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ROUNDUP: Metall-Tarifrunde hakt am Streitpunkt Leiharbeit

Veröffentlicht am 18.05.2012, 16:37
SINDELFINGEN (dpa-AFX) - Die seit langem heftig umstrittene Leiharbeit entwickelt sich in der heißen Phase der Metall-Tarifverhandlungen zum entscheidenden Knackpunkt. Während der fünften Gesprächsrunde am Freitag im möglichen Pilotbezirk Baden-Württemberg zeigte sich deutlich, dass die Gräben bei diesem Thema am tiefsten sind. Bei der Forderung nach einer unbefristeten Übernahme für fertig ausgelernte Lehrlinge gab es dagegen erste spürbare Annäherungen.

Gegen Mittag bemühten sich beide Seiten, den Fortschritt bei der Azubi-Übernahme als Erfolg herauszustellen. Parallel betonten sie aber übereinstimmend die unveränderten Differenzen bei Leiharbeit.

Aus Sicht von IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann liegen die Positionen dabei nach wie vor 'meilenweit auseinander'. Auch das dritte, noch undiskutierte Ziel 6,5 Prozent mehr Geld berge nach wie vor Konfliktstoff. Sollten sich die Tarifparteien in Runde fünf nicht merklich annähern, droht in der Schlüsselbranche der erste groß angelegte Arbeitskampf seit 2002. Bisher gibt es nur Warnstreiks. In der Branche arbeiten bundesweit rund 3,6 Millionen Beschäftigte.

Die IG Metall will das Verdienstplus sowie die Themen Leiharbeit und Azubi-Übernahme als Gesamtpaket durchboxen. Anfangs hatten sich die Arbeitgeber bei der Azubi-Übernahme wenig kompromissbereit gezeigt. Nun bröckelt der Widerstand merklich.

'Auch wir Arbeitgeber sind dafür, dass so viel wie möglich Ausgebildete übernommen werden', sagte Südwestmetall-Chef Rainer Dulger am Freitag und machte klar, dass der Fortschritt bei der Lehrlings-Übernahme groß sei. Bei der Leiharbeit hört sich sein Fazit anders an. Zwar bestehe auch dort Einigkeit, dass es eine faire Entlohnung geben müsse. 'Das darf aber nicht zu Lasten der Flexibilität in den Betrieben gehen', betonte er.

Der unterschiedlich heftige Widerstand liegt in der Natur der Forderungen. Azubis sind die Fachkräfte von morgen - und bei denen droht bekanntlich ein Mangel. Den Nachwuchs langfristig zu binden und dabei nicht nur Jahrgangsbeste auszuwählen, dürfte den Arbeitgebern daher als das kleinere Übel erscheinen, zumal sich die Gewerkschaft schon kompromissbereit für mögliche Hintertürchen gezeigt hatte. So sollen nach bisherigem Beratungsstand Ausnahmen möglich sein, wenn Betriebe über Bedarf ausbilden oder einige Lehrlinge Probleme machen.

Zugeständnisse bei der Leiharbeit sind da ein anderes Kaliber. Dort geht es weniger um die Frage einer besseren Bezahlung für die befristet ausgeliehenen Arbeitskräfte - dabei stehen die Arbeitgeber ohnehin parallel in Tarifverhandlungen. Es geht darum, wie flexibel die Chefetagen dank ausgeliehener Arbeitskraft auf etwaige Auftragsspitzen reagieren können. Und darum, wie sich der Kostenfaktor einer tariflich bezahlten Stammbelegschaft entwickelt. Die Arbeitgeberseite pocht an diesem Punkt auf die Unabhängigkeit unternehmerischer Entscheidungen - es gehe um Wettbewerbsfähigkeit.

Sollte die IG Metall nun etwa durchboxen, dass die Betriebsräte Umfang, Dauer und Bezahlung von Leiharbeit künftig mitbestimmen, wäre das ein tiefer Einschnitt für die Arbeitgeber und ein deutlicher Machtgewinn für die Arbeitnehmer. Entsprechend verhärtet sind die Fronten. Hofmann dämpfte daher auch die Erwartungen: 'Wir sind in einigen Punkten etwas nähergekommen. Das teile ich. Gerade bei der Frage der unbefristeten Übernahme.'

Die Leiharbeit bleibe aber das umstrittenste Thema. 'Das wird auch jetzt der zentrale Punkt sein, wo wir weiter darauf beharren, dass diese Fragen geklärt sind, bevor wir dann bei der auch noch offenen und mit viel Konflikt verbundenen Entgeltfrage in Gespräche kommen.' Einen schnellen Abschluss erwarte er daher nicht. 'Ich sehe das immer noch mit großem Zweifel.'

Die IG Metall hatte bereits klargestellt, dass die Wende am Freitag hermüsse, um ein Scheitern noch abzuwenden und damit die Folge von Urabstimmungen über unbefristete Streiks. Dulger warnte: 'Beim jetzigen Verhandlungsstand wäre ein Streik verantwortungslos und leichtfertig.'

Am Mittwoch hatten die Tarifparteien die fünfte Runde nach einem fast 20-stündigen Sitzungsmarathon vertagt. Die Arbeitgeber bieten bisher für ein Jahr knapp 3 Prozent Einkommensplus und lehnten die zwei anderen, entgeltunabhängigen Ziele bisher weitgehend ab.

Die Metall- und Elektroindustrie gilt als der wichtigste deutsche Industriezweig. Wer dort tarifgebunden arbeitet, verdient bei einer 35-Stunden-Woche monatlich zwischen knapp 2000 und rund 5000 Euro./loh/ols/DP/jsl

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