Investing.com - Die US-Aktien-Futures zeigen am Mittwoch eine gewisse Volatilität, während die Welt gespannt auf die nächsten Schritte der US-Geldpolitik wartet. Gleichzeitig ändern die großen Ölproduzenten Saudi-Arabien und Russland wieder einmal die Spielregeln auf dem Ölmarkt. Doch damit nicht genug: Heute wird auch die Lage im wichtigen US-Dienstleistungssektor beleuchtet und der chinesische Gigant Tencent stellt seinen brandneuen KI-Chatbot vor.
1. Futures geben leicht nach
Die US-Aktien-Futures haben ihre Verluste von gestern vorbörslich ausgeweitet. Aktuell notiert der Dow Future 0,2 % im Minus, der S&P 500 verliert 0,3 % und der Nasdaq 100 büßt 0,4 % ein.
Während der Dollar auf den höchsten Stand seit sechs Monaten kletterte, mussten die wichtigsten US-Börsenindizes gestern Verluste hinnehmen. Ein weiterer Belastungsfaktor waren die stark gestiegenen Renditen von US-Staatsanleihen.
Fed-Vertreter Christopher Waller hat angedeutet, dass die US-Notenbank auf ihrer Sitzung in diesem Monat die Kreditkosten stabil halten wird. Er fügte an, dass die Wahrscheinlichkeit einer sogenannten „weichen Landung“ zunehme. Kommt es tatsächlich so, könnte das die Fed davon überzeugen, von einer baldigen Zinssenkung abzusehen.
Die Äußerungen nährten Spekulationen, dass die US-Zinsen als Reaktion auf die anhaltende Widerstandsfähigkeit der Gesamtwirtschaft möglicherweise „länger“ auf hohem Niveau bleiben müssen.
2. Öl kann 90-Dollar-Marke nicht halten
Für den Ölpreis ging es heute bisher wieder etwas nach unten. Er bleibt jedoch nahe seines 10-Monats-Hochs. Der starke Dollar bremst die gestern angelaufene Rallye aus.
Laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur wird Saudi-Arabien seine Förderkürzung von 1 Million Barrel pro Tag bis Ende Dezember verlängern. Unabhängig davon erklärte der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak in einer Stellungnahme, dass Moskau seine Ölexporte bis Ende 2023 um 300.000 Barrel pro Tag reduzieren werde.
Beide Ankündigungen hatten die Händler gestern überrumpelt, da viele nur mit einer Verlängerung der Maßnahmen bis Ende Oktober gerechnet hatten. Infolgedessen stieg der Preis für Brent Öl sprunghaft an auf über 90 Dollar pro Barrel. Es war das erste Mal in diesem Jahr, dass die Nordseesorte diese Preismarke knacken konnte. Die höheren Preise drohen derweil erneut weltweite Inflationssorgen zu schüren, die die Geldpolitik der Zentralbanken beeinflussen könnten.
Die Preiszuwächse wurden jedoch letztlich durch den Dollar abgeschwächt, der nach einer Reihe enttäuschender Wirtschaftsdaten aus China und Europa in der Nähe eines 6-Monats-Hochs notiert.
Aktuell verbilligt sich ein Barrel US-Rohöl um 0,7 % auf 86,08 Dollar pro Barrel, während der Brent-Kontrakt 0,8 % auf 89,34 Dollar nachgibt. Beide Kontrakte verharren aber in der Nähe ihrer höchsten Stände seit Mitte November.
3. US-Dienstleistungsdaten stehen an
Zu Handelsbeginn in den USA stehen die Daten zum US-Dienstleistungssektor an, die sowohl den Entscheidungsträgern der Fed als auch den Anlegern neue Einblicke in die Entwicklung der größten Volkswirtschaft der Welt geben werden.
Für den ISM Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe wird im August ein Wert von 52,5 erwartet. Das wäre eine leichte Verschlechterung gegenüber 52,7 im Vormonat. Ein Wert über 50 deutet auf Wachstum hin, ein Wert unter 50 steht für Kontraktion.
Die Zahl dient als Gradmesser für die Aktivität in der Dienstleistungsbranche, einem wichtigen Sektor, der mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht. Auf dem derzeitigen Niveau deutet er darauf hin, dass sich die US-Wirtschaft trotz des beispiellosen Anstiegs der Zinssätze seit März 2022 gut behaupten kann.
Besonders interessant für die Fed-Vertreter dürften die Bewegungen bei den Preisen im Dienstleistungssektor sein. Diese reagieren in der Regel weniger stark auf Zinserhöhungen, spielen aber dennoch eine entscheidende Rolle im Kampf der US-Notenbank, die Inflation auf ihr 2-%-Ziel zu senken. Ein Messwert für die Preise, die von Dienstleistungsunternehmen gezahlt werden, stieg im Juli auf 56,8 an.
4. Evergrande zieht an
Die Aktien des Immobilienriesen China Evergrande Group (HK:3333) haben um mehr als 82 % zugelegt und führen damit den Immobilienbereich an. Hintergrund ist die Hoffnung, dass Peking weitere Maßnahmen zur Unterstützung der kränkelnden Immobilienbranche ergreifen wird.
In einem heute veröffentlichten Kommentar befürwortet die staatliche Zeitung Securities Times die Aufhebung von Maßnahmen, die den Immobilienerwerb in kleineren Städten einschränken, und argumentierte, dass sich die Angebots- und Nachfragedynamik in diesem Sektor „erheblich verändert“ habe.
In der vergangenen Woche hat China die Vorschriften für den Erwerb von Wohneigentum in mehreren Großstädten gelockert, um den heimischen Immobilienmarkt zu beleben.
Der Immobiliensektor entwickelte sich am besten im Hang Seng-Index. Aktien von Country Garden Holdings (HK:2007) und Logan Property Holdings (HK:3380) legten um 21 % bzw. 29 % zu.
5. Tencent stellt KI-Chatbot vor
Tencent Holdings Ltd (HK:0700) bereitet sich darauf vor, in dieser Woche einen neuen KI-Chatbot auf den Markt zu bringen. Das teilte der chinesische Internetriese heute mit. Peking baut damit seine Präsenz im Bereich der generativen KI weiter aus.
Chinesische Behörden haben im vergangenen Monat die Veröffentlichung von KI-Chatbots genehmigt und damit den Startschuss für einen Wettlauf zwischen Chinas Technologieunternehmen um die Entwicklung dieser automatisierten Dienste gegeben. Die Tencent-Konkurrenten SenseTime Group, Baidu (NASDAQ:BIDU) und ByteDance starteten letzte Woche ihre eigenen ChatGPT-ähnlichen Dienste.
In einem Social-Media-Beitrag zeigte das in Shenzhen ansässige Unternehmen Tencent eine Demo-Konversation, die zeigt, wie der Chatbot einem Nutzer beim Verfassen von Werbematerialien hilft. Laut Unternehmensleitung stellt die Cloud-Abteilung den Chatbot auf dem Global Digital Ecosystem Summit am Donnerstag vor.
Tencents in Hongkong notierte Aktien schlossen 0,4 % niedriger.