BERLIN (dpa-AFX) - Die Sanierung von Häusern und Wohnungen für mehr Klimaschutz droht Eigentümer nach Einschätzung der Wohnungs- und Immobilienbranche in den kommenden Jahren zu überfordern. Die Politik solle ihre Anforderungen herunterschrauben und mehr Förderung bereitstellen, forderten mehrere Verbände am Donnerstag in Berlin.
"Immer höherer Standards überfordern sowohl Bauherren als auch Mieter finanziell und bringen nicht den gewünschten Klima-Effekt", sagte der Präsident des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko. Katharina Metzger, die Präsidentin des Bundesverbands Baustoff-Fachhandel, erklärte: "Abstriche bei der Energieeffizienz von Wohnhäusern zu machen, bringt am Ende mehr Klimaschutz." Denn nur so seien Sanierungen vor allem bei den Altbauten überhaupt machbar.
Einer Untersuchung des Kieler Bau-Beratungsinstituts Arge für das Verbändebündnis Wohnungsbau zufolge werden bereits jetzt jährlich rund 50 Milliarden Euro in energetische Sanierungen investiert. Stiegen Modernisierungsrate und Anforderungen wie politisch gefordert an, werde sich diese Summe schnell verdrei- oder vervierfachen. Die Studienautoren empfehlen eine staatliche Förderung in Höhe von mindestens 30 Milliarden Euro im Jahr. Außerdem sollte bei energetischen Sanierungen das sogenannte Effizienzhaus 115 als Standard gelten.
SPD, Grünen und FDP haben sich vorgenommen, dass beim Umbau von Bestandsgebäuden ab 2024 das energiesparendere Effizienzhaus 70 zum Vorbild genommen werden soll. Die Studienautoren sind aber der Meinung: "Sie können ein Effizienzhaus 115 theoretisch mit einer vernünftigen klimaneutralen Ausstattung besser machen als ein Effizienzhaus 40."
Dem Verbändebündnis Wohnungsbau gehören neben dem GdW und dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel der Deutsche Mieterbund, die IG Bau, der Zentralverband des Baugewerbes, der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen und die Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau an.