Das Rennen um einen Impfstoff gegen COVID-19 ist in vollem Gange, und da sich immer mehr Unternehmen daran beteiligen, spiegelt die Rallye am Devisen- und Aktienmarkt die Hoffnung der Investoren auf eine medizinische Lösung für die schlimmste wirtschaftliche und gesellschaftliche Krise der modernen Geschichte wider. Sie hat die Wirtschaft dezimiert und mehr als 350.000 Menschen das Leben gekostet, aber da die Viruskurven ihren Höhepunkt erreicht haben und die Länder sich wieder öffnen, hoffen viele Anleger, dass das Schlimmste hinter uns liegt. Die Gefahr einer zweiten Welle ist erheblich, aber es kann noch eine Weile dauern, bis dies zu einer ernsthaften Bedrohung wird. Die Stimmung der Anleger wurde mit dem Corona-Ausbruch so stark gedrückt, dass wir heftige Aufwärtsbewegungen bei guten Nachrichten erleben. Novavax (NASDAQ:NVAX) hat seine erste Studie am Menschen begonnen, nachdem in der vergangenen Woche positive Testergebnisse von Moderna (NASDAQ:MRNA) über den Ticker liefen. Auch Merck (NYSE:MRK) schloss sich dem Rennen an und plant, noch in diesem Jahr mit klinischen Studien zu beginnen. Während viele Experten sagen, dass ein Impfstoff noch 12 Monate in der Zukunft liegt, reichen die Fortschritte hin zu einer medizinischen Lösung für die Pandemie aus, um das Vertrauen der Investoren zu stärken.
Die zunehmende Risikobereitschaft hat Investoren aus dem {US-Dollar in andere wichtige Währungen getrieben. Die US-Konjunkturdaten waren sogar besser als erwartet. Die Verkäufe neuer Eigenheime entwickelten sich positiv und das Verbrauchervertrauen erhöhte sich. Ökonomen rechneten damit, dass die Verkäufe neuer Eigenheime im April mit einem Rückgang von 23% etwas schneller zurückgehen würden, aber stattdessen stiegen die Verkäufe um 0,6%, was ein Zeichen dafür ist, dass niedrigere Zinssätze dem Wohnungsmarkt die dringend benötigte Unterstützung boten. Das Verbrauchervertrauen erholte sich moderat, aber dies reichte aus, um die Talfahrt des USD/JPY zu stoppen. Der Konjunkturbericht der Federal Reserve Bank Beige Book steht heute Abend auf der Agenda.
Am besten entwickelten sich der neuseeländische und der australische Dollar. Vor allem der NZD zeigte Stärke. Der NZD reagiert normalerweise empfindlicher als andere Währungen auf die Risikostimmung, aber stärker als erwartete Handelsdaten lieferten zusätzliche Gründe für seine Kursgewinne. Der australische Dollar erholte sich, obwohl die Spannungen zwischen China und Australien weiter zunehmen. Chinas Handelsminister bestätigte, dass die Zölle von 80% auf australische Gerste an die australischen Handelsuntersuchungen gebunden seien. Er sagte: "Seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und Australien (1972) hat China nur (eine) handelspolitische Untersuchung gegen Australien eingeleitet, nämlich die Antidumping- und Antisubventionsuntersuchung gegen australische Gerste. Im gleichen Zeitraum hat Australien 100 Handelsuntersuchungen gegen China eingeleitet".
Dank der anhaltenden Erholung des Ölpreises stieg der kanadische Dollar auf das höchste Niveau seit zwei Monaten. Da bis Ende der Woche keine kanadischen Konjunkturdaten mehr veröffentlicht werden, wird das Hauptaugenmerk auf den Aussagen der Bank of Canada liegen. Gouverneur Stephen Poloz und Vize-Gouverneurin Carolyn Wilkins sprechen am späteren Nachmittag vor dem Ständigen Ausschuss des Senats.
Trotz der Gerüchte über weitere Impulse durch die Zentralbank erholte sich der EUR/USD auf 1,10 Dollar zurück. EZB-Mitglied François Villeroy bezeichnete das Pandemie-Notkaufprogramm der Zentralbank als ein "Meisterwerk" und sagte, es "wird sehr wahrscheinlich noch weiter gehen müssen". Angeblich könnte die Zentralbank auch ohne Beteiligung der Bundesbank weiterhin Anleihen kaufen. Gestützt hatten den Euro auch gute Konjunkturdaten aus Deutschland: Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft und der GfK-Konsumklimaindex verbesserten sich im Mai. Der IFO-Geschaeftsklimaindex kletterte von 74,2 auf 79,5 und war damit etwas besser als erwartet ausgefallen. Gleiches gilt für die Erwartungen, während sich die aktuelle Lage moderat verschlechterte.
Auch das Pfund Sterling erholte sich kräftig und das, obwohl das sich die britische Wirtschaft schlechter entwickelt als andere und die Brexit-Gespräche nicht vorankommen. Nichtsdestotrotz stützten Verbesserungen in der CBI-Umfrage zum Handel und leicht optimistische Äußerungen des Chefökonomen der Bank of England, Andy Haldane, die Währung. Er sagte, die Umfrageergebnisse waren etwas besser als gedacht. Haldane sieht dennoch einen BIP-Rückgang um 20% im zweiten Quartal und eine geringere Stabilisierung am Arbeitsmarkt. Tatsächlich glaubt er nicht, dass der Arbeitsmarkt vor 2023 wieder das Niveau von vor COVID erreichen wird. Die BoE prüfe noch immer die Wirksamkeit negativer Zinsen, so Haldane.