorgnis über das weltweite Nachfragewachstum zurückzuführen.
Aktuell wird der US-Rohöl-Future 0,7 % niedriger bei 72,03 USD pro Barrel gehandelt. Auch der Brent-Kontrakt verliert 0,7 % auf 76,58 USD pro Barrel.
Beide Benchmarks hatten gestern um einen Dollar pro Barrel zugelegt, nachdem das von der Ölbranche finanzierte American Petroleum Institute Daten veröffentlicht hatte, aus denen hervorging, dass die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um mehr als 1 Million Barrel abgenommen haben. Dies spiegelt eine gewisse Nachfragebelebung beim weltweit größten Verbraucher wider.
Die offiziellen Zahlen der Energy Information Administration werden heute im Laufe des Nachmittags erwartet.
Der Markt bleibt jedoch vorsichtig, da Fed-Präsident Jerome Powell weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr angekündigt hat und die Sorgen vor einer verlangsamten wirtschaftlichen Erholung in China, dem größten Rohölimporteur der Welt, allgegenwärtig sind.