🧐 ProPicks KI Oktober-Update: Welche Aktien haben es geschafft?Jetzt reinschauen

ROUNDUP 2: Vertrauliche Dokumente bringen dunkle Steueroasen-Geschäfte ans Licht

Veröffentlicht am 04.04.2013, 16:42
Aktualisiert 04.04.2013, 16:44
MÜNCHEN/HAMBURG (dpa-AFX) - Geheime Daten aus einer anonymen Quelle bringen Licht ins Dunkel der Steueroasen: 2,5 Millionen Dokumente, die Medien in 46 Ländern zugespielt wurden, zeigen, wie Briefkastenfirmen und sogenannte Trusts genutzt werden, um große Privatvermögen vor dem Fiskus zu verstecken und zweifelhafte Geschäfte zu verschleiern. Die 'Süddeutsche Zeitung' und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichteten am Donnerstag über den gigantischen Datensatz mit vertraulichen Informationen aus zehn Steuerparadiesen.

Wie brisant diese Informationen tatsächlich sind, ist allerdings unklar. Die Staatsanwaltschaften in Bochum und Düsseldorf, die schon länger mutmaßliche Steuersünder jagen, sehen bislang keinen Anlass für neue Ermittlungen. 'An den angeblichen Enthüllungen ist wenig Neues - und dass die Berichterstattung in eine nachrichtenarme Zeit fällt, ist wohl auch kein Zufall', sagte ein Bochumer Behördensprecher. In Düsseldorf sieht man ebenfalls noch keine Anhaltspunkte für eine Straftat: 'Eine Briefkastenfirma zu haben ist zunächst einmal nicht strafbar, egal wo auf der Welt sich die Firma befindet.'

In dem Datensatz, der einen Umfang von 260 Gigabyte haben soll, werden den Berichten von 'SZ' und NDR zufolge 130.000 Steuerflüchtlinge aus mehr als 170 Ländern aufgelistet. Darunter seien Oligarchen, Waffenhändler und Finanzjongleure. In den Dokumenten sollen auch Hunderte deutsche Fälle zu finden sein.

Die Bundesregierung machte sich deshalb dafür stark, dass die beteiligten Medien ihre Informationen an die Steuerfahnder weitergeben. Man gehe davon aus, dass 'die relevanten Unterlagen an die zuständigen Steuerbehörden der Länder übermittelt werden, damit diese zügig ihre Ermittlungen aufnehmen können', betonte ein Sprecher des Finanzministeriums in Berlin.

Um wieviel mögliches Schwarzgeld es in den Dokumenten konkret geht, blieb zunächst offen. Die Summen, die über Steueroasen am Fiskus vorbeigeschleust werden, scheinen aber gigantisch zu sein: Allein deutsche Steuerflüchtlinge dürften nach einer Schätzung der Deutschen Steuergewerkschaft rund 400 Milliarden Euro beiseite geschafft haben.

Weltweit geht es laut einer Studie aus dem vergangenen Jahr um eine Summe von 21 Billionen US-Dollar (17 Billionen Euro). Den betroffenen Staaten entgingen dadurch pro Jahr Steuereinnahmen von wenigstens 190 Milliarden Dollar (148 Milliarden Euro), heißt es in Berechnungen der internationalen Vereinigung 'Tax Justice Network'.

Das umfangreiche Datenpaket sollen im vergangenen Jahr an das Internationalen Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) in Washington gegangen sein. Die 'Süddeutsche Zeitung' hat die Informationen eigenen Angaben zufolge anschließend gemeinsam mit dem NDR und anderen internationalen Medien monatelang überprüft und ausgewertet.

Im Zusammenhang mit geheimnisumwitterten Geschäften in Steuerparadiesen werden auch verschiedene Banken erwähnt, unter anderem die Deutsche Bank . Ein Sprecher des Instituts betonte jedoch, Dienstleistungen in Südostasien würden vor allem Kunden aus der Region angeboten. Grundlage sei zudem, 'dass die Kunden ihre Steuerangelegenheiten vollumfänglich regeln und dabei alle Steuergesetze und Meldeverpflichtungen befolgen'.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück forderte einen verstärkten Einsatz der Politik: 'Wir sollten härtere Strafen für jene Finanzinstitute einführen, die zum Steuerbetrug einladen oder daran mitwirken.' Grüne und Linke warfen der Bundesregierung Untätigkeit vor. Das Finanzministerium verwies hingegen auf 'eine Vielzahl von neuen oder verbesserten Steuerabkommen mit Drittstaaten', etwa mit Singapur. Die EU-Kommission betonte in Brüssel, sie habe bereits im Dezember 30 Maßnahmen gegen Steuerflucht vorgeschlagen. Dazu gehört auch eine 'schwarze Liste', mit der Steueroasen leichter identifiziert werden sollen./ax/jot/DP/hbr

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.