Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Der Dollar erreicht ein Neunmonatshoch gegenüber dem Yuan, als die Spannungen zwischen den USA und China weiter zunehmen und Hongkong erneut Proteste erlebt. Der Euro springt zum ersten Mal seit fast drei Monaten über die Marke von 1,10 Dollar, nachdem die EU-Kommission einen 750 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds für die Staatengemeinschaft vorgeschlagen hat. Die US-Aktienmärkte dürften ihre Rallye fortsetzen, müssen sich aber auf einen Realitätscheck durch regionale und nationale Konjunkturumfragen einstellen, während die Ölpreise im Vorfeld des API-Bestandsbericht konsolidieren. Das müssen Sie am Mittwoch, den 27. Mai, an den Finanzmärkten wissen.
1. Yuan-Kurs fällt auf Neumonatstief
Der Dollar erreichte gegenüber dem Chinesischen Yuan seinen höchsten Stand seit September, als der politische Konflikt zwischen den USA und China zu eskalieren droht. Auf dem Offshore-Markt, der von Peking weniger streng kontrolliert wird, fiel der Yuan bis auf 7,1773.
Das Repräsentantenhaus wird am Mittwoch über einen Gesetzentwurf abstimmen, der chinesische Beamte für Menschenrechtsverletzungen in der westlichen - hauptsächlich muslimischen - Provinz Xinjiang sanktionieren würde. Der Gesetzentwurf, der bereits den Senat passiert hat, soll den Druck der USA auf China erhöhen, ohne sofort den wirtschaftlichen Druck eines schwelenden Zollkriegs zu verstärken.
Die Abstimmung erfolgt nach zwei Tagen gewaltsamer Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei in Hongkong. Im Kern geht es um ein neues Sicherheitsgesetz, welches es Peking erleichtern würde, gegen die dortige Opposition härter vorzugehen.
2. Euro springt mit EU-Rettungspaket über 1,10 Dollar-Marke
Die Europäische Kommission legte ihre Vorschläge für einen Europäischen Recovery Fund in Höhe von 750 Milliarden Euro (825 Milliarden Dollar) vor, der die Möglichkeiten der EU, Kredite aus ihren eigenen Haushaltsmitteln aufzunehmen, erheblich erweitert.
Die Kommission beabsichtigt, zwei Drittel des Fonds als Zuschüsse und nicht als Darlehen zu verteilen, was einen großen Schritt hin zu einem stärker zentralisierten europäischen Haushalt, mit formalisierten Vermögenstransfers zwischen den Mitgliedsstaaten ermöglichen würde. Diese Pläne stoßen nach wie vor auf den Widerstand von mindestens vier Mitgliedstaaten - den Niederlanden, Österreich, Finnland und Schweden -, werden aber von Deutschland, dem größten Beitragszahler der Union, entscheidend unterstützt.
Der Euro durchbrach als Reaktion auf die Nachrichten zum ersten Mal seit Ende März die Marke von 1,10 Dollar. Der Markt geht davon aus, dass die Risiken für Eurozonen Mitgliedsstaaten wie Griechenland und Italien, die wirtschaftlich nicht mehr stark genug zu sein scheinen, um ihre gegenwärtige Schuldensituation zu meistern, beseitigt werden.
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3. US-Aktienmärkte rocken - Chinesische Börsen tiefer
Die US-Aktienmärkte werden zur Wochenmitte erneut deutlich im Plus starten, weil Investoren zunehmend auf eine rasche Erholung der Wirtschaft von den Coronavirus-Lockdowns wetten.
Der Dow Jones 30 Futures gewann 347 Punkte oder 1,4%, während der S&P 500 Futures um 1,2% zulegte. Gefragt waren auch zyklische Aktien, während der Nasdaq 100 Futures nur um 0,8% vorrückte.
Auch in Europa ging es aufwärts als Reaktion auf das von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Corona-Hilfspaket. Der Stoxx 600 erhöhte sich um 0,8% und steht damit so hoch wie zuletzt vor knapp drei Monaten.
Die Märkte in Festlandchina und Hongkong gaben derweil nach. Grund dafür ist der negative Newsflow aus der ehemaligen britischen Kolonie.
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4. Geschäftsumfragen werden Rallye auf den Prüfstand stellen
Der US-Markt wird am Mittwoch mit neuen Geschäftsumfragen erneut auf den Prüfstand gestellt. Neben dem Johnson Redbook werden sowohl die Richmond als auch die Dallas Fed ihre Umfrageergebnisse zur wirtschaftlichen Aktivität veröffentlichen.
Später am Tag gibt die Federal Reserve noch ihren Konjunkturbericht Beige Book heraus.
Der Chef der St.Louis Fed James Bullard wird sich im Laufe des Tages äußern.
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5. Ölpreis konsolidiert vor API-Daten
Der Ölpreis ist im Zuge der wachsenden Spannungen zwischen den USA und China über das umstrittene Sicherheitsgesetz in Hongkong in den Konsolidierungsmodus übergegangen.
Der US-Ölpreis der Sorte WTI verlor 1% auf 34,01 Dollar je Barrel, während die Nordseesorte Brent um 1,4% auf 35,65 Dollar je Barrel sank.
Heute um 22.30 Uhr wird das American Petroleum Institute die wöchentlichen Rohöllagerbestände in den USA veröffentlichen. Daten, die im Vorfeld veröffentlicht wurden, dürften einen weiteren starken Rückgang der Ölreserven vor dem Memorial Day Wochenende anzeigen.
An anderer Stelle sagte die Internationale Energieagentur in einem Bericht, dass sie als Reaktion auf den vorausgegangenen Preiseinbruch und die unsicheren Aussichten auf einen Aufschwung erwartet, dass die Investitionen im US-Schiefersektor in diesem Jahr um 50% zurückgehen werden.
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