Investing.com - Die Finanzwelt wartet gespannt auf die Veröffentlichung der neuesten US-Inflationsdaten, die nicht nur Zahlen liefern, sondern auch die Fed-Politik beeinflussen könnten. Gleichzeitig sorgen steigende Disney-Aktien aufgrund von Preiserhöhungen auf der Streaming-Plattform für Aufsehen, während CEO Bob Iger das schwächelnde TV-Geschäft neu überdenkt. Doch nicht nur interne Entwicklungen halten Anleger in Atem – Chinas Besorgnis über ein US-Investitionsverbot im Technologiesektor schürt globale Unsicherheiten.
1. US-Inflationsdaten stehen an
Der wichtige US-Verbraucherpreisindex für Juli wird heute im Laufe des Tages veröffentlicht und gibt Anlegern neue Gelegenheit, den Inflationsverlauf in der größten Volkswirtschaft der Welt zu beurteilen und ihre Einschätzungen für die geldpolitischen Entscheidungen der Fed zu aktualisieren.
Der Großteil der Volkswirte geht davon aus, dass die Inflationsrate im Jahresvergleich um 3,3 % gestiegen ist. Damit würde die Inflation im Vergleich zu den 3,0 % im Juni leicht zulegen. Trotz dieser Beschleunigung könnte die Tatsache, dass der Juli 2022 einen ungewöhnlich schwachen Referenzwert aufweist, dazu führen, dass die Märkte dieser Entwicklung nicht übermäßig viel Gewicht beimessen.
Betrachtet man die monatliche Veränderung, wird der Index voraussichtlich nahezu unverändert bei 0,2 % liegen. Der Kernwert, der volatilen Faktoren wie Lebensmitteln und Energie entgegenwirkt, soll sowohl im Jahresvergleich als auch im Monatsvergleich unverändert bleiben: mit einem Anstieg von 4,8 % im Jahresvergleich und 0,2 % im Monatsvergleich.
Neben der Auflockerung auf dem angespannten Arbeitsmarkt war die Abkühlung der heißgelaufenen Inflation das Hauptziel der Fed mit ihren seit mehr als einem Jahr andauernden Zinserhöhungen. Nach einem Höchststand von 9,1 % im letzten Sommer hat sich die Gesamtinflation stetig auf das 2-%-Ziel der US-Notenbank zubewegt. Insgesamt bleibt die Kerninflation aber hartnäckig auf hohem Niveau.
Bei ihrem jüngsten Treffen beschloss die Fed, die Kreditkosten um weitere 25 Basispunkte anzuheben, und wies darauf hin, dass ihre künftigen geldpolitischen Entscheidungen „datenabhängig“ sein würden. Die neusten US-Inflationsdaten werden für 14:30 Uhr MESZ erwartet und könnten für die US-Notenbanker von besonderer Relevanz sein.
2. Futures mit Tendenz nach oben
Vor der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten und einer Reihe neuer Quartalszahlen tendieren die US-Aktienfutures heute im vorbörslichen Handel nach oben.
Aktuell notiert der Dow Future 0,55 % höher, der S&P 500 gewinnt 0,59 % hinzu und der Nasdaq 100 springt 0,67 % ins Plus.
Während zweifellos der US-Verbraucherpreisindex im Mittelpunkt des Interesses steht, sollten auch die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA nicht unterschätzt werden. Diese könnten im Verlauf des Tages die Stimmung an den Märkten beeinflussen und den Verlauf des Handelstags mitbestimmen.
Nicht weniger bedeutend sind die heute erwarteten Quartalszahlen, die von verschiedenen Unternehmen präsentiert werden. Namen wie Alibaba (NYSE:BABA), Six Flags (NYSE:SIX) und Ralph Lauren werden ihre Leistungen offenlegen und somit direkte Einblicke in ihre Geschäftsentwicklung bieten. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf den gestern nach Börsenschluss veröffentlichten Ergebnissen von Disney , die weiterhin im Rampenlicht stehen.
3. Neue Streaming-Pläne bei Disney
Die Aktien des globalen Unterhaltungsgiganten Walt Disney (NYSE:DIS) legten heute einen positiven Start in den vorbörslichen US-Handel hin. Dieser Kursanstieg folgte auf die Bekanntgabe von einschneidenden Veränderungen im Streaming-Bereich durch das Unternehmen. Ziel ist es, die anhaltenden Herausforderungen im Film- und Fernsehsegment auszugleichen.
Disney enthüllte Pläne zur Preisanpassung für seinen Streaming-Service und zur Einschränkung der Passwort-Sharing-Praxis. Diese Maßnahmen sind Teil der jüngsten Bemühungen von CEO Bob Iger, das Unternehmen bis zum Herbst 2024 auf profitablen Kurs zu bringen.
Die Streaming-Division, zu der Dienste wie Disney+ und Hulu gehören, konnte im dritten Quartal des Geschäftsjahres ihre Verluste durch gesteigerte Abonnementgebühren und effizientes Marketingmanagement besser als erwartet eindämmen. Allerdings schrumpfte die Gesamtzahl der Abonnenten auf 146,1 Millionen. Dieser Rückgang ist hauptsächlich dem Verlust der Übertragungsrechte von Disney+ Hotstar für die indische Premier League im Cricket zuzuschreiben.
Auch aus den Reihen der Disney-Filmstudios kommen weniger erfreuliche Nachrichten, da die jüngsten Kinoumsätze enttäuschend ausfielen. Das einst blühende Fernsehgeschäft von Disney, das einst als treibende Kraft galt, kämpft aufgrund eines schwächelnden Werbemarkts ebenfalls mit Umsatz- und Gewinneinbußen.
Iger, der seit seiner Rückkehr an die Unternehmensspitze im November eine Umstrukturierung eingeleitet hat, erklärte den Anlegern, dass für die Fernsehnetzwerke „eine Reihe von strategischen Optionen“ in Betracht gezogen werden. Bezeichnenderweise merkte er an, dass Filme, Themenparks und Streaming das künftige Wachstum von Disney stützen werden. Dabei ließ er aber insbesondere die traditionelle oder lineare TV-Sparte aus.
4. China droht mit Vergeltungsmaßnahmen gegen das US-Investitionsverbot
Das chinesische Handelsministerium hat mit Verärgerung auf die neuesten US-Investitionsbeschränkungen in die Chip-Branche des Landes reagiert. Demnach verstößt das Verbot laut Aussage einiger chinesischer Vertreter gegen die „Prinzipien des fairen Wettbewerbs und der Marktwirtschaft“.
US-Präsident Joe Biden hat gestern das seit Langem erwartete Verbot bekannt gegeben, weil er befürchtet, dass chinesische Firmen, die sich auf sensible Technologien wie KI, Halbleiter und Quantencomputer spezialisiert haben, „erhebliche nationale Sicherheitsrisiken“ darstellen könnten.
Einige künftige Investitionen in diese Technologien werden untersagt, während Amerikaner, die von der Anordnung betroffene Aktien besitzen, Medienberichten zufolge aufgefordert werden können, ihre Beteiligungen der Regierung offenzulegen.
Bidens Executive Order, die voraussichtlich im nächsten Jahr in Kraft treten wird, wird weithin als Versuch Washingtons gesehen, das Wachstum von Technologien zu begrenzen, die Pekings militärische Fähigkeiten in Bereichen wie Waffenentwicklung und dem Knacken von Codes fördern könnten.
5. US-Rohöl zeigt sich vor US-Inflationsdaten volatil
Für den Ölpreis ging es am Donnerstag in keine bestimmte Richtung. Viele Händler zeigen sich vor der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten zurückhaltend.
Wie die Energy Information Administration gestern mitgeteilt hat, stiegen die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 4. August unerwartet an. Die Benzin- und Destillatvorräte nahmen dagegen stärker ab als erwartet.
Diese Entwicklung hat dazu beigetragen, dass die Rohölpreise trotz der anhaltenden Besorgnis über eine schleppende wirtschaftliche Erholung in China, dem weltweit größten Ölimporteur, wieder anzogen.
Aktuell wird ein Barrel US-Rohöl 0,08 % niedriger bei 84,33 USD gehandelt, während sich Brent um 0,02 % auf 87,53 SUD pro Barrel verbilligt. Die Nordseesorte Brent hat gestern ein 6-Monats-Hoch erreicht, während WTI den höchsten Stand seit November 2022 verzeichnete.